Vis-à-Vis: Im Gespräch mit Hauke Stars, Country General Manager von HP Schweiz.

"Die Turbulenzen haben vor allem in der Presse stattgefunden"

Uhr | Updated
von Marc Landis

Nach zwei CEO-Wechseln in 15 Monaten ist bei HP wieder etwas Ruhe eingekehrt. Channel und Kunden sollen in HP wieder einen verlässlichen und sicheren Technologiepartner sehen. Hauke Stars, Country General Manager Schweiz, spricht im Interview in ruhigem Ton über eine bewegte Zeit.

HP-Schweiz-Chefin Hauke Stars.
HP-Schweiz-Chefin Hauke Stars.

Was waren für Sie im letzten Jahr die aufwühlendsten Momente als General Manager von HP Schweiz?

Hauke Stars: In jedem der letzten drei Geschäftsquartale gab es für mich einen bewegenden Moment. Wir haben mit der Schweizer Niederlassung in jedem Quartal die HP-internen Awards für das beste Land der Region gewonnen.

Wofür denn genau?

Im Rahmen dieser Awards wird Umsatzentwicklung, Margenentwicklung, Entwicklung der Kundenzufriedenheit und der Kundenloyalität, die Mitarbeiterzufriedenheit und anderes analysiert, und wer am besten abschneidet, gewinnt den Award. In letzten drei Quartalen hat HP Schweiz gewonnen.

Dann sind Sie zufrieden mit dem Geschäftsverlauf?

Wir sind sehr zufrieden mit unserer Geschäftsentwicklung und wollen auch weiterhin so gut sein, wie wir es in den letzten drei Quartalen waren. Wir hoffen, dass wir den Award auch noch im vierten Quartal holen.

Aber es gab ja nicht nur gute Nachrichten von HP. Der Konzern hat den dritten CEO in 15 Monaten, dann gab es Turbulenzen rund um die "Untersuchung der strategischen Varianten für HPs PC-Division". Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Mark Hurd ist im August 2010 abgetreten, Léo kam im November 2010 und jetzt haben wir Meg. Es hat sich einiges getan bei uns. Allerdings muss man auch sagen, dass die Turbulenzen vor allem in der Presse stattfanden. Als die Information an die Öffentlichkeit kam, dass HP strategische Varianten für die PC-Division erörtere, hiess es in der Presse gleich, dass HP das ganze Hardware-Geschäft verkaufe. Das stimmte natürlich ganz und gar nicht. Wer so ein grosses Unternehmen führt, ist verpflichtet, regelmässig die strategische Ausrichtung des Unternehmens zu überprüfen. Das wurde in der Vergangenheit auch mit anderen Divisionen immer wieder getan. Es war einfach unglücklich, dass diese Diskussionen an die Öffentlichkeit drangen.

Ihre Kunden und Partner wollten aber sicher von Ihnen wissen, wie es weitergeht. Wie haben Sie sie beruhigt?

Wir haben in dieser unruhigen Zeit sehr viel mit ihnen gesprochen. Denn sie waren natürlich durch die vielen Pressemeldungen verunsichert. Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen, und unsere Mitarbeitenden im Kundenkontakt mit allen nötigen Informationen ausgestattet, damit diese mit den Kunden sprechen konnten, um ihnen die Lage genau zu erklären. Das hat uns schliesslich sogar näher an Partner und Kunden herangerückt.

Warum hat die Geschichte mit dem PC-Geschäft so einen Wirbel verursacht?

Es ist ein emotionales Thema. Unsere PCs machen die Marke HP weltweit überall sichtbar. Unzählige Menschen haben direkten Kontakt mit unseren Rechnern. Zudem ist es ein 40-Milliarden-Dollar-Geschäft. Wir sind Marktführer bei PCs. Im Vergleich zu Konkurrenten sind wir mit einer Marge von 5,9 Prozent im Geschäftsjahr 2010 zudem auch die Profitabelsten. Wir kamen also aus einer Position der absoluten Stärke, und da war es natürlich für viele interessant zu hören, was denn da mit dem Marktführer passiert. Ich freue mich aber, dass es nun so herausgekommen ist, dass das PC-Geschäft bei uns bleibt. Unsere Slogan "Better together" unterstreicht HPs Bekenntnis zu diesem Geschäft.

Wie haben Kunden und Partner auf den Entscheid reagiert?

Ich habe spontan von mehreren Partnern und Kunden SMS und E-Mails bekommen, dass sie sich darüber freuen.

Wie läuft das Schweizer Geschäft?

Für uns hat das Geschäftsjahr am 31. Oktober geendet. Das vergangene Geschäftsjahr war ein sehr gutes Jahr. Deshalb konnten wir auch in den vergangenen drei Quartalen wie bereits erwähnt die HP-internen Awards für die beste Ländergesellschaft gewinnen.

Warum lief es denn in der Schweiz so gut?

Unsere Kunden hier sind trotz Verunsicherung wegen Finanzkrise, Bankenkrise, Eurokrise, Wirtschaftskrise bei ihren Bestellungen geblieben und haben ihre Investitionen nicht zurückgestellt. Das war die Grundlage. Unsere Mitarbeitenden haben das genutzt und eine hervorragende Leistung gebracht, was nun auch international innerhalb von HP anerkannt wird.

Wo gibt es bei HP Schweiz noch Optimierungsmöglichkeiten?

Wir schauen immer wieder nach Dingen, die wir verbessern können. Ein Thema ist Service One. Dort könnten wir mit den Partnern noch besser zusammenarbeiten. Früher gab es oft Diskussionen, weil die Hürden für die Zusammenarbeit mit uns zu hoch waren und gewisse Partnerstufen im Dienstleistungsgeschäft nicht oder nur schwer erreicht werden konnten. Mit dem neuen Programm Service One können wir dem besser begegnen. Das angepasste Programm kommt bei den HP-Servicepartnern sehr gut an. Das Servicegeschäft ist für uns auch von sehr grosser strategischer Bedeutung. Es liegt uns viel daran, dass sich die Partner neben dem Hardwaregeschäft mit Services weiter spezialisieren.

Warum?

Unsere Kunden, mit denen wir direkt arbeiten, erwarten, dass wir ihnen Lösungen anbieten. Ein Geschäft ist nicht fertig, wenn wir ihnen einfach einen Server hinstellen und ein paar PCs liefern. Was unsere Kunden von uns im direkten Kontakt erwarten, wollen auch KMU-Kunden, die mit einem IT-Partner arbeiten. Hardware, Software und Services gehören zusammen. Auch der KMU-Kunde will seine neue IT-Lösung möglichst schnell und effizient in seiner Organisation produktiv in Betrieb nehmen.

Wie sieht HP die Funktion der Partner im Zeitalter der Cloud? Sind sie nicht eine vom Aussterben bedrohte Spezies?

Gemäss Marktforscher Gartner werden Unternehmen im Jahr 2014 weltweit fast 150 Milliarden US-Dollar für Cloud-Dienstleistungen ausgeben. Ich hoffe und baue darauf, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern in das Cloud-Zeitalter gehen und gemeinsam viel bewegen können. Wir wünschen uns, dass die Cloud-Services, die wir anbieten, von unseren Partnern vertrieben und bei den Kunden implementiert werden. Wir haben auch schon goldzertifizierte HP-Cloud-Partner in der Schweiz, die mit uns diesen Geschäftsbereich in Angriff nehmen. Einer davon ist Bechtle in Regensdorf. Allerdings wird es noch viele Jahre, und ich rede von Dekaden, dauern, bis die IT komplett in die Cloud übergegangen ist. Anders gesprochen: Hybride Umgebungen werden uns noch eine ganze Zeit begleiten. Einzelne Services werden aus der Cloud bezogen, trotzdem braucht es noch On-premise-Installationen mit traditioneller Betriebs-IT.

Welchen Einfluss hat die Frankenstärke auf HPs Geschäft hierzulande?

Für uns bedeutet die Frankenstärke, dass wir in den vergangenen Monaten mehrmals unsere Preise gesenkt haben. Ansonsten ist sie für uns direkt kein Problem. Wir haben aber dann ein Problem, wenn unsere Kunden wegen der Frankenstärke Probleme bekommen. Und zwar, wenn sie deswegen IT-Investitionen zurückstellen und nicht mehr bei uns einkaufen. Besonders betroffen sind vom Export abhängige Unternehmen und die Schweizer Tourismusbranche. Diese investieren etwas vorsichtiger. Die Frankenstärke ist für die IT-Industrie aber auch eine Chance. Unternehmen müssen fitter werden, sie müssen rationalisieren, und in ihre IT investieren, um ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Wir versuchen, unseren Kunden genau dabei zu helfen.

Zum Beispiel mit dem Konzept der Converged Infrastructure? Was ist eigentlich daraus geworden? HP hat dieses vor rund einem Jahr gelauncht, und seither habe ich kaum mehr davon gehört. Was ist der Grund?

Die Converged Infrastructure ist ein sehr wichtiges Thema für HP und wird fleissig von uns vertrieben. Converged Infrastructure ist eigentlich nichts anderes als industrialisierte IT, und industrialisierte IT ist konvergierte, zentral verwaltete Infrastruktur. Sie vereint Server, Storage, Netzwerkkomponenten, Kühlung und Software, damit Unternehmen jederzeit und überall jeden Workload bewältigen können. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch vom Instant-On-Unternehmen, dem Echtzeitunternehmen. Die Converged Infrastructure hilft Unternehmen, Prozesse zu beschleunigen. Möglich wird dies durch flexible Services, moderne Applikationen, punktgenaues Informationsmanagement, effiziente Rechenzentren und ein umfassendes Sicherheitskonzept. Neue Prozesse können in Stunden aufgesetzt werden, früher dauerte es Tage oder Wochen. Unternehmen können mehr Zeit in Innovationen investieren, statt sich mit der IT zu beschäftigen.

Und wenn wir schon bei den vergessenen Geschichten sind: Was ist aus 3Par geworden?

Wir haben die 3Par-Storagelösungen bei uns integriert und setzen sie auch umfassend in den Rechenzentren unserer Kunden ein. 3Par ist deshalb wichtig, weil es das Storage- System im Cloud-Paradigma ist: Es kann besonders gut mit unplanbaren Workloads umgehen, was ja genau die Herausforderung in der Cloud ist. Man weiss ja nie, wer, wann und wie oft zugreift.

Wie passt der Softwarehersteller Autonomy, den HP kürzlich übernommen hat, ins Softwareportfolio?

Die Aktionäre von Autonomy haben der Übernahme durch HP Anfang Oktober zugestimmt. Der britische Softwarehersteller ist auf die Analyse unstrukturierter Daten spezialisiert, die in Dokumenten auf Webseiten, aber auch in Videos und E-Mails oder in Onlinenetzwerken auftauchen. Software, die im ganzen Unternehmen anfallende Informationen analysiert und für den Einsatz in Geschäftsprozessen aufbereitet, ist eines der Zukunftsfelder der Softwareindustrie. Marktforscher Gartner schätzt, dass der weltweite Umsatz mit Business-Intelligence- und Analyseprogrammen 2010 um 13,4 Prozent auf 10,5 Milliarden Dollar gewachsen ist. Autonomy ist im Übrigen bei einigen Schweizer Kunden bereits sehr erfolgreich im Einsatz.

Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten IT-Trends der nächsten zwölf Monate?

Die Cloud ist und bleibt das bestimmende ITThema. Da werden wir im kommenden Jahr grosse Entwicklungen sehen. Ein zweites sehr wichtiges Thema ist für uns, und auch laut Gartner, der Umgang mit unstrukturierten Daten. Bei Big Data gibt es ein signifikantes Wachstum. Dann wird Energieeffizienz ein wichtiges Thema sein. Damit beschäftigen wir uns im Rahmen unseres Projekts Moonshot. Sie wissen ja, dass wir an Serverarchitekturen arbeiten, die mit stromsparenden ARM- und Atom-Prozessoren laufen.

Welche Prognosen geben Sie für das "IT-Jahr 2012" ab?

Wir haben uns vorgenommen zu wachsen. Es ist uns aber auch klar, dass die Geschäftsentwicklung von der Konjunktur abhängig ist. Und was aufgrund der Turbulenzen in der Eurozone nächstes Jahr noch geschieht und welche Auswirkungen das auf unser Geschäft hier in der Schweiz haben wird, wissen wir nicht.

Ihre Botschaft an den Channel?

Ich möchte mich für die gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern bedanken. Ich schätze sie sehr und hoffe, dass sie weiterhin so loyal zu HP stehen.

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