Gartner im Blickpunkt

Garnter: analysierte Analysten

Uhr | Updated
von Matthias Niklowitz

Gartner rückt nur selten in den Blickpunkt der Anleger. Das Analystenunternehmen ist neben IDC das bekannteste in der IT-Branche. Matthias Niklowitz wirft einen Blick auf die Geschäftszahlen des Unternehmens.

"The proof of the pudding is in the eating", pflegen die Briten zu sagen, wenn es um ihre bescheiden beleumdeten Kochkünste geht. Egal wie gekocht und gebacken wird – Hauptsache, das Resultat stimmt. Für Finanzanalysten gilt das Gleiche: Über die Frage, wie gut sie arbeiten, führen spezialisierte Firmen Statistiken – und hier schneiden oft die Kleineren besser ab als die Vertreter grosser Institute.

Nur selten in den Blickpunkt der Anleger rückt Gartner. Das in der IT-Branche neben IDC bekannteste Analystenunternehmen liefert dank der "Magic Quadrants"-Klassifikationen auch für die allgemeingebildete Leserschaft aus den Chefetagen verständliche Handlungsanleitungen für strategische und taktische Einkäufe. Laut den Finanzanalysten von Barclays weist die Gartner-Aktie eine bemerkenswert hohe statistische Korrelation mit dem US-Technologiesektor auf: Wenn die amerikanischen Technologie indizes um einen Prozentpunkt steigen, klettert auch der Gartner- Aktien kurs – und umgekehrt.

Belastet wurde die Aktie Mitte Mai vom schwachen Ausblick von Cisco – dort sprach das Management vom "schwächsten vierten Quartal seit zehn Jahren". Laut den Barclays- Analysten deutet vieles auf Cisco-spezifische Probleme hin, weil Konkurrenten wie HP und Huawei das Kerngeschäft attackieren. Denn Umfragen bei der Konkurrenz, bei Distributoren und Informatikchefs weisen zwar auf einen lustlosen und in einigen Euro-Peripheriestaaten schrumpfenden, aber keinesfalls auf einen weltweit einbrechenden IT-Markt hin.

Gartner selbst dürfte trotz des verhaltenden Umfelds weiter überproportional wachsen. Das Unternehmen wird in diesem Jahr laut den Barclays-Analysten einen Umsatz von 1,6 Milliarden US-Dollar in einem 45-Milliarden- Markt erreichen. Die Kunden gelten als treu: Rund 70 Prozent des Umsatzes sind – ähnlich wie im Software-Lizenzgeschäft – wiederkehrend, 80 Prozent der einmal gewonnenen Kunden kaufen wieder die Berichte der Marktforscher.

Ähnlich solide sind die Margen. Die Betriebsgewinnmarge klettert laut Analystenschätzungen auf 15,7 von zuvor 14,6 Prozent, die Reingewinnmarge springt gleich um einen ganzen Prozentpunkt auf 10,3 Prozent. Und dabei soll es laut den Analysten von Barclays nicht bleiben – für 2014 erwarten sie eine Steigerung der Betriebsgewinnmarge auf über 17 Prozent und der Reingewinnmarge auf 12 Prozent. Solche Werte entsprechen denen sehr gut geführter ITBeratungsfirmen.

Allerdings hatte sich auch Gartner nicht als immun gegenüber den Auswirkungen der Finanzkrise erwiesen: Der Finanzsektor gilt als wichtigster Käufer von Hardware, Software und Services, und wenn hier gespart wird, dann (auch) bei den IT-Abteilungen, externen Beratern und weiteren Ausgabeposten wie Research- Berichten. Die grössten Risiken für den Aktienkurs von Gartner liegen laut den Barclays-Analysten bei möglichen Problemen mit dem Ausbau der Verkäufer- Truppe der Gartner-Berichte sowie dem nicht umgesetzten Produktivitätssteigerungspotenzial. Aber diese Risiken für die aktuell stolz bewertete Aktie gelten als beherrschbar – zumal die Gartner-Sales-Leute eigentlich nur die hauseigenen Berichte zu IT-Beratungsunternehmen lesen müssen, um hier die gröbsten Fehler zu vermeiden.

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