Interview mit Jörg Frei

"Der Produktionsstandort Schweiz hat einen sehr guten Ruf"

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Jörg Frei ist mit Connect Com seit 20 Jahren im Glasfasergeschäft tätig. Klar ist für ihn, dass im Gebäude-Backbone und im RZ das Kupferkabel in Zukunft eine untergeordnete Rolle spielen wird. Allerdings kann Kupfer im Gegensatz zu Glas Strom leiten, was bei Power-over-Ethernet (PoE) von zentraler Bedeutung ist.

Jörg Frei, Geschäftsführer und Inhaber der Connect Com AG. (Quelle: Connect Com)
Jörg Frei, Geschäftsführer und Inhaber der Connect Com AG. (Quelle: Connect Com)

Welche Technologietrends sehen Sie im Kabelmarkt Schweiz?

Jörg Frei: Heute wird im LAN-Bereich als strukturierte Verkabelungen im Horizontalbereich geschirmte und teilweise ungeschirmte Kupfer-Kategorie-6-Verkabelung verwendet. Im Backbone-Nahbereich bis 300 Meter werden vorwiegend Multimode-50µm-OM3- und immer öfter auch 50µm-OM4-Fasern verwendet. Bei grösseren Distanzen über 300 Meter werden hauptsächlich Singlemode-Fasern 9m G652D eingesetzt. In Rechenzentren kommen hauptsächlich Multimode-OM3- beziehungsweise vermehrt OM4-Glasfasern und teilweise Singlemode-Fasern sowie ergänzend geschirmte Kategorie-6A-Verkabelungen zum Einsatz. Im CATV- und Telekombereich werden 9m-Singlemode-Fasern G652D und im FTTH-Inhouse-Umfeld Lichtwellenleiter mit biegeoptimierten G657A2-Singlemode-Fasern verwendet.

Welche Prognosen geben Sie für Preisentwicklungen im Kabelmarkt ab?

Grundsätzlich sind die Kabelpreise durch den riesigen Wettbewerb stark unter Druck. Wobei die Kupfer-Kommunikationskabel vom Kupferpreis abhängig sind. Auch die Glasfaserkabelpreise sind trotz steigender Nachfrage unter Druck.

Wie sehen Sie das Spannungsfeld Kupfer versus Glasfaser?

Im Bereich Universelle Kommunikationsverkabelung hat Kupfer, mit einer möglichen Bandbreite bis zu 10GbE, als Medium bis zum Arbeitsplatz nach wie vor seine Berechtigung und wird auch künftig das bevorzugte Medium bleiben. Dies wird zusätzlich durch die Anwendung von PoE unterstützt, sprich die ICT-Geräte werden über die Kupferkabel mit Strom und Daten versorgt. Im Gebäude-Backbone und im RZ wird das Kupferkabel nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, da alle modernen Hochgeschwindigkeitsverbindungen mit Glasfasern gebaut werden. Bereits heute ist auch der Trend zu Parallel-Optik erkennbar, das heisst die Glasfaserverbindungen sind nicht mehr im Duplex-Modus, sondern es sind parallel mehrere Fasern gleichzeitig im Einsatz. Bei 40GbE etwa sind je 4 Fasern in jeder Richtung also insgesamt 8 Fasern im Betrieb, und bei 100GbE werden 20 Fasern parallel eingesetzt. Diese Parallel-Optik-Verbindungen werden mittels MTP-Multifiber-Steckern realisiert, die wir mit höchster Güte in der Schweiz konfektionieren.

Wie schätzen Sie die Entwicklung und die Zukunftsaussichten des Kabelmarktes Schweiz ein?

Es ist kein neues Medium am Horizont zu erkennen, das die Kommunikationskabel ersetzen könnte. Im Nahbereich wird vieles über Funknetze kommunizieren, doch kurz hinter jeder Antenne beginnt die Glasfaserleitung. Sicherlich ist auch in Zukunft die Nachfrage nach Glasfaserkabeln bedeutend grösser, und Kupferkabelabsätze werden eher stagnieren. Die heutigen Megatrends, wie immer und überall online zu sein, Mobile Smarte Devices, alles aus der Cloud etc. werden den Bedarf an hochverfügbaren Rechenzentren, die die gewünschten Daten 7 x 24 x 365 zur Verfügung stellen, und den entsprechenden Datenautobahnen sprich Glasfasern massiv beeinflussen.

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