Was Kunden wollen

Was V-Zug von seinen IT-Partnern erwartet

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Jean-Claude Flury verantwortet als Head of IT alle Back-End-Systeme und Applikationen des Haushaltsgeräte-Herstellers ­V-Zug. Zudem ist er Fachvorstand der DSAG. Im Interview sagt er, wie V-Zug das Thema Outsourcing handhabt, was die nächsten grossen technischen Heraus­forderungen sein werden und wie IT-Dienstleister den Hersteller dabei unterstützen können.

Jean-Claude Flury, Head of IT, V-Zug und Fachvorstand der DSAG. (Source: zVg)
Jean-Claude Flury, Head of IT, V-Zug und Fachvorstand der DSAG. (Source: zVg)

Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit und wo kommen Sie mit ­IT-Dienstleistern in Berührung?

Jean-Claude Flury: Mein Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich, meistens gespickt mit vielen Sitzungen und kurzen Abstimmungen über alle Themen von Cybersicherheit bis hin zu internationalen Rollouts. Wir betreiben als zentrale ICT der V-Zug alle Back-End-Systeme und Applikationen von ERP und Logistiksteuerung bis hin zu unserem Webshop. Die Fertigungstiefe ist sehr hoch, in Zug und Sulgen werden unsere Produkte entwickelt und produziert, dazu haben wir eine grosse Service Crew in der Schweiz. Da wir den Betrieb unserer ICT-Infrastruktur vor knapp fünf Jahren zum ersten Mal ins Outsourcing gegeben haben, ist der Austausch mit IT-Dienstleistern in diesem Bereich sehr intensiv. Daneben arbeiten wir im Applikationsbetrieb mit verschiedenen Partnern zusammen.

Welches sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?

Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Professionalität. Die ersten beiden Eigenschaften sind für mich die Pfeiler in jeder Partnerschaft, egal ob geschäftlich oder privat. Und wenn ein Dienstleister professionell arbeitet, sind die richtigen Leute mit den richtigen Skills in ausreichender Anzahl verfügbar.

Was sollten (potenzielle) IT-Partner tunlichst vermeiden?

Versprechen geben, die nicht gehalten werden können. Das ist Gift für jede solide Partnerschaft. Es wurde bei mir noch kein Dienstleister entlassen, weil etwas schiefgegangen ist. Wo gehobelt wird, fallen Späne - und auch der Kunde ist nie perfekt. Aber Vertuschungsversuche oder anhaltende leere Versprechungen kommen nicht gut an.

Wie kaufen Sie IT-Hardware und -Software beziehungsweise komplette Lösungen ein? Direkt beim Hersteller oder bei ­einem Händler?

Das ist fallabhängig. Grundsätzlich schätzen wir eine gute Beziehung zu unseren Lieferanten, auf die man bauen kann. Seit den Lieferkrisen – Pandemie, Chip-Knappheit – in den vergangenen Jahren und dem immer grösseren wirtschaftlichen Druck durch Preissteigerungen sind wir im Sourcing aber sehr breit unterwegs.

Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie aus­gelagert und welche würden Sie nie auslagern?

Wir haben den ganzen Infrastrukturbetrieb inklusive Arbeitsplatz, Netzwerk und Rechenzentrum Ende 2018 ausgelagert. Wichtig ist, dass man die Steuerungskompetenz in der eigenen Hand behält. Auch der beste Dienstleister oder Outsourcer arbeitet nur optimal, wenn auf Kundenseite die notwendige Kompetenz vorhanden ist.

Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen ­Herausforderungen im Bereich IT für Sie sein?

Technisch fordernd ist die in jedem Bereich zunehmende hybride Welt. Unzählige Schnittstellen und Applikationen in der Cloud müssen zu jeder Zeit sicher betrieben werden können. Die grössten Herausforderungen sind aus meiner Sicht aber nicht nur technischer Natur. Eine Datenplattform ist rasch bereitgestellt. Aber wie organisiert ein Unternehmen jetzt seine Daten, um einen optimalen Nutzen zu erzielen? Das braucht Verständnis für Prozesse und Daten sowie viel Disziplin, um sinnvolle Datenmodelle aufbauen zu können. Das ist auch die Grundlage für die erfolgreiche Nutzung von künstlicher Intelligenz. Und dazu braucht es vorderhand noch viel menschliche Intelligenz.

Wie können IT-Dienstleister Sie dabei unterstützen?

Durch Fachwissen, das bei uns vielleicht gerade fehlt, und pragmatische Lösungsansätze. Als Kunde brauche ich oft nicht die akademisch perfekte Lösung, sondern eine, die funktioniert.

Welche Rolle spielen Cloud, IoT, KI, Cybersecurity in Ihrer IT-Strategie?

Cybersecurity hat sich in den vergangenen Jahren in die Top-Prioritäten katapultiert. Die Geräte der V-Zug sind heute alle über unsere App steuerbar. Da sind Cloud und IoT selbstverständlich und gehören zum soliden Handwerk. KI ist auf der Watchlist. In der breiten kommerziellen Nutzung halte ich das Thema nach wie vor für gehypt – Anbieter wollen damit Geld verdienen. Aber Achtung: Jedes Unternehmen muss experimentieren und Erfahrungen sammeln, die Mitarbeitenden weiterbilden und sich überlegen, wo KI sinnvoll eingesetzt werden kann – dieses Know-how ist nicht in zwei Monaten aufgebaut. Der Einfluss dieser Technologie wird grösser, je mehr sie in alltägliche Produkte und Prozesse einfliesst. Das Thema bleibt und wird die Wirtschaft umwälzen.

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