Schwerpunkt Rechenzentrum

"Für Vertriebskanäle gibt es gute Aussichten"

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von David Klier

Welche Chancen und Möglichkeiten bietet das RZ-Geschäft? Marco Dottarelli, Managing Director bei ­Equinix ­Switzerland, liefert Antworten.

Marco Dottarelli. (Quelle: Equinix)
Marco Dottarelli. (Quelle: Equinix)

Welche Rolle spielen Cloud-Services im Rechenzentrumsgeschäft?

Marco Dottarelli: Für Anbieter von Cloud-Services sind Rechenzentren Marktplätze, um Services direkt an Kunden innerhalb des RZs zu vermarkten und direkt, ohne den Umweg über das Internet, bereitzustellen. RZ-Betreiber mit vielen Standorten in den massgeblichen Wirtschaftszentren gewährleisten für einen Provider entsprechend den Vorteil einer grösseren potenziellen Kundenbasis und -nähe.

Wie kann der Channel mit RZ-Betreibern zusammen­arbeiten und erfolgreich sein?

Umsatzoptionen ergeben sich für die Vertriebskanäle auf unterschiedlichen Wegen. Eine Variante ist durch den Kauf von Colocation-Services direkt beim RZ-Betreiber. Der Channelpartner übernimmt hier das Management und vermarktet die Services in Eigenregie. Eine andere Variante ist, dass der RZ-Anbieter seine Services alternativ über Anbieter von IT-Plattformen wie VMware, Microsoft, Amazon oder Netapp vermarktet. Damit können Provider interessante Produktportfolios realisieren und Kunden sowohl IT-Plattform als auch Colocation-­Services aus einer Hand beziehen. Bei der dritten Variante erwerben Agents Services beim RZ-Betreiber und vermarkten diese. Die Kundenverantwortung übernimmt nach Vertragsabschluss das RZ oder der Kunde selbst. Für Vertriebskanäle gibt es also gute Aussichten.

Was sind die Trends im RZ-Geschäft 2015?

Grundsätzlich generieren alle IT-Trends wie die Zunahme der Nutzung mobiler Services sowie das Plus an datenintensiven Anwendungen stetig steigende Daten- und Transfervolumen. Speicherkapazitäten sind also stark nachgefragt, wobei physischer Storage mehr und mehr durch virtuelle Cloud-Speicher abgelöst wird. Rechenzentren werden sich in der Folge als «Home of the Cloud» etablieren, da Cloud-Anbieter ihre Services auf diverse Standorte verteilen. Gerade in sensiblen Branchen wie der Finanzwelt führen die zunehmenden Regularien dazu, dass die Frage, wo Daten liegen dürfen, immer wichtiger wird. Im Zuge des Wachstums – sowohl lokal als auch ­international – gehen wir davon aus, dass sich der Colocation-Markt an einigen Standorten schneller entwickeln wird als andernorts. Das sind in Europa die zentralen Finanzplätze (London, Frankfurt, Zürich), präferierte Cloud-Service-Standorte (Amsterdam, Frankfurt) sowie die Data-Locations Amsterdam, London, Frankfurt, Paris und Zürich.

Wie wirkt sich die Debatte über die Netzneutralität auf den Markt aus?

Insbesondere für herstellerneutrale Rechenzentren ist die Netzneu­tralität kaum ein Thema. Denn in diesen RZs befinden sich meist sehr viele Carrier und Provider von Netzwerkservices, die eine umfangreiche Leistungspalette offerieren. Somit werden sie von der Debatte zur Netzneutralität eigentlich nicht tangiert, da sich der Kunde frei entscheiden kann, welchen Carrier er nutzt.

Wie wird sich das RZ-Geschäft in Zukunft verändern?

Man wird künftig zwischen zwei Arten von RZ-Betreibern unterscheiden. Zum einen die, die sich auf die Bereitstellung von Flächen konzentrieren und wenig Infrastruktur bieten. Zum anderen die Rechenzentren mit hohen Servicestandards und viel Infrastruktur. Daraus ­resultiert mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Marktkonsolidierung. ­Anbieter werden zur Erweiterung der Standort- und Servicepalette ­fusionieren oder von den Grossen übernommen werden.

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