Event - CES und PMA, Las Vegas

Smartphones, Tablets, Ultrabooks und LED-TV

Uhr | Updated
von Marc Landis, Urs Tillmanns, Chefredaktor Fotointern, Las Vegas (Bilder)

Vom 10. bis zum 13. Januar 2012 hat in Las Vegas die Consumer Electronics Show stattgefunden. Die Messe rund um Unterhaltungselektronik und IT lockte dieses Jahr über 150 000 Besucher an, die sich an Messeständen von 3100 Ausstellern über die technologischen Neuheiten und Trends der Märkte informierten. Die Stars der Messe waren wie erwartet Smartphones und Tablets. Neu an der diesjährigen CES war, dass mit ihr gemeinsam auch die Fotofachmesse PMA stattfand.

Die CES in Las Vegas ist die grösste jährlich stattfindende CE-Fachmesse der Welt. Im Gegensatz zur IFA in Berlin, die mehr Besucher hat, aber etwas weniger Fläche, ist die CES allerdings nur registrierten Fachbesuchern zugänglich, was sie auch zur grössten reinen Fachbesuchermesse für Consumer Electronics und IT machen dürfte.

Die Messe zeigte 20 000 Neuheiten aus dem weltweiten Angebot der IT und der Unterhaltungselektronik- Welt. Smartphones, Tablets und TVs waren die Stars der diesjährigen Veranstaltung. Neu an der CES war, dass erstmals die Fotomesse PMA Trade Show der Photo Marketing Association in die CES integriert wurde. Praktisch war das für die Besucher zwar nicht, da die örtliche Trennung der beiden Messen mit langen Transferzeiten verbunden war. Ein Rahmenprogramm zur Messe mit Vorträgen und Diskussionen rundete den Messebesuch ab, sofern die Zeit dazu reichte. Denn für einen Messerundgang in den sieben gigantischen Hallen des "Las Vegas Convention Center" mit einer Ausstellungsfläche von knapp 173'000 Quadratmetern (vgl. Messe Zürich: 33 000 Quadratmeter) muss man sich gut vorbereiten, um auch nur das Wichtigste sehen zu können. Und obwohl das Las Vegas Convention Center eines der grössten Messegelände der Welt ist, mussten die Veranstalter in den Casinohotels Hilton, Bally, Renaissance, Encore, Wynn und The Venetian weitere Ausstellungs- und Konferenzflächen dazumieten.

Neues von Intel und Nvidia

Während Netbooks wegen des Siegeszuges der Tablets immer weniger Käufer finden, scheinen bei den mobilen PC-Systemen Geräte auf Basis von Intels Ultrabooks-Plattform auf dem Vormarsch zu sein. Mehr als 30 neue Ultrabook-Modelle wollen die Veranstalter der CES an der Messe gezählt haben. Ein Ultrabook mit Tablet-Funktion zeigte etwa Lenovo mit dem Modell Yoga. Obwohl es die beiden Geräteklassen Tablet und Ul trabook kombiniert, ist es mit 17 Millimetern nur etwa doppelt so dick wie ein iPad, das keine Tastatur hat.

Auch Dell zeigte mit dem XPS 13 sein erstes Ultrabook. Es ist 1,3 Kilogramm schwer und misst 18 Millimeter an seiner dicksten Stelle. Über einen SD-Kartenleser und eine HDMIBuchse verfügt das Gerät allerdings nicht.

Acer präsentierte mit dem Aspire S5 das dünnste Ultrabook auf der CES. Mit seinem Aluminiumgehäuse wiegt es 1,35 Kilogramm. Und auch HP fehlte nicht beim Schaulaufen der Ultrabooks: Das Envy 14 Spectre des Marktführers fiel durch Applikationen von kratzfestem Gorilla-Glas auf. Was hübsch aussieht, macht das Gerät mit 1,8 Kilo Gewicht allerdings zu keinem Leichtgewicht unter den Ultrabooks. Dass endlich mehr Ultrabooks auf den Markt kommen, ist nötig, denn bisher konnte sich Intels Plattform im Markt nicht durchsetzen. Ein Grund dafür dürfte neben dem bisher dürftigen Angebot an Geräten auch der noch recht hohe Preis sein. Ein Intel-Manager sagte allerdings, er gehe davon aus, dass die Geräte mit ihrer wachsenden Verbreitung im Markt zunehmend preiswerter würden und die Schwelle von 1000 US-Dollar bald deutlich unterschreiten könnten.

Smartphones

Endlich möchte Intel auch als Hersteller von Smartphone-Chips ernst genommen werden. Das Unternehmen drängt in diesem Bereich mit einer neuen Prozessortechnik auf den Markt. Eine entsprechende Referenzplattform auf der Basis von Google Android stellte Intel-Chef Paul Otellini an der CES vor. Zu den Bestandteilen der Plattform gehören Chips mit dem Codenamen Medfield, eine Kamera mit einer Auflösung von acht Megapixeln und eine HDMI-Schnittstelle für das Abspielen von Videos.

Ein weiteres Thema an der CES waren Quadcore- CPUs für Smartphones und Tablets (allerdings nicht von Intel). So entschied Fujitsu wohl das Wettrennen um das erste Android-Smartphone mit einem Vierkern- Prozessor für sich. Beim vorgestellten Modell des Vierkern-Prozessor-Smartphones handelte es sich allerdings erst um einen Prototypen. Angetrieben wird das Modell von einem Nvidia-Tegra-3-Prozessor. Marktreif dürfte das Gerät Ende Februar zum Mobile World Congress in Barcelona sein. Die CPU des Übertelefons hat eine Prozessorleistung von viermal 1,2 GHz. Das 4,6-Zoll-Display soll mit einer Auflösung von 1280 x 720 Pixel HD-Inhalte wiedergeben können und unter dem Android-Betriebssystem Ice Cream Sandwich laufen.

Ein erstes Quadcore-Tablet präsentierte Asus mit dem Eee Pad Transformer Prime das ebenfalls mit dem Nvidia-Tegra-3-Chip ausgestattet ist. Weitere Tablets mit Vierkern- Prozessor dürften bald folgen.

Bye-bye Microsoft

Auch Microsoft, das dieses Jahr laut Aussagen seines Chefs Steve Ballmer das letzte Mal an der CES teilnahm, präsentierte eine interessante Neuigkeit: Microsoft will den Einsatzbereich seiner Gesten- und Bewegungssteuerung Kinect ausbauen, sodass diese künftig nicht mehr nur Spiele auf der Xbox 360, sondern auch Programme unter Windows bedienen kann. Ab dem 1. Februar werde es eine Version für Windows 7 sowie eine Vorabversion für Windows 8 geben, das gegen Herbst fertig sein soll.

Vor allem im kommerziellen Grosskundengeschäft sieht Microsoft erhebliches Potenzial und neue Möglichkeiten für den Einsatz von Kinect, etwa in der Medizintechnik und in der Autoindustrie. Apropos Autoindustrie: Auch diese war dieses Jahr an der CES vertreten. Künftig sollen nämlich gewisse Funktionen in Autos mit Apps gesteuert werden können. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche hielt eine der viel beachteten Keynotes zu diesem Thema. Und der USHersteller Ford zeigte bereits Smartphone- Apps für Autofahrer, die die Sprachsteuerung von Fords "Sync"-Plattform nutzen und unterstützen.

Neben der omnipräsenten Informationstechnologie ist die CES aber natürlich vor allem Consumer Electronics Show. Aus der Unterhaltungselektronik-Ecke gebührt traditionell den Innovationen aus dem TVBereich die Bühne. Hier überzeugte nicht nur die verfügbare Bildschirmgrösse an den Ständen von Samsung, LG, Sony, Sharp, Panasonic und Co., sondern auch deren verbesserte Farbwiedergabe, Kontrastwerte und Formfaktoren.

LED und OLED

Und wie jedes Jahr stellen einer oder mehrere Hersteller Fernseher mit OLED-Technologie vor (OLED = Organic Light Emitting Diode). Auf den Markt kommen diese Geräte mit der anfälligen Bildschirmtechnik aber in den seltensten Fällen. Das könnte sich nun ändern: LG etwa präsentierte den mit 55 Zoll Bilddiagonale (knapp 140 Zentimeter) nach eigenen Angaben weltweit grössten marktreifen OLED-Fernseher. Schon im dritten Quartal soll der LG-OLED-TV in Deutschland zu einem Preis von 8000 Euro auf den Markt kommen. Der Schritt in die Schweiz ist dann nur noch klein.

Samsung zeigte seinerseits einen Super- OLED-Fernseher mit 55-Zoll-Display mit Zweikern-Prozessor, Gesten- und Sprachsteuerung. Das Gerät soll auch noch dieses Jahr auf den Markt kommen.

Den ersten "echten" LED-TV hingegen stellte Sony vor. Der 55 Zoll messende Prototyp CrystalLED-TV arbeitet nicht etwa mit LED-Backlight, das Licht durch eine Flüssigkristallschicht leitet. Nein, sechs Millionen winziger selbstleuchtender Leuchtdiödchen bauen das Fernsehbild auf.

Im Weiteren scheint nun auch die Megapixelitis, bekannt aus der Digitalfotografie, bei den Fernsehern Einzug zu halten: Toshiba zeigte seinen Regza QFHD mit 55 Zoll Bilddiagonale und einer Auflösung von rund acht Millionen Pixel, vier Mal so viele wie ein herkömmlicher Full-HD-TV heute hat.

Ein noch grösseres und noch schärferes Bild bot der 85-Zoll-LCD von Sharp. Bereits auf der IFA in Berlin vorgestellt, verfügt das Gerät über unglaubliche 33 Megapixel auf 215 Zentimeter Bildschirmdiagonale, was etwa der 16-fachen Full-HD-Auflösung entspricht.

Neues vom Fotomarkt

Im Fotobereich, um auch über die PMA zu sprechen, wurden die wichtigsten Neuheiten bereits im Vorfeld gezeigt. Nikon präsentierte die D4, ein neues Top-Modell, das bei den Profifotografen zu einer neuen Investitionswelle führen dürfte, dann enthüllte Canon die Powershot G1 X als Nachfolgerin der G12 und zeigt die qualitativ sinnvolle Richtung mit einem grösseren Sensor auf, und Fujifilm hat bei den spiegellosen Systemkameras die lang erwartete X-Pro1 vorgestellt, die der X-Reihe jetzt Wechselobjektive schenkt.

Einige der Fotomarken waren auf der PMA offensichtlich noch zurückhaltend mit echten Neuheiten, denn schon naht die nächste Fotomesse: Die CP+, die vom 9. bis zum 12. Februar in Yokohama stattfindet. Die noch junge Fotomesse findet erst zum dritten Mal statt, bekräftigte aber mit 60 000 Besuchern im Februar 2011, nicht nur die wichtigste Messe im asiatischen Raum zu sein, sondern auch internationale Beachtung zu wollen. Denkbar, dass sich die japanischen Fotohersteller für das Heimspiel noch ihre Rosinen aufheben.

Zum Schluss

War es eine erfolgreiche CES? Ja, best ever! Mit den 153 000 Besuchern dürfen Aussteller und Organisatoren mehr als zufrieden sein. Für die Besucher war sie zweifellos ein Erlebnis, und da es sich ja ausschliesslich um Business-to-Business-Besucher handelte, dürfte die Branche mit dieser gigantischen Messe einen weltweit spürbaren Kick bekommen. Allerdings sind die Zukunftsaussichten für Messen dieser Art durchzogen. Microsoft will nächstes Jahr nicht mehr kommen – es ist zu hoffen, dass das nicht der Anfang eines Massenexodus ist.

Die PMA – Ein Schatten Ihrer selbst

Die PMA Trade Show der Photo Marketing Association – einst die wichtigste Fotomesse Amerikas – hat mit den letzten Jahren eine dramatische Entwicklung hinter sich. 2009 fand sie das letzte Mal in Las Vegas statt und bekundete damals bereits ihre Mühe, im Convention Center auch nur eine Halle einigermassen zu füllen. 2010 soll es angeblich eine Terminkollision und Umbauten gegeben haben, sodass die PMA nach Anaheim in Kalifornien ausweichen musste – und dementsprechend peinlich schlecht besucht war.

Letztes Jahr versuchte sich die PMA mit einem neuen Konzept zu retten, verschob den Zeitpunkt von Februar auf den Herbst, wollte einen Publikumstag einschalten und erlitt damit dermassen Schiffbruch, dass es 2010 letztlich gar keine PMA Trade Show mehr gab. Und so schien die Lösung für 2012 – der Zusammenschluss mit der CES – logisch, aber nicht naheliegend. Denn für die PMA gab es im ausgebuchten Convention Center keinen Platz mehr, sodass diese in das zwei Kilometer entfernte Casinohotel The Venetian ausgelagert werden musste.

Dieser Entscheid kam vor allem den bedeutenden Fotomarken wie Canon, Nikon, Kodak, Panasonic, Samsung, Sony und Ähnlichen entgegen, die entweder schon an der CES teilnahmen oder sich mit dem Gedanken trugen, diese künftig zu belegen. Logisch, dass diese Firmen ihren Platz auf der besucherstärkeren CES bevorzugten und nun auf der von ihr örtlich getrennten PMA fehlten.

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