Dossier: Datacenter Infrastructure Management

Datacenter-Boom: Neue Chancen für den Channel

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von Patrik Kamber, Country Sales Manager, Schneider Electric, Geschäftsbereich IT Business.

Bunker und Blumenbörsen werden in der Schweiz auch in den kommenden Jahren in Rechenzentren umgewandelt. Für den Channel bringt die grosse Dynamik bei der IT-Infrastruktur neue Anforderungen – und neue Möglichkeiten im Lösungsgeschäft.

(Quelle: Schneider Electric)
(Quelle: Schneider Electric)

Server-Bedarf innerhalb weniger Jahre verdoppelt, Storage-Wachstum von über 50 Prozent pro Jahr. Dies sind keine optimistischen Prognosen zum Wachstum in der IT-Branche. Es ist die stürmische Realität, wie sie aktuell in vielen mittelständischen und grossen Schweizer Unternehmen zu beobachten ist. Die grosse Dynamik bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. Nicht nur für Unternehmen und Datacenter- Betreiber, auch und gerade für den Channel.

Denn die Art und Weise, wie Unternehmen IT-Infrastruktur einkaufen, ändert sich. Früher war der Bau eines Rechenzentrums mit einem Hausbau vergleichbar: Kunden engagierten einen Architekten, der ein komplexes Einzelstück entwarf, das periodisch mit neuem Equipment ergänzt wurde.

Die Beratung der Händler und Reseller konzentrierte sich dabei auf einzelne Hardware wie Server, Storage, Kühlsysteme oder USV. Heute führen die geringe Planbarkeit und der Kostenund Ressourcendruck dazu, dass Datacenter immer mehr auf standardisierten und modularen Komponenten beruhen, die nach individuellen Kundenbedürfnissen konfiguriert werden. Etwa so wie beim Kauf eines Autos. Im Fokus sind dabei nicht mehr primär einzelne Hardwarekomponenten, sondern die Gesamtlösung, also das schlüsselfertige Rechenzentrum mit allem drum und dran.

Infrastruktur rückt in den Fokus

Für den spezialisierten Fachhandel eröffnen sich dadurch neue Horizonte. Es gilt, sich intensiv mit der gesamten technischen Infrastruktur eines Rechenzentrums zu befassen, bestehend aus Gebäude, effizienter Stromversorgung, Kühlung, USV, Racks, Netzwerk und Zutrittskontrolle.

Mit gesamtheitlicher Betrachtung und integriertem Management haben die Kunden ihre Kosten im Griff, können flexibel auf wechselnde Bedürfnisse reagieren und erhalten eine hoch performante und hoch verfügbare IT-Infrastruktur.

Dies sind die zentralen Bedürfnisse der Unternehmen. Für Channel-Spezialisten, die in der Lage sind, ihre Kunden entsprechend zu beraten und die erforderliche Kompetenz mit ausgereiften Lösungen unter Beweis zu stellen, eröffnen sich interessante Geschäftsperspektiven. Voraussetzung dafür ist die Professionalisierung im Datacenter- Infrastrukturbereich. Wem es hier an Engagement fehlt, für den ist der Zug wohl schon bald abgefahren.

Aktuelle Entwicklungen bei Datacentern

Der Kostendruck sowie die geringe Planbarkeit auf Seite der Kunden hat eine Reihe von Entwicklungen eingeleitet, die die Rechenzentren in den kommenden Jahren prägen. Die Ablösung konventioneller Server durch virtuelle Server und Blade-Center führt dazu, dass die Rechenzentren flächenmässig schrumpfen, die Leistungsdichte der Systeme dafür stark zunimmt. So wird sich die durchschnittliche Wärmeleistung pro Rack in der nächsten Dekade nahezu verdoppeln.

Zum Verkauf von Blade-Servern gehört deshalb auch das entsprechende Know-how rund um zeitgemässe Kühlungssysteme wie etwa das Heissgang-System (Hot Aisle Containment), das die heisse Abluft direkt bei den Servern entzieht und über einen geschlossenen Wasserkreislauf nach aussen leitet.

Riesiges Sparpotenzial

Das Einsparpotenzial dank hocheffizienter Kühlung ist immens. Mit dem Wechsel von der konventionellen Raumkühlung zur flexiblen Reihenkühlung im Heissgang können bis zu 30 Prozent Strom gespart werden. Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Geschäftsprozesse und der Auslagerung von IT-Services in die Cloud steigen zudem die Ansprüche an Verfügbarkeit und Betriebssicherheit von Datacentern.

Microsoft garantiert für seine Cloud-Lösung Office 365 beispielsweise eine Verfügbarkeit von 99,9 Prozent. Diese bedeutet bei einem 7 x 24-Betrieb eine maximale Ausfallzeit von rund acht Stunden pro Jahr. Mehrfach redundante Systeme inklusive Lösungen für die unterbrechungsfreie Stromversorgung sind deshalb unabdingbar.

Smarte USV-Geräte leisten hier unbezahlbare Dienste; nicht nur, weil sie einspringen, wenn der Strom ausfällt, sondern auch, weil sie Spannungsspitzen im Netz ausgleichen und dadurch Server, Speicher und Switches vor Schaden schützen.

Gesamtsystem-Management als Schlüssel

Ein weiterer grundlegender Trend ist die wachsende Bedeutung des ganzheitlichen Infrastrukturmanagements. Ohne integrierte Sicht auf das Rechenzentrum mit seiner Vielzahl heterogener – auch älterer – Systeme sind ein flexibler, loadabhängiger Betrieb und die Optimierung der Energieeffizienz nicht möglich.

Mit offenen Softwarelösungen wie etwa der Struxureware-Suite lassen sich alle kritischen Komponenten von Servern über Stromversorgung und Kühlung bis zur Sicherheit im Rechenzentrum präzise und ortsunabhängig steuern und optimieren. Auch für die Implementierung eines ganzheitlichen Managementsystems sind viele Channelkunden auf kompetente Beratung angewiesen – eine Chance, die alerte Fachhändler bereits heute mit Erfolg wahrnehmen.

Unterwegs zum Value Added Reseller

Technologieanbieter wie Schneider Electric unterstützen den Fachhandel und Channel bei seiner Weiterentwicklung zum Value Added Reseller (VAR) mit einem vielfältigen Angebot.

Umfassende Partnerprogramme beinhalten nicht nur Ausbildung und Zertifizierung, sondern auch Tools für Audit- und Service-Leistungen, spezifische Rabatte und vor allem einen gemeinsamen Approach zu neuen Märkten. Besonders interessant ist beispielsweise das Energy- Step-Tool, eine Art physischer Fitnesscheck für Rechenzentren in den Bereichen Stromverbrauch, Kühlung und Racks. Kompetente Fachhändler generieren dadurch einen unmittelbaren Kundennutzen, nämlich eine detaillierte Bestandesaufnahme zum Zustand des jeweiligen Rechenzentrums bis auf das einzelne Rack.

Auf Basis einer solchen Beratungsleistung gewinnt der Kunde Vertrauen zum Händler und die Tür für die weitere Zusammenarbeit steht offen. Als Technologiepartner unterstützt Schneider Electric den Channel im Hintergrund und hilft ihm, eine passende Lösung für die individuellen Bedürfnisse des Kunden zu entwickeln. Der Analyse-Ansatz ist vielversprechend, da auch der Retrofit bestehender Rechenzen tren ein langfristig relevanter Markt ist.

Eigene Cloud-Lösungen für den Channel

Die Zusammenarbeit zwischen Technologiepartner und Channel kann in Zukunft noch weiter gehen. Immer mehr Fachhändler und Distributoren haben das gros se Potenzial der Colocation erkannt und setzen auf eigene Rechenzentren, um ihren Kunden kostengünstige Cloud-Lösungen anbieten zu können.

In diesem Herbst eröffnet der deutsche Distributor Wortmann ein derartiges Rechenzentrum mit bis zu 550 Racks, das komplett von Schneider Electric umgesetzt wird, inklusive Mittelspannung, Niederspannungsverteilung und integriertes Managementsystem.

Gemäss verschiedenen Studien übersteigt die jährlich um 12 bis 15 Prozent wachsende Nachfrage nach Co location auch in den nächsten drei Jahren das vorhandene Angebot deutlich. Auch künftig werden also ehemalige Bunker, Produktionsbetriebe und Blumenbörsen in Rechenzentren umgebaut – und die Schweiz dürfte europaweit an der Spitze bleiben bei der installierten IT-Kapazität.

Das alles sind starke Gründe für Channel, Distributoren und Fachhandel, sich den Datacentern und deren Infrastruktur entschlossen zuzuwenden und – mit geeigneter Unterstützung – am Beratungsgeschäft zu partizipieren.

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