Nachgefragt bei Ralf Schmitz

Wie Energie von Rechenzentren nachhaltig genutzt wird

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Die Genossenschaft Elektra Baselland EBL entwickelt ein neues Fernwärme- bzw. Fernkältenetz für die Stadt Opfikon und Teilgebieten von Rümlang mit erneuerbarer Energie aus der Abwärme eines Interxion-Rechenzentrums. Ralf Schmitz, Projektmanager Wärme, sagt im Interview mehr zu diesem Projekt..

Ralf Schmitz, Projektmanager Wärme bei der Genossenschaft Elektra Baselland. (Source: iPixel.ch)
Ralf Schmitz, Projektmanager Wärme bei der Genossenschaft Elektra Baselland. (Source: iPixel.ch)

Wie kam das Projekt mit dem Rechenzentrum Interxion ­zustande? Wer hat es initiiert?

Ralf Schmitz: Energie Opfikon hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und eine Ausschreibung gemacht. Die EBL ging aus dieser Ausschreibung als Siegerin hervor.

 

Welche Voraussetzungen muss eine Liegenschaft mit­bringen, um Fernwärme beziehungsweise Fernkälte optimal einsetzen zu können? Braucht es ein bereits vorhandenes Minergie­system?

Optimal ist es, wenn regenerative Fernwärme fossile Heizkessel ersetzen kann, da so der CO2-Ausstoss minimiert wird. Es wird kein Minergiesystem benötigt. Es können alle Gebäudetypen angeschlossen werden. Die Fernkälte wird mittels hocheffizienten Kältemaschinen erzeugt. Die bei diesem Prozess entstehende Abwärme wird ebenfalls zur Wärmeerzeugung genutzt und trägt so zur Deckung des ganzjährigen Wärmebedarfs bei.

 

Wie hoch waren die Kosten für dieses Projekt, und wie ­wurde es finanziert?

Das Projekt ist geplant und wir befinden uns derzeit in der Akquisitionsphase. Sobald ausreichend Kunden zugesagt haben, gehen wir über in die Realisierungsphase. Die Kosten des Gesamtprojekts werden sich auf zirka 52,6 Millionen Franken belaufen.

 

Wie nachhaltig ist die Verarbeitung der Wärme bis zu den Liegenschaften?

Wir nutzen lediglich die Abwärme via Wärmetauscher, Medium Wasser, die ansonsten an die Umwelt abgegeben wird. Mittels hocheffizienten, mit erneuerbarem Strom betriebenen Wärmepumpen heben wir die Abwärme für den Wärmeverbund auf 65 Grad im Sommerbetrieb und 85 Grad im Winterbetrieb an. Der Energieverlust beim Transport in die Liegenschaften ist durch die hervorragende Isolierung minimal.

 

Wie wird im Sommer die gewonnene Wärme zu Kälte ­umgewandelt?

Die Fernkälte wird mittels hocheffizienten Kältemaschinen erzeugt. Auch die Kältemaschinen werden mit erneuerbarer Energie betrieben. Nachhaltig ist zusätzlich, dass die dabei entstehende Abwärme wiederum für den Wärmeverbund genutzt wird.

 

Welche weiteren, vergleichbaren Projekte sind in Planung?

Die EBL betreibt derzeit 47 Wärmeverbünde in der Schweiz und weitere Projekte sind in Planung. Einige davon werden mit der Abwärme von Abwasseraufbereitungsanlagen betrieben. Die Nutzung der Abwärme eines Rechenzentrums ist für uns wegen der grossen anfallenden und stabilen Abwärme ideal. Gerne würden wir auch bei weiteren Rechenzentren die Abwärme nutzen, um sie zur Beheizung der umliegenden Liegenschaften verfügbar zu machen.

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