Dossier

IT-Markt Nr. 6/2016

Editiorial von David Klier, stellvertretender Chefredaktor IT-Markt

Wenn das Upgrade zum Albtraum wird

Vor etwa eineinhalb Jahren bin ich umgezogen. Aus einer Genossenschaftswohnung in eine Wohnung im Haus einer grossen, traditionsreichen Zürcher Immobilienverwaltung. Vom Kreis 5 in den Kreis 3, vom einstigen Industriequartier ins Herz von Alt-­Wiedikon. Ich könnte nun von meinem Heimweh erzählen, darüber nachsinnen, wie schön es im Kreis 5 ist. Doch das ist eine andere Geschichte.

Seit ich in Alt-Wiedikon im Haus der Verwaltung wohne, deren Hauptgeschäft eigentlich der Gartenbau ist, habe ich noch nie eine Nebenkostenabrechnung bekommen. Nicht nach dem Jahreswechsel 2014/2015, nicht nach dem Jahreswechsel 2015/2016. Ich zahle aber jeden Monat brav meine in die Miete eingerechneten Heiz- und Nebenkosten. Akonto. Wäre doch toll, mal eine Gegenrechnung zu sehen.

Ich fragte also mal bei meinen Nachbarn nach, ob das üblich sei. Immerhin wohnen die meisten Mieter in dem Haus schon seit über zehn Jahren dort. Nein, es sei nicht üblich. Meine Nachbarn sind ebenso verwundert wie ich.

Vergangene Woche schrieb ich der Verwaltung also eine ­E-Mail, wies sie freundlich darauf hin, dass da irgendetwas nicht stimmen könne. Bat sie, der Sache mal nachzugehen. 

Die Dame, die mir bereits am nächsten Morgen antwortete, bestätigte zunächst, was ich bereits wusste. «Leider stimmt es, dass wir noch keine Heiz- und Nebenkostenabrechnungen für 2014/2015 erstellt haben.» Der zweite Teil der Antwort liess mich aufhorchen: «Seit Juli 2015 haben wir ein neues EDV-­System, das uns sehr viele Probleme bereitet hat.» Aha. Ein IT-­Problem also. «Zudem hatten wir Personalwechsel und sind deshalb in Rückstand geraten.»

Neue Mitarbeiter hin oder her. Sollte ein neues IT-System nicht die Probleme des alten Systems lösen? Sollte mit einem neuen System nicht alles besser werden?

Mein erster Impuls war, dem Ganzen nachzugehen, eine spannende Story zu schreiben. Über falsche Kunden­beratung, schlechte Software und überforderte Anwender.

Aber ich bin zufrieden mit meiner Wohnung und der Ver­waltung. Ich bin befangen. Ich säe nicht etwas, das ich später nicht ernten möchte. Ausserdem dürfte wohl kaum ­öffentliches Interesse an der Geschichte gegeben sein. Dennoch frage ich mich, was da wohl schiefgelaufen sein mag. Vielleicht werde ich das Rätsel lösen, vielleicht auch nicht. In jedem Fall hoffe ich, dass Ihre Projekte nicht mehr Probleme schaffen, als sie lösen.

Ich wünsche ich Ihnen viel Lesevergnügen mit der Juni-Ausgabe!