Generalversammlung

Wachablösung beim Swico

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von Joël Orizet und yzu

An seiner 33. Generalversammlung hat der Wirtschaftsverband Swico einen neuen Präsidenten gewählt: Adrian Müller übernahm das Amt von Andreas Knöpfli. Als Gastreferent sprach Balthasar Staehelin vom IKRK über die Bedeutung der Digitalisierung für kriegsbetroffene Menschen.

An seiner 33. Generalversammlung hat der Swico einen neuen Präsidenten gewählt: Adrian Müller übernahm das Amt von Andreas Knöpfli. (Source: Netzmedien)
An seiner 33. Generalversammlung hat der Swico einen neuen Präsidenten gewählt: Adrian Müller übernahm das Amt von Andreas Knöpfli. (Source: Netzmedien)

180 Swico-Mitglieder hatten sich für die 33. Generalversammlung des Wirtschaftsverbandes angemeldet – so viele wie noch nie, wie Judith Bellaiche sagte. Sichtlich gut gelaunt musste die Swico-Geschäftsführerin die Gäste im Zürcher Kaufleuten zunächst einmal bitten, Platz zu nehmen. Denn der gesellige Teil der Veranstaltung nahm noch vor Programmstart seinen Lauf. Kein Wunder, freute man sich an diesem sommerlichen Abend darüber, sich zu treffen, zu diskutieren und miteinander anzustossen, nachdem sich das soziale Leben auch innerhalb der ICT-Branche in den vergangenen zwei Jahren vor allem auf der virtuellen Hinterbühne abgespielt hatte.

Trotz Pandemiejahr habe der Swico an Schlagkraft gewonnen, sagte Bellaiche. Der Verband knackte die 700-Mitglieder-Marke. Vor allem neue Einzelmitglieder seien hinzugekommen, aber auch die Integration des Mobile-Business-Verbands Smama habe zum Zuwachs beigetragen. 130 Start-ups sind inzwischen Teil der "Swico-Community", die man unter anderem mit Rechtsberatung und Merkblättern unterstütze.

Judith Bellaiche, Geschäftsführerin des Swico. (Source: Netzmedien)

Bellaiche betonte auch die politische Arbeit des Verbands. Der Swico sei nicht nur direkt in Bundeshaus präsent, sondern auch indirekt, an informellen Gesprächen in der Wandelhalle beteiligt. "Es freut uns, dass wir mehrheitsbildend sind und den Regulierungsvorlagen einen Drall geben können."

Vorstand verschlankt, Präsidentenposten vergeben

Für Andreas Knöpfli war es die letzte Swico-Generalversammlung als Verbandspräsident. Nach 18 Jahren an der Spitze des Verbands sei der Zeitpunkt gekommen, um Platz für neue Leute zu schaffen. "Am besten geht man, wenn es gut läuft", sagte er. Der Swico sei heute breiter aufgestellt, die Mitgliederbasis vielfältiger, das Themenspektrum grösser.

Andreas Knöpfli führte als Verbandspräsident zum letzten Mal durch den statutarischen Teil der Generalversammlung. (Source: Netzmedien)

Die anwesenden Mitglieder winkten die statutarischen Traktanden anstandslos durch – auch den wohl wichtigsten Punkt auf der Liste: die Gesamterneuerung des Vorstands und die Wahl eines neuen Präsidenten. "In diesem Vorstand sitzen keine Leute, die alles abnicken. Im Gegenteil: Hier wird hart diskutiert", sagte Knöpfli. Das funktioniere jedoch nur in überschaubaren Gremien "mit Leuten, die sich trauen, etwas zu sagen". Aus diesem Grund habe sich der Swico bewusst entschieden, den Vorstand zu verschlanken. Drei abtretende Vorstandsmitglieder würden dementsprechend nicht ersetzt. Abgesehen von Knöpfli ziehen sich auch Markus Gröninger und Stefan Metzger aus dem Gremium zurück.

(v.l.): Andreas Knöpfli, Markus Gröninger, Stefan Metzger und Judith Bellaiche. (Source: Netzmedien)

Den neuen Verbandspräsidenten wählte die Generalversammlung ebenfalls ohne Gegenstimme. Auf Knöpfli folgt Adrian Müller, der sich gleich selbst vorstellte. "Viele von Ihnen kennen mich vermutlich als Mister HP", sagte er bescheiden. Müller ist seit 2015 Managing Director von HP Schweiz. Davor war er über 12 Jahre lang in verschiedenen leitenden Funktionen auf lokaler und internationaler Ebene beim Hersteller tätig. 2014 wurde er Vorstandsmitglied beim Swico und 2020 Vizepräsident.

"Mister HP" - und neu auch Präsident des Wirtschaftsverbands Swico: Adrian Müller. (Source: Netzmedien)

Müller bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen – und für Knöpflis Tipp, sich für diesen Anlass eine Krawatte umzubinden, wie er scherzhaft sagte. "Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe, dass ich mich für den Umweltschutz und vor allem für unsere Branche und unseren Standort einsetzen kann", sagte er.

Digitalisierung verändert die humanitäre Hilfe

Auf den Abschluss des Rahmenprogramms durfte man gespannt sein. Balthasar Staehelin, Director of Digital Transformation and Data vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), schilderte auf eindrückliche Weise, was die digitale Transformation für Menschen in Kriegsgebieten bedeutet. Und wie sich das IKRK an die veränderten Verhältnisse anpasst.

Vor allem die Bedürfnisse hätten sich durch die Digitalisierung verändert, sagte Staehelin. Insbesondere das Bedürfnis nach Konnektivität sei gewachsen, aber auch Daten- und Informationsmanagement bildeten inzwischen die Basis, um Resilienz aufzubauen. Für Hilfsorganisationen ergeben sich daraus neue Herausforderungen.

Balthasar Staehelin, Director of Digital Transformation and Data vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz. (Source: Netzmedien)

Für das IKRK bedeutet das zum Beispiel folgendes: Die Organisation hat in Genf ein Kriegsarchiv, unter anderem mit Karteikarten, die Informationen über Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg enthalten, beispielsweise Zeugenberichte von Einzelschicksalen. Dieses Archiv ist inzwischen digitalisiert. "Die grosse Herausforderung besteht darin, die Kontrolle über diese und andere Daten behalten zu können, um sie vor einem unlawful access zu schützen." Wie wichtig Datenmanagement und Datenschutz für humanitäre Organisationen geworden ist, geht jedoch weit über dieses Beispiel hinaus. "Was in der Schweiz eine Frage der Privatsphäre ist, entwickelt sich in einem Kriegsgebiet zu einer Frage nach Leben und Tod."

Transparenz schafft Vertrauen

Auch Cybersecurity müsse für Hilfsorganisationen zu einer Top-Priorität werden. Das IKRK hat das schmerzlich gelernt, nachdem es im Januar 2022 zum Opfer einer Cyberattacke wurde. "Es ist heute noch schwer zu sagen, wie viele Daten exfiltriert wurden", sagte Staehelin. Für das IKRK sei es allerdings wichtig gewesen, die Öffentlichkeit so umfassend wie möglich über den Vorfall zu informieren – auch in der Hoffnung, dass andere Organisationen dem Beispiel folgen. "Es ist natürlich keine angenehme Aufgabe, aber es gehört zur Vertrauensbildung."

Im digitalen Raum funktioniert das ähnlich: Vertrauen kann man nicht generieren oder zertifizieren, man muss es sich verdienen, und zwar durch vertrauenswürdiges Verhalten – beispielsweise durch transparente, strategische Kommunikation. "Wir sind Kontrollfreaks, wenn es um unser Reputationsmanagement geht", sagte Staehelin.

Wer seinem Vertrauenskapital acht geben will, sollte auch versuchen, bei der Wahl für oder gegen den Gebrauch bestimmter Technologien stets die richtige, oder zumindest eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen, wie Staehelin sagte. Für das IKRK sei beispielsweise klar, dass man Anwendungen aus dem Bereich der Biometrie nur mit höchster Zurückhaltung einsetzen will – "zumindest so lange, bis wie die entsprechende Technologie besser verstehen".

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