Hausmesse in Las Vegas

AI, ML und Security - AWS re:Invent im Neuheitenrausch

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von Marc Landis und yzu

An seiner Hausmesse re:Invent in Las Vegas hat Amazon Web Services zahlreiche Neuheiten rund um Daten, KI und Machine Learning lanciert. Von Entlassungen oder einem Einstellungssstopp bei Amazon und AWS war hingegen nichts zu hören.

AWS-CEO Adam Selipsky präsentiert Neuheiten an der re:Invent. (Source: Netzmedien)
AWS-CEO Adam Selipsky präsentiert Neuheiten an der re:Invent. (Source: Netzmedien)

300'000 Teilnehmende (online und vor Ort) erwartet Cloud-Pionier AWS über die gesamte Dauer seiner Hausmesse re:Invent in Las Vegas, die noch bis zum 3. Dezember dauert. Hier eröffnete AWS-CEO Adam Selipsky am 29. November den zweiten Tag der Veranstaltung mit seiner Keynote. Wer in Selipskys Präsentation allerdings strategische oder unternehmenspolitische Aussagen erwartete, wurde enttäuscht. Kein Wort zu den im November bekannt gewordenen 10'000 Entlassungen bei der AWS-Mutter Amazon, nichts zum Einstellungsstopp (Lesen Sie hier mehr dazu).

Stattdessen hörten die rund 5000 im Ballsaal des Kongresszentrums im Hotel Venetian in Las Vegas anwesenden Kunden, Partner, Journalisten und Analysten (und auch eine beachtliche Anzahl an AWS-Mitarbeitenden) von diversen neuen Produkten und Services von Amazon Web Services.

Peter Desantis, Senior Vice President von AWS Utility Computing. Hier geht es zum Youtube-Video seiner Keynote. (Source: Screenshot Youtube by Netzmedien)

Bereits am Vorabend hatte Peter Desantis, Senior Vice President von AWS Utility Computing in seiner Monday-Night-Live-Präsentation einige Neuigkeiten auch aus den Hardware-Entwickler-Labors von AWS vorgestellt. Er präsentierte die neuen Amazon Elastic Compute Cloud (Amazon EC2) C7gn-Instanzen, die von AWS Graviton-Prozessoren der neuesten Generation angetrieben werden. Die neuen C7gn-Instances bieten demnach eine Netzwerkbandbreite von bis zu 200 Gbit/s und eine bis zu 50 Prozent höhere Paketverarbeitungsleistung im Vergleich zu C6gn-Instances der vorherigen Generation.

Amazon EC2 C7gn-Instances sind laut Desantis auf dem AWS Nitro System aufgebaut. Das Nitro-System ist eine Sammlung von AWS-Hardware- und -Software-Applikationen, welche die Bereitstellung effizienter, flexibler und sicherer Cloud-Services mit isolierter Mehrmandantenfähigkeit, privaten Netzwerken und schnellem lokalem Speicher ermöglichen sollen. Die verbesserten Netzwerkfunktionen sollen Leistung und Durchsatz skalieren und gleichzeitig die Kosten für die Ausführung netzwerkintensiver Workloads optimieren helfen. Beispiele für solche Workloads sind virtuelle Netzwerk-Appliances, Datenanalyse, KI und Machine Learning.

AWS-CEO Adam Selipsky konzentrierte sich in seinem Referat auf die folgenden Ankündigungen:

Amazon DataZone

AWS präsentiert mit AWS Amazon DataZone einen neuen Datenverwaltungsservice, der es Kunden ermögliche, Daten, die in AWS, vor Ort und in Quellen von Drittanbietern gespeichert sind, schneller und einfacher zu katalogisieren, zu entdecken, zu teilen und zu verwalten. Mit Amazon DataZone könnten Administratoren und Datenverwalter, welche die Datenbestände eines Unternehmens überwachen, den Zugriff auf die Daten mithilfe fein abgestufter Kontrollen verwalten und steuern, um sicherzustellen, dass der Zugriff mit den richtigen Berechtigungen und im richtigen Kontext erfolgt. Amazon DataZone mache es Ingenieuren, Datenwissenschaftlern, Produktmanagern, Analysten und Geschäftsanwendern leicht, unternehmensweit auf Daten zuzugreifen, damit sie Daten entdecken, nutzen und mit ihnen zusammenarbeiten können, um Erkenntnisse zu gewinnen.

Amazon Security Lake

Im Weiteren kündigte AWS Amazon Security Lake an, einen Service, der die Sicherheitsdaten eines Unternehmens aus Cloud- und lokalen Quellen automatisch in einem speziell entwickelten Data Lake im AWS-Konto eines Kunden zentralisiere, damit Kunden schneller auf Sicherheitsdaten reagieren könnten.

Amazon Security Lake verwalte Daten während ihres gesamten Lebenszyklus mit anpassbaren Einstellungen für die Datenaufbewahrung, konvertiere eingehende Sicherheitsdaten in das Apache Parquet-Format und passe sie an den offenen Standard Open Cybersecurity Schema Framework (OCSF) an, um die automatische Normalisierung von Sicherheitsdaten aus AWS zu erleichtern und sie mit Dutzenden von vorintegrierten Sicherheitsdatenquellen von Drittanbietern zu kombinieren.

Sicherheitsanalysten und -ingenieure könnten mit Amazon Security Lake grosse Mengen an unterschiedlichen Protokoll- und Ereignisdaten aggregieren, verwalten und optimieren, um eine schnellere Erkennung und Untersuchung von Bedrohungen sowie eine schnellere Reaktion auf Vorfälle zu ermöglichen. Damit sollen potenzielle Probleme schnell und effektiv angegangen werden können, während Security-Experten weiterhin ihre bevorzugten Analysetools verwenden können.

AWS Supply Chain

Mit AWS Supply Chain präsentierte das Cloud-Unternehmen, eine neue Anwendung, die Unternehmen helfe, die Transparenz der Lieferkette zu erhöhen, um schnellere und fundiertere Entscheidungen zu treffen, die Risiken mindern, Kosten senken und die Kundenerfahrung verbessern.

AWS Supply Chain kombiniere und analysiere automatisch Daten über mehrere Lieferkettensysteme hinweg, sodass Unternehmen ihre Abläufe in Echtzeit beobachten, Trends schneller erkennen und genauere Bedarfsprognosen erstellen könnten. AWS Supply Chain basiere auf fast drei Jahrzehnten Erfahrung aus dem Logistiknetzwerk des Onlinehandelsriesen Amazon.com und soll die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette verbessern, indem es einen einheitlichen Datenspeicher, auf maschinellem Lernen basierende Erkenntnisse, empfohlene Massnahmen und anwendungsinterne Funktionen für die Zusammenarbeit biete.

Amazon QuickSight

AWS lancierte ausserdem fünf neue Funktionen, mit denen Kunden ihre Business Intelligence (BI)-Abläufe mit Amazon QuickSight, dem beliebtesten serverlosen BI-Service für die Cloud, optimieren könnten. Die heutige Ankündigung erweitert QuickSight Q, um Prognosen und "Warum"-Fragen zu unterstützen und die Datenaufbereitung zu automatisieren. Dadurch werde es einfacher und schneller, Fragen in natürlicher Sprache zu stellen. Darüber hinaus könnten Kunden nun ausser interaktiven Dashboards auch paginierte Berichte erstellen und gemeinsam nutzen, Milliarden von Datensätzen direkt in QuickSight analysieren und visualisieren sowie BI-Assets programmatisch erstellen und verwalten, um die Migration von Altsystemen zu beschleunigen. Die neuen Funktionen in Kombination mit der Skalierbarkeit von QuickSight und dem Pay-as-you-go-Preismodell soll es Anwendern unabhängig vom technischen Know-how ermöglichen, Daten zu verstehen, zu visualisieren und daraus Erkenntnisse und Vorhersagen abzuleiten.

AWS SimSpace Weaver

Einen weiteren neuen Dienst präsentierte das Unternehmen mit AWS SimSpace Weaver. Es handelt sich dabei um einen vollständig verwalteten Rechenservice, der Kunden bei der Erstellung, dem Betrieb und der Ausführung grosser räumlicher Simulationen unterstützen soll.

Mit AWS SimSpace Weaver könnten Kunden räumliche Simulationen bereitstellen, um dynamische Systeme mit vielen Datenpunkten zu modellieren, wie etwa Verkehrsmuster, Menschenströme oder Layouts von Fabrikhallen. Diese Simulationen könnten Organisationen verwenden, um physische Räume zu visualisieren, immersive Schulungen durchzuführen und Erkenntnisse über verschiedene Szenarien zu gewinnen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Mit AWS SimSpace Weaver könnten Kunden eine Simulation ausführen, bei der mehr als eine Million Einheiten in Echtzeit interagieren, und anspruchsvollere Umgebungen als bisher erstellen, während die Zeit bis zur Bereitstellung der Simulation von Jahren auf Monate verkürzt werde.

AWS SimSpace Weaver übernehme die Bereitstellung von Amazon EC2-Instanzen sowie die Verwaltung der Netzwerk- und Recheninfrastruktur, so dass sich die Kunden auf das Entwerfen und Beobachten von Simulationen in Echtzeit über mehrere Live-Viewer hinweg konzentrieren können sollen. Für die Nutzung von AWS SimSpace Weaver fielen keine Vorabverpflichtungen oder Gebühren an und die Kunden würden nur für die effektiv genutzte Rechenleistung zahlen.

AWS Clean Rooms

Nicht zuletzt kündigt AWS Clean Rooms an, einen neuen Analysedienst, der Unternehmen in verschiedenen Branchen dabei helfe, ihre kombinierten Datensätze einfach und sicher zu analysieren und zusammenzuarbeiten - ohne die zugrunde liegenden Daten zu teilen oder offenzulegen.

Mit AWS Clean Rooms könnten Kunden in wenigen Minuten einen sicheren Daten-Cleanroom erstellen und mit jedem anderen Unternehmen in der AWS Cloud zusammenarbeiten, um einzigartige Erkenntnisse über Werbekampagnen, Investitionsentscheidungen, klinische Forschung und vieles mehr zu gewinnen. Der neue Dienst biete eine breite Palette integrierter Datenzugriffskontrollen zum Schutz sensibler Daten, einschliesslich Abfragekontrollen, Abfrageausgabebeschränkungen, Abfrageprotokollierung und kryptografischer Rechentools.

Um den dichten Werbeblock für neue Produkte zwischendurch aufzulockern, bot CEO und Chefverkäufer Selipsky drei AWS-Kunden eine Bühne: Biljana Kaitovic, Executive Vice President IT and Digital des französischen Energiekonzerns Engie Group, Cedrik Neike, verantwortlich für das Industriegeschäft, IoT, IT und Cybersecurity sowie Chief Executive Officer von Siemens Digital Industries und Medtech-Start-up Lyells CEO Liz Homann, die sich zum Ziel gesetzt hat mit ihrem Unternehmen Krebs zu heilen.

Hier geht es zum Youtube-Video der Keynote von AWS-CEO Adam Selipsky.

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