Marktbericht

Auf neuen Wolken schweben

Uhr | Updated
von Coen Kaat

Das Geschäft mit Cloud-Dienstleistungen überzeugt in jedem Quartal mit neuen Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Trotzdem sind viele potenzielle Märkte noch unerschlossen. Auch die Anbieterseite zeigt sich teilweise zögerlich.

Die Marktforscher von MSM Research haben für das vergangene Jahr eine Zuwachsrate von über 30 Prozent im Schweizer Cloud-Geschäft errechnet. Damit liege der Bereich deutlich über dem Durchschnitt des ICT-Marktes. Das Cloud-Geschäft trug gemäss den Analysten den gesamten Auslagerungsmarkt. Dementsprechend stieg 2014 der Anteil der Ausgaben für Cloud-Dienste am Outsourcing-Markt auf knapp 19 Prozent. Im Vergleich zu 2013 stieg der Wert um 5 Prozentpunkte.

Die steigenden Zahlen führen die Marktforscher jedoch nicht primär auf vermehrte Cloud-Nutzung in den Unternehmen zurück. Sondern sei die weitere Verbreitung und die steigende Anzahl Anwender auch 2014 der wichtigste Wachstumstreiber gewesen. Das Geschäft mit der Cloud-Infrastruktur wuchs laut MSM Research derweil um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 2014 auf dem Markt mehr als 16 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet.

Das Wachstum könnte in den nächsten Jahren anhalten. Das Analystenhaus Technavio glaubt zumindest zu wissen, wo der Markt Raum für Expansionen bietet. Während grös­sere Unternehmen bereits mehrheitlich auf Cloud-Angebote setzten, soll es unter den KMUs diesbezüglich noch grosses Expansionspotenzial geben. Würde dieses Potenzial angezapft, könnte das dem KMU-Cloud-Markt für die Zeitspanne zwischen 2015 und 2019 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von gut 20 Prozent (Compound Annual Growth Rate – CAGR) bescheren.

Das Gesundheitswesen wartet auf seine Cloud

Das Potenzial des Cloud-Marktes geht gemäss Technavio jedoch über die üblichen Verdächtigen hinaus. Mit den gestiegenen IT-Ausgaben sei etwa auch das Gesundheitswesen für den Markt interessant geworden. Spezifische Hürden wie etwa ein Mangel an Expertenwissen und hohe Anschaffungskosten würden die Erschliessung des Gebiets zwar erschweren.

Das Gesundheitswesen hätte jedoch einen dringenden Bedarf an Storage-Lösungen, um die Unmengen an generierten Daten zu verarbeiten und in die laufenden Arbeitsprozesse zu integrieren. Zwischen 2014 und 2019 soll der Anteil des Umsatzes am Cloud-Markt, der durch das Gesundheitswesen generiert wird, mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von knapp 22 Prozent (CAGR) steigen.

Ein noch grösseres Potenzial misst das Analystenhaus dem Gaming-Bereich zu. Von einem cloudbasierten Streaming-Dienst im Gaming-Umfeld würden gemäss Tech­navio beide Parteien profitieren – Gamer und Videospielverleger zugleich. Da die Hardware des Gamers aufgrund der Cloud kein entscheidender Faktor mehr sei, böten sich dem Entwickler mehr Optionen. Für den Cloud-Gaming-Markt rechnet Technavio für die Periode von 2014 bis 2019 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von über 23 Prozent (CAGR).

In einer Studie zum westeuropäischen Finanzsektor will IDC eine weitere Expansionsmöglichkeit für Cloud-­Anbieter gefunden haben. Demnach habe lediglich ein geringer Prozentsatz der untersuchten Finanzinstitute eine Cloud-Lösung im Einsatz. So würden nur knapp 15 Prozent der Befragten eine Public Cloud und 25 Prozent ein Private-­Cloud-Angebot nutzen.

Clouds bei vielen CIOs nicht die erste Wahl

Stellenweise zeigt sich jedoch noch ein zögerliches Verhalten, dieses Potenzial anzugehen. Anfang des Jahres befragte Gartner weltweit 2800 CIOs zum Thema Cloud Computing. Aufgrund der Umfrage kamen die Analysten von Gartner zu dem Schluss, dass zwar viele der befragten CIOs bei der Realisierung eines IT-Projekts eine Cloud-Option in Erwägung zögen. Dies sei jedoch nur für eine kleine Minderheit von ihnen die erste Wahl. Die meisten hängen gemäss Gartner zu stark an ihrer bestehenden IT-Infrastruktur.

Canalys fand eine andere mögliche Erklärung. Wie eine Studie des Marktforschungsinstituts zeigt, glauben die meisten der befragten Channelpartner, dass mit dem Verkauf von Cloud-Diensten Dritter weniger Geld zu verdienen sei. Die Partner würden demnach den Handel mit Hard- und Software vorziehen.

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