IBM-Forscher Gerhard Meyer erhält Physikpreis

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Der am IBM-Forschungslabor in Rüschlikon tätige Nanowissenschaftler Gerhard Meyer ist als Preisträger des Robert-Wichard-Pohl-Preis bekanntgegeben worden. Seine Forschung auf dem Gebiet der Rastersondenmikroskopie ermögliche es, die Welt der Atome begreifbar zu machen. Diese fand bereits den Weg in zahlreiche Lehrbücher.

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) hat die Preisträger 2011 bekanntgegeben: Den Robert-Wichard-Pohl-Preis 2011 bekommt IBM-Forscher Gerhard Meyer. Dieser wird für hervorragende Beiträge zur Physik verliehen, die eine besondere Ausstrahlung auf andere Disziplinen in Wissenschaft und Technik haben, für aussergewöhnliche Leistungen in der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis, in der Lehre, im Unterricht und in der Didaktik der Physik.

Die Forschung des Nanowissenschaftlers

Meyer wird für seine "bahnbrechenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Rastersondenmikroskopie und –spektroskopie" ausgezeichnet, heisst es auf der Seite der DPG. Der Nanowissenschaftler vom IBM-Forschungslabor in Rüschlikon erhält den mit 5000 Euro dotierten Preis für seine Arbeiten über atomare und molekulare Prozesse auf Festkörperoberflächen. Diese umfassen die Abbildung von Molekülorbitalen und die gezielte Manipulationen auf atomarer Skala. Die Ergebnisse seien eindrucksvoll und stellen laut Preisverleiher einen weiteren Schritt dar, die Welt der Atome begreifbarer zu machen. Sie haben inzwischen auch Eingang in Standardlehrbücher gefunden.

Meyer führte in den letzen Jahren eine Serie von Experimenten mit Hilfe der Rastersondenmikroskopie durch. Dabei gelang es ihm, Atome und Moleküle mit noch nie dagewesener Präzision sichtbar zu machen und zu beeinflussen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse könnten Ansatzpunkt sein für neuartige, nur Nanometer grosse elektronische Bauteile, schwärmt die DPG.

Als Herzstück der Rastersondenmikroskopie gilt ein winziger Messfühler. Damit wird die Probenoberfläche abgetastet. Der Forscher konnte auf diese Weise erstmals eine chemische Reaktion von einzelnen Molekülen in Gang setzen. Meyer greife dabei auf einen besonderen Trick zurück: Am Messfühler des Mikroskops befestigt er ein einziges Molekül, das dann als eigentliche Sonde dient. Dieser Trick steigere die Empfindlichkeit des Mikroskops und eröffne neue Experimentiermöglichkeiten.

So gelang es ihm, die chemische Struktur eines Moleküls in all ihren Feinheiten abzubilden und atomare "Schaltvorgänge" zu beobachten. Bei diesen Vorgängen verändern Atome ihre Position innerhalb eines Moleküls. Physiker, Chemiker und Biologen gleichermassen verfolgen Meyers Arbeiten begeistert, so die Physikergesellschaft. Seine Forschung liefert Aufnahmen von Atomen und Molekülen, die Lehrbücher illustrieren und die Nanowelt sichtbar machen.

Die DPG und ihre Preise

Die Auszeichnung wird im März 2011 während der DPG-Jahrestagung in Dresden erhalten. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft versteht sich als Forum und Sprachrohr der Physik. Sie ist als gemeinnütziger Verein organisiert und verfolgt daher keine wirtschaftlichen Interessen. Albert Einstein, Hermann von Helmholtz und Max Planck waren einst Präsidenten dieser Gesellschaft, die zur Zeit neun Nobelpreisträger in ihren Reihen hat.

Der DPG vergibt ausserdem die Max-Planck-Medaille für theoretische Physik und die Stern-Gerlach-Medaille 2011 für experimentelle Physik. Weitere Auszeichnungen sind unter anderem spezielle Preise für Jungphysiker oder Physikerinnen. Es gibt auch einen Schüler-Preis für herausragende Leistungen in internationalen Physikwettbewerben. Der Nanowissenschaftler Gerhard Meyer forscht seit 2002 in der Schweiz.

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