Händlerportrait

"Wir setzten bei der Gestaltung auf Wohnzimmeratmosphäre"

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Die Fux AG gehört zu den ältesten Radio- und TV-Fachgeschäften in Zürich. Heinrich Fux gründete das Unternehmen vor mehr als 60 Jahren. Heute führen es sein Sohn Bernhard und dessen Söhne Marc und Oliver. Im neuen Ladenlokal an der Stauffacherstrasse steht Bang & Olufson im Zentrum. Der Familienbetrieb bietet aber mehr: vom Sideboard über die passende Couch bis zum Nobelkühlschrank.

Über 60 Jahre in der CE-Branche zeugen von Durchhaltevermögen. Wie fing alles an?

Marc Fux: Mein Grossvater hat das Geschäft 1948 gegründet und verkaufte damals einfach das, was es gab – die ersten Fernsehgeräte, Musikanlagen und Radios. Aber auch Fotografie gehörte zum Sortiment. Grundsätzlich richtete er sich jedoch am Markt aus. Je nachdem, welche neuen Produkte erschienen, verkaufte und installierte er diese.

Und stand auch damals schon B&O im Zentrum?

Nein, wir hatten verschiedene Marken. Grundig war damals noch sehr stark. Aber auch Braun, Vega und Telefunken waren dabei. Also vor allem die Marken, die heute praktisch niemand mehr kennt, ausser vielleicht die ältere Generation. Mein Grossvater passte das natürlich laufend an. Vor etwa 50 Jahren entdeckte er dann Bang & Olufson und war so begeistert, dass er die Produkte direkt selbst importierte. Denn B&O wurde damals in der Schweiz noch gar nicht vertrieben. Das Ganze hat sich dann natürlich stetig weiterentwickelt. Irgendwann gab es eine offizielle Vertretung in der Schweiz und ungefähr 1990 entstand das erste Shop-Konzept von B&O. Wir eröffneten als einer der ersten Händler in der Schweiz einen solchen B&O-Store. Und das Konzept bewährte sich. Natürlich wurde es immer wieder angepasst und geändert, aber wir haben es weitergezogen und halten bis heute in unseren Läden daran fest. Wir sind nach wie vor sehr begeistert von der Marke.

Sie haben drei Läden in Zürich. Gab es Veränderungen bezüglich der Standorte?

Unser erstes Geschäft war das an der Hohlstras­se. Dort befand sich auch unsere Werkstatt. Dazu hatten wir einen kleinen Laden an der Langstrasse. Den haben wir aber geschlossen, als wir vor ungefähr zehn Jahren das Lokal an der Löwenstrasse übernahmen. Später kam dann der Plan auf, ein B&O-Geschäft am Stauffacher zu eröffnen. Als das gelang, waren wir an drei Standorten vertreten: Hohlstrasse, Löwenstrasse und Stauffacherplatz. An der Hohlstrasse haben wir relativ bald mit B&O aufgehört und betrieben dort primär unsere Werkstatt sowie An- und Verkauf von Occasionen, da wir mit der Löwenstrasse und dem Stauffacherplatz schon zwei grosse B&O-Läden hatten. Mit der Zeit wurde es für uns aber ziemlich unpraktisch, die Geräte für Reparaturen immer hin und her zu fahren. Mit der zunehmenden Grösse der Fernseher wurde es in der Werkstatt zudem immer enger. Im letzten Sommer haben wir dann die Chance erhalten, die Lokalität hier an der Stauffacherstrasse zu übernehmen, und seit Herbst ist der neue Laden offiziell eröffnet. Mit dem Einzug in den neuen Laden verlegten wir auch die Werkstatt und kündigten das Geschäft an der Hohlstrasse.

Und das Konzept des neuen Ladens ist ein anderes oder noch immer das gleiche?

Die Idee blieb eigentlich die gleiche,  aber es ist viel professioneller geworden. Wir haben bei der Gestaltung unseres Ladens auf Wohnzimmeratmosphäre gesetzt statt auf vollgestopfte Regalwände und Preisrabattschilder. Uns ist es wichtig, dass sich unsere Kunden wohlfühlen und in unserem Laden entspannen können. Darum stellen wir neben den Geräten nun auch sehr viele Möbel aus und zeigen mehr ganzheitliche Lösungen. B&O hatte den Anspruch für Komplettlösungen zwar eigentlich schon immer, aber nicht jeder kann sich unbedingt für B&O begeistern. Deshalb haben wir hier auch Produkte von Loewe, Panasonic und Samsung im Programm. Entscheidet sich ein Kunde für ein Gerät, können wir dann das passende Möbel, das passende Verstärkersystem und die richtigen Lautsprecher dazu anbieten. Und das immer mit dem Anspruch, dass alles aufeinander abgestimmt ist. Dabei setzen wir vor allem auf Traditionshersteller, wie etwa Revox, Ruark Audio oder Geneva. Es sind ausgewählte Produkte, von denen wir glauben, dass sie einfach zu bedienen, qualitativ hochwertig und ein bisschen exklusiv sind.

Hinter Ihnen steht ein Kühlschrank. Wie passt der in Ihr Wohnzimmerkonzept? Verkaufen Sie auch Weisswaren?

Ja und nein. Kühlschränke oder sonstige Weisswaren sind eigentlich keine Produkte die wir pushen wollen. Wir haben auch keine Bügeleisen, Mixer oder ähnliches im Sortiment. Wir hatten aber anfangs die Idee, eine Art Einbauküche zu installieren. Im Stil einer Kaffeebar mit Einbaukühlschrank und Kaffeemaschine. Schlussendlich haben wir uns aber gedacht, dass wir solche Einbaumöbel ja nie wieder verkaufen können. Stattdessen entschlossen wir uns, ein Regal im Stil eines Sideboards und einen freistehenden Kühlschrank im Retrodesign aufzustellen. Für den Kühlschrank sind wir mit dem Hersteller Sibir in Verbindung getreten, der unsere Idee sehr positiv aufnahm und uns direkt sein ganzes Sortiment anbot. Ich könnte Ihnen also vom Tiefkühler bis zum Weinkühler grundsätzlich alles liefern. Es sind aber wie gesagt keine Produkte, die wir primär verkaufen wollen. Unser Laden soll einfach auch optisch polarisieren, damit Menschen herein kommen und sich wohl fühlen.

Leiden Sie unter der Konkurrenz im Internet und Kunden, die sich im Laden beraten lassen, Produkte aber online bestellen?

Diese Probleme existieren, das lässt sich nicht leugnen. Ich bin jedoch der Meinung, dass es gerade im Raum Zürich, aber auch in der ganzen Schweiz, viele Menschen gibt, die ihren Fernseher oder ihre Musikanlage nicht zwingend im Internet kaufen wollen. Und zwar einerseits, weil sie vielleicht gut genug verdienen, sodass für sie der Preisunterschied nicht ins Gewicht fällt. Andererseits weil sie vom Händler beraten werden wollen. Wir sollen für sie herausfinden, was sie eigentlich wollen. Dafür sind sie bereit, mehr zu bezahlen.

Sicherlich haben auch wir hin und wieder Kunden, die zu uns kommen und sich beraten lassen, aber schlussendlich die Produkte an einem anderen Ort oder im Internet kaufen. Wenn diese Kunden dann dennoch unsere Dienstleistungen wie Installation und Programmierung in Anspruch nehmen wollen, machen wir das zwar, berechnen dies dann aber auch. Ansonsten hilft uns auch unser spezielles Sortiment. Wir haben Lautsprechersysteme, die nicht im Online-Handel zu Dumpingpreisen angeboten werden, weil die Hersteller nur auf den Vertrieb über Fachhändler wie uns setzen.

Für die Zukunft kann ich mir vorstellen, für die Beratung im Laden eine Gebühr zu verlangen, die beim Kauf dann wieder gut geschrieben wird. In England wird das bereits praktiziert. Wir überlegen uns das, haben aber derzeit noch keine konkrete Pläne, etwas derartiges umzusetzen. Was wir in der Hinsicht aber bereits machen, ist die Beratung vor Ort. Die stellen wir in Rechnung, schreiben die Kosten aber wieder gut, wenn der Kunde nach erfolgter Beratung bei uns kauft.

Bieten Sie auch andere Dienstleistungen an? Beispielsweise komplette Heimvernetzung und –automation?

Ja, seit bald 20 Jahren arbeiten wir Multimediakonzepte aus und seit gut 10 Jahren auch komplette Haussteuerungssysteme. Wir programmieren die Steuerungen für Jalousien, Lichtanlagen oder ähnliches jedoch nicht selbst. Wir bieten in erster Linie intelligente Multimediasysteme von B&O, Revox oder Sonos an. Bei der Umsetzung von Haussteuerungsprojekten, die über Multimediasysteme hinaus gehen, arbeiten wir dann mit KNX-Partnern, Architekten und Elektroplanern zusammen. Gemeinsam setzten wir uns mit den Kunden an einen Tisch und arbeiten individuelle Konzepte aus.

Erkennen Sie neben der Hausautomation andere Branchentrends? Stichwort Ultra HD/4K.

Ich glaube nicht, dass sich Ultra HD so bald durchsetzen wird. Solange es an Inhalten fehlt, hat die Technologie keine Chance. Ich glaube auch nicht, dass ein „Normaluser“ jetzt eine 4K-Kamera kauft, um seine Familienfilme in 4K auf dem Fernseher anschauen zu können. Ich bin der Meinung, wenn man nicht gerade einen 65-Zoll-Fernseher zu Hause hat, braucht man auch keine 4K-Auflösung. Für alles unter 65 Zoll, ist Full HD vollkommen ausreichend. Kaum ein Fernsehsender strahlt heute in Full HD aus. Das höchste der Gefühle ist HD. Full-HD-Qualität bekomme ich also nach wie vor nur über Bluray oder via PC.

Sie vertreiben auch Produkte von Loewe. War es für Sie eine Erleichterung, dass der Hersteller jetzt Investoren gefunden hat und vor dem Bankrott gerettet werden konnte?

Die Hiobsbotschaft, dass Loewe insolvent ist, hat uns ziemlich genau dann erreicht, als wir uns gerade dazu entschieden hatten, Loewe in unser Sortiment aufzunehmen. Wir vereinbarten mit Loewe Schweiz, dass wir sie zwar listen, aber nicht direkt Geräte für 20'000 Franken ausstellen, solange unklar war, ob das Unternehmen am nächsten Tag noch existieren würde. Wir konnten ein Rückgaberecht im Falle des Bankrotts aushandeln. Dafür erklärten wir uns bereit mit der Marke durchzustarten, sobald ein Investor gefunden würde. Wir waren aber eigentlich immer davon überzeugt, dass Loewe das schaffen würde. Es ist ein Traditionsunternehmen und hat in Europa einen guten Namen. Somit war die Nachricht für uns lediglich eine Bestätigung und wir freuen uns, dass es jetzt weiter geht.

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