Im Gespräch mit Stefan Meier, Gründungsmitglied und Geschäftsführer von E-Fon

"Wir suchen Partner mit vertieftem IT-Know-How"

Uhr | Updated
von Marc Landis

Stefan Meier hat vor sieben Jahren mit E-Fon einen der ersten VoIP-Anbieter für Unternehmenskunden in der Schweiz gegründet. Im Gespräch redet er über die Zukunft des Unternehmens und die der VoIP-Technologie.

Herr Meier, was würden Sie sagen, wenn ich Sie als Pionier der kommerziellen VoIP-Telefonie in der Schweiz bezeichnen würde?

Stefan Meier: Nennen Sie uns doch SIP-Pioniere. Wenn Sie nur von VoIP sprechen, müsste ich verneinen. Denn VoIP gibt es schon einige Zeit länger, als es E-Fon gibt. Wir waren 2004 aber mit die ersten in der Schweiz, die voll auf den damals neuen SIP-Standard setzten. Dem SIP-Protokoll ist es schliesslich zu verdanken, dass die Internettelefonie einen derartigen Aufschwung erlebte. Wir haben von Anfang an voll und ausschliesslich auf SIP gesetzt.

Sie gingen damit ein grosses unternehmerisches Risiko ein. Hat sich das Risiko gelohnt?

Wenn Sie E-Fon heute ansehen, dann ist es ja nicht so schlecht herausgekommen. Das Risiko hat sich unbedingt gelohnt. Aber es ist immer ein Risiko, ein neues Unternehmen zu gründen, sonst wäre es ja kein Unternehmen. Als riskanter statt auf SIP zu setzen, empfanden wir damals, dass wir mit null Kunden und null Umsatz starten mussten. Uns beschäftigten vor allem Fragen der Finanzierung, Fragen der Marktbearbeitung.

Wie muss man sich die Firmengründung vorstellen? Sind Sie eines Tages aufgewacht mit der Idee, ein VoIP-Provider zu werden?

Wissen Sie, ich bin fast mein ganzes Berufsleben in der Telekom-Branche tätig. Aber erst 2004 war die VoIP-Technologie soweit, dass man etwas in diesem Bereich aufbauen konnte. Die Breitbanddienste wurden immer leistungsfähiger. Ich hatte vor E-Fon unter anderem für UBS und Siemensgearbeitet und bin später bei InnovateIT als Partner eingestiegen, wo wir Kommunikations- und Netzwerksoftware und entwickelten. Dort haben wir auch die Plattform entwickelt, auf der E-Fon heute läuft. E-Fon ist eigentlich so etwas wie ein Spinoff von InnovateIT. Nach einem Jahr unter dem Dach von InnovateIT merkten wir, dass wir investieren mussten, um schneller zu wachsen. Wir suchten Investoren und fanden diese auch. Da haben wir aus der E-Fon GmbH dann auch eine AG gemacht.

Sie sind mit weiteren Gesellschaftern ins Unternehmen gestartet, unter anderem mit den Gründern der InnovateIT AG. Wo sind diese heute?

Seit März 2011 bin ich gemeinsam mit Sven Meier Mehrheitsinhaber des Unternehmens.

Wollten die anderen nicht mehr?

Bei E-Fon war ich die treibende Kraft und ich war der einzige, der von uns Teilhabern von Beginn weg 100% operativ tätig war. Das Ziel war, dass das Unternehmen auch im Besitz der operativen Leute ist.

Von einem anderen Schweizer VoIP-Unternehmen habe ich kürzlich die Geschäftsvision gelesen: „Wir sind europaweit der führende Schweizer Anbieter für VoIP-Telefonie- Lösungen.“ Wie lautet Ihre Vision für E-Fon?

Wir haben hierzulande genug Potenzial und müssen noch nicht ins Ausland gehen. Wir fokussieren auf KMU-Kunden und wir wollen in der Schweiz bei der VoIP-Telefonie für Geschäftskunden eine führende Stellung innehaben. Das genügt uns vorerst. Das Ausland ist uns aber keineswegs fremd. Wir bieten etwa deutsche Telefonnummern an für Schweizer Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, damit deren Kunden und Geschäftspartner auf die nationale Rufnummer ihres Landes anrufen können; E-Fon Kunden entstehen dabei keine Gesprächskosten.

gehen. Wir fokussieren auf KMU-Kunden und wir wollen in der Schweiz bei der VoIP-Telefonie für Geschäftskunden eine führende Stellung innehaben. Das genügt uns vorerst. Das Ausland ist uns aber keineswegs fremd. Wir bieten etwa deutsche Telefonnummern an für Schweizer Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, damit deren Kunden und Geschäftspartner auf die nationale Rufnummer ihres Landes anrufen können; E-Fon Kunden entstehen dabei keine Gesprächskosten.

Welche mittelfristigen Geschäftsziele haben Sie?

Wir haben vor, in den nächsten drei bis vier Jahren unseren Umsatz zu verdoppeln. Im Moment haben wir etwa 3000 Unternehmenskunden. Unser Ziel sind 6000.

Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?

Ich werde im Verwaltungsrat, in dem ich zurzeit alleiniges Mitglied bin, jemanden mit vertiefter Marketing-Kompetenz hinzunehmen. Dieses neue VR-Mitglied wird Marketingstrategien erarbeiten, mit denen wir unsere Ziele erreichen werden. Zudem werden wir ab September unser operatives Marketingteam bei E-Fon verstärken und zusätzliche Marketingstellen schaffen. Bis jetzt waren wir immer sehr von der Technologie getrieben, doch diese wird immer mehr zur Commodity. Jetzt geht es darum, unsere Produkte noch besser am Markt auszurichten und unsere Marketingkompetenz weiterzuentwickeln. Zudem werden wir auch das indirekte Geschäft massiv ausbauen. Dafür haben wir mit Daniel Meier vor kurzem den richtigen Mann eingestellt. Er hat bereits sehr gute Erfolge bei der Marktentwicklung im Channel erzielt.

Sie suchen Partner? Welche Voraussetzungen müssen diese mitbringen?

Wir suchen Partner, die über vertieftes IT-Know-how verfügen, etwas von IP und Firewall verstehen. Unser Dienst ist ein reiner IT-Dienst. Also brauchen wir IT-Profis. Am liebsten hätten wir Partner, die schweizweit tätig sind und für die das Angebot von E-Fon von strategischer Bedeutung ist.

Um Ihren Kundenstamm auf 6000 zu verdoppeln müssen Sie auch personell aufstocken…

Ja, das werden wir auch. Allerdings ist die Anzahl Mitarbeiter vor allem abhängig von unserem Wachstum. Wir hatten zwar ein sehr erfolgreiches erstes Halbjahr, stellen aber nicht Mitarbeiter auf Vorrat ein.

Wo sind die Baustellen bei E-Fon?

Für uns ist es enorm wichtig, dass wir unsere Produkte stetig weiter entwickeln, wie etwa die Integration unserer Dienste in MS Exchange, Google und andere Cloud-Services. Auch schauen wir, dass unsere Produktepipeline immer gut gefüllt ist. Wir arbeiten zurzeit an einem neuen Produkt, das wir im Herbst ausrollen wollen. Es handelt sich dabei um eine virtuelle Inbound-Callcenter-Lösung (Virtual Callcenter ACD), von der wir uns einiges erhoffen. Dann ist es uns natürlich wichtig, dass wir Qualität und Verfügbarkeit unserer Dienste laufend verbessern.

Im Zusammenhang mit VoIP fällt oft das Argument, es sei viel günstiger als die konventionelle Telefonie. Wenn nicht mit den Gesprächsgebühren, womit verdienen Sie Ihr Geld?

Die meisten Kunden kommen zu uns, weil wir eine virtuelle Telefonanlage anbieten, mit der sie im Gegensatz zu einer konventionellen Telefonanlage einen substanziellen Teil an Investitionen sparen. Diese Virtual PBX, wie wir sie nennen, ist unser Verkaufsschlager. Dass unsere Kunden dann auch noch beim Telefonieren an sich weniger ausgeben, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Obwohl das Telefonieren mit E-Fon günstig ist, machen die Gesprächsgebühren aber trotzdem einen substanziellen Teil unserer Einnahmen aus. Der Service-Anteil an unserem Geschäft ist allerdings ebenfalls von Bedeutung.

Sie stehen mit E-Fon regelmässig in den Top-3 des Bilanz-Telekom-Ratings (2007: 2, 2008: 2, 2009: 1). 2010 hat Ihnen Newcomer Netstream den 1. Platz vor der Nase weggeschnappt und VTX ist Ihnen immer dicht auf den Fersen. Wurmt es Sie, dass Sie nicht mehr zuoberst auf dem Treppchen stehen?

Natürlich wurmt mich das. Es ist schön, wenn die Kunden so zufrieden mit unseren Dienstleistungen sind, dass sie uns so gut bewerten. Allerdings muss man solche Ratings auch mit Vorsicht geniessen. Oft werden da Äpfel mit Birnen verglichen.

Inwiefern?

Einmal ausgenommen von Sipcall sind alle anderen im Rating befragten Provider keine reinen VoIP-Anbieter wie wir, sondern bieten mehrheitlich konventionelle Telefonie an. Interessanter wäre für uns, wenn wir mit anderen Anbietern von virtuellen Telefonanlagen verglichen würden.

Im Rating schneiden Sie im Support sehr gut ab, in der Qualität etwas weniger gut. Woran liegt das?

Wir legen grossen Wert auf hochwertigen Support und investieren in diesen Bereich auch. Bei der Gesprächsqualität sind wir die zweitbesten im Ranking, weit vor den klassischen Anbietern Swisscom, Orange und Sunrise. Damit bin ich eigentlich nicht unglücklich.

Wie haben Sie Ihre Dienste in den vergangenen zwölf Monaten konkret verbessert?

In den letzten 12 Monaten haben z. B. wir eine zweite Housing-Site aufgebaut, um unseren Kunden eine höhere Verfügbarkeit bieten zu können. Und bessere sicherere Dienste anzubieten.

Manchmal fällt Ihr Dienst auch aus. Solche Ausfälle publizieren Sie auf Ihrer Website. Was läuft im Normalfall schief, wenn etwas schief läuft?

Ausfälle sind wirklich selten. Wenn etwas ausfällt, kann das viele Ursachen haben. Schliesslich ist E-Fon eine IT-Anwendung, die auf einer bestimmten Hardware in einem Rechenzentrum läuft. Und IT kann ausfallen oder nach einem Update nicht mehr richtig funktionieren, die Internetverbindung zum RZ kann unterbrochen sein, es kann sich ein Softwarefehler eingeschlichen haben etc.

Wie lange dauert es, bis Ihr Dienst nach einem Ausfall wieder läuft?

Diese Frage kann ich nicht allgemeingültig beantworten. Klar ist, dass wir hier alle auf Deck sind, wenn etwas ausfällt, und alle Hebel in Bewegung setzen, um das Problem zu lösen. Normalerweise sind wir innert weniger Minuten wieder online.

Sie arbeiten mit der Cablecom Business Solutions zusammen. Wie muss man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?

Neben der Telefonie bieten wir auf dem Netz von Cablecom Business entbündelte ADSL 2+-Leitungen für Geschäftskunden an. Es geht uns dabei darum, dass unsere Kunden unseren Dienst auf einem sehr zuverlässigen Netz nutzen können. Die Cablecom hat unserer Ansicht nach das beste Netz, wenn man einmal vom Swisscom-Netz absieht. Eine ähnliche Partnerschaft haben wir auch mit Cyberlink.

Was möchten Sie Ihren bestehenden und zukünftigen Channel-Partnern noch mitteilen?

Zukünftige Partner sollen über sehr gutes IT Know-how verfügen und sind motiviert, sich in die VoIP-Thematik auseinander zu setzen. Unser Cloud-Service, die virtuelle Telefonanlage, ist sicher ein zukunftsträchtiges Businessmodell auch für unsere Partner. Wir unterstützen die Partner mit entsprechenden Ausbildungskursen. Jetzt bei uns melden – die Kurse sind schon gut belegt.

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