Therapiesoftware

Calcularis soll Kindern mit Rechenschwäche helfen

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Die Therapiesoftware "Calcularis" soll bei Kindern mit Rechenschwäche das Verständnis für Zahlen fördern. Zurzeit befindet sich die Software in der Testphase.

"Mich fasziniert an diesem Projekt, dass es Informatik mit Psychologie verbindet", erklärt Tanja Käser, Informatikerin und Doktorandin an der ETH Zürich. Zusammen mit Dybuster, einem ETH-Spin-off und Partner der ETH, entwickelt Käser die Therapiesoftware "Calcularis" für Kinder mit Rechenschwäche.

Fehlender Bezug zu Zahlen

Bei Rechenschwäche handelt es sich um die im Fachjargon genannte "Dyskalkulie", wie die ETH in einer Mitteilung schreibt. Kinder mit Dyskalkulie haben keinen Bezug zum Zahlenbegriff und bekunden somit Mühe, sich vorzustellen, wo auf dem Zahlenstrahl eine bestimmte Zahl liegt. So können sie sich beispielsweise nicht vorstellen, dass die Zahl zwei auch zwei Gegenstände darstellen kann, wie Käser erklärt.

In der Psychologie gehe man davon aus, dass im menschlichen Gehirn drei Bereiche heranreifen, mit denen Zahlen begriffen werden. Einer dieser Bereiche erfasse die Zahl als gesprochenes Wort, der andere als arabische Zahl und der dritte als Ort in einem Zahlenraum, beziehungsweise die Position auf einem Zahlenstrahl, heisst es weiter. Bei einer Dyskalkulie sei etwas in der Entwicklung schief gegangen und daher sei eines oder mehrere Module nicht vollständig entwickelt.

Spielerisch lernen

"Calcularis" baut auf diesen drei Bereichen auf und stellt den Kindern entsprechende Aufgaben, damit sie eine Vorstellung für Zahlen entwickeln können, wie Käser erklärt. Die Software entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Kinderpsychiater Michael von Aster, der in Potsdam, Berlin und Zürich ein Verbundprojekt zur Dyskalkulie leitet.

Zurzeit befindet sich Calcularis in der Testphase, mit Aster als Studienleiter. So testen in Berlin und Potsdam derzeit 120 Kinder die Software, die Hälfte von ihnen leidet unter Dyskalkulie. "Die Testphase läuft bis nächsten Sommer. Wenn alle Tests gut verlaufen und damit der Erfolg der Software gewährleistet ist, will Dybuster die Software auf den Markt bringen", so Käser.

Der Startschuss des Projekts fiel im März 2010, ein halbes Jahr später begannen Käser und Dybuster mit der Umsetzung in Code, die sie anfang Jahr abschliessen konnten. "Als Programmiersprache haben wir Java verwendet", so Käser. Die hinter dem Programm stehende Graphik stammt von Dybuster, Käser hat die dahinter liegende Steuerung entwickelt.

Therapiesoftware für Legastheniker

Für Dybuster ist dies bereits die zweite Software dieser Art. Die Firma hat die gelichnamige Therapiesoftware entwickelt, unter der Leitung von ETH-Professors Markus Gross, der nun auch Käser betreut. "Dybuster" soll Kindern mit Legasthenie helfen und ist bereits auf dem Markt erhältlich.

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