Neues aus Forschung und Technik

Von kochenden Robotern und künstlichen Muskeln

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Es gab Zeiten, in denen Computer ganze Räume füllten. Heute tragen wir Quad-Core-Prozessoren in der Hosentasche spazieren. Die Forscher der Universität Michigan lechzen aber nach mehr: Der Michigan Micro Mote passt auf die Kante einer 10-Rappen-Münze. Die Reise durch die Welt der Wissenschaft geht weiter.

Die Luft ist schwanger vom Duft der Suppe, die auf dem Herd vor sich hin köchelt. Eine starke Hand rührt mit dem Kochlöffel im Topf. Eine zweite Hand hält den Topf fest. Die Bewegungen der Hände wirken geschmeidig. Der Koch weiss, was er tut. Doch der Koch ist kein Mensch. Die beiden Hände sind die Hauptdarsteller der Roboterküche von Moley Robotics. Das britische Unternehmen präsentierte sich an der Hannover Messe mit einer komplett eingerichteten Küche: Anrichte, Herd, Spülbecken, Ofen, Küchengeräte und jene zwei Roboterhände.

Die Hände, die ähnlich agieren wie die eines Menschen, stammen aus dem Labor des Londoner Unternehmens Shadow Robot. Sie haben vier Finger und einen Daumen. 20 Motoren sorgen dafür, dass sie alles können, was eine menschliche Hand kann. Moley Robotics will die Roboterküche bereits in zwei Jahren auf den Markt bringen. 2000 Rezepte soll die Datenbank dann umfassen. Der angestrebte Preis liegt bei 10 000 britischen Pfund, also rund 14 300 Franken.

Draht mit Formgedächtnis

Den Anspruch, die menschliche Hand zu kopieren, haben auch deutsche Erfinder. Forscher der Universität des Saarlandes in Saarbrücken arbeiten an einer Roboterhand, die nicht durch Motoren, sondern durch künstliche Muskeln bewegt wird. Im Inneren der Hand sitzen Drähte mit Formgedächtnis. Es sind Nickel-Titan-Drähte, die sich unter dem Einfluss von Wärme zusammenziehen – wie ein Muskel. Kühlen die Drähte ab, nehmen sie ihre ursprüngliche Form ein. Die Wärme erzeugen die Forscher durch elektrische Spannung.

Damit die künstlichen Muskeln schnell reagieren, sich also schnell erwärmen und schnell wieder abkühlen, bestehen sie nicht aus einem einzelnen Draht, sondern aus Bündeln mehrerer, sehr dünner Drähte. Durch die grössere Oberfläche würden sie mehr Wärme abgeben und schneller abkühlen, sagen die Forscher. Das ermögliche schnelle und fliessende Bewegungen. Dazu kommt, dass die Drähte selbst Sensoreigenschaften haben. Anhand des elektrischen Widerstandes erkennt die Steuereinheit zu jeder Zeit die genaue Position der Drähte. Dadurch könnten Hand und Finger präzise bewegt werden.

Ein Millimeter Kantenlänge

Forscher der Universität Michigan arbeiten unterdessen an einem Computer, der dem Internet der Dinge auf die Sprünge helfen könnte: der Michigan Micro Mote (M^3). Das ist ein autonom funktionierender Computer, der via Lichtimpulse programmiert und geladen wird. Der Rechner ist so klein, dass er problemlos auf die Kante einer 10-Rappen-Münze passt. Er hat eine Kantenlänge von gerade mal einem Millimeter.

Trotz seiner geringen Grösse kann der M^3 Fotos verarbeiten, Temperatur und den Druck messen. Die Forscher hoffen darauf, M^3 für eine Vielzahl von Anwendungen verwenden zu können. Die Bandbreite reiche von der Medizin bis zur Industrie. Der Computer könnte etwa direkt in die Blutbahn eines Menschen injiziert werden und dort Informationen über den Gesundheitszustand sammeln. Auch die Ölindustrie bekundete offenbar Interesse an der Technologie. Sie will mit M^3 Ölvorkommen erkunden. Nach Angaben der Forscher ist der M^3 reif für die Produktion.

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