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Wenn der Speicher virtuell wird

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Mit Software-defined Storage wird ein weiteres Element im Rechenzentrum virtualisiert. Die Entkopplung der Hardware von der Software bringt viele Vorteile mit sich. Doch die Branche ist sich uneins. Viele Anbieter haben ihre ganz eigene Definition von Software-defined Storage.

IT-Markt Marktübersicht Storage 2013 (Quelle: Netzmedien)
IT-Markt Marktübersicht Storage 2013 (Quelle: Netzmedien)

Eigentlich ist es keine Vision mehr. Das virtua­lisierte Rechenzentrum ist im Hier und Jetzt angekommen. Praktisch jede Komponente heutiger IT-Infrastrukturen kann virtualisiert und an den jeweiligen Bedarf angepasst werden. Die Liste von Unternehmen, die sich auf derartige Angebote spezialisiert haben, ist lang. Und auch auf Abnehmerseite setzt man vermehrt auf virtuelle Lösungen.

Laut IDC hat bereits ein Grossteil der Schweizer Unternehmen virtualisierte IT-Operations im Einsatz – Tendenz steigend. Doch für das virtualisierte Rechenzentrum fehlte lange ein wichtiges Element. Dieses fehlende Puzzleteil offenbarte sich unlängst unter dem Namen Software-defined Storage (SDS). Für Heiko Schrader, Sales Director DACH bei Fusion-io, entwickelte es sich in jüngster Zeit beinahe zu einem Buzz-Word, wie er in einem Fachartikel für Tecchannel schreibt.

Kein Industriestandard

Trotzdem fehlt eine allgemeingültige Definition für die Alternative zu hardwaredefinierten Speichersystemen. Der Begriff des Software-defined Storage würde mehr eine Reihe von Fähigkeiten beschreiben, statt als Synonym für einen Industriestandard zu stehen, bemängelt Schrader. Und auch Daniel Dalle Carbonare von Hitachi Data Systems sieht die Problematik. Die fehlende Definition führe zu Verunsicherungen bei den Kunden.

Dabei ist die Definition eigentlich relativ einfach. In der klassischen Infrastruktur existieren Soft- und Hardware als getrennte Instanzen. Der physische Speicher wird als Pool-Hardware betrachtet. Eine Hypervisor-unabhängige Ressource also. Das gilt für ein Storage Area Network (SAN), ein Direct Attached Storage (DAS) und für serverseitige Flash-Speicher gleichermassen. Ein softwaredefniertes Speichersystem muss hingegen über multiple Server und Speicher hinweg skalierbar sein, um grosse Datenmengen verarbeiten zu können. Die Skalierbarkeit ermöglicht es, Speicherressourcen in Abhängigkeit vom Bedarf zu beschaffen, hinzuzufügen und bereitzustellen.

Kostenvorteile durch Virtualisierung

Gerald Sternagl, Business Unit Manager Storage EMEA bei Red Hat, sieht im SDS einen Lösungsansatz, mit dem sich sehr viele Unternehmen beschäftigen. "Sie versprechen sich dadurch niedrigere Kosten, mehr Flexibilität, geringere Abhängigkeiten von bestimmten Herstellern sowie eine bessere und einfachere Erweiterbarkeit." Die Storage-Kosten spielen bei anderen Anbietern ebenfalls eine tragende Rolle.

Microsoft erwartet aufgrund der niedrigeren Kosten virtualisierter Speicherlösungen eine stark steigende Nachfrage nach "Cloud Integrated Storage". Das Einsparungspotenzial gegenüber einem SAN liege bei 60 bis 80 Prozent. Und auch Jörn Skerswetat, Manager Storage Solutions bei IBM Schweiz, sieht den Trend: Flexibilität auf Knopfdruck. Skerswetat geht aber noch einen Schritt weiter. Er glaubt, es entwickle sich eine neue Sichtweise, wenn es um die Kosten gehe. "Zur alten Metrik Preis pro Gigabyte gesellt sich fortan auch die Metrik TCO pro I/O".

Intelligente Lösungen als Schlüssel

Bis 2020 soll sich die Menge der gespeicherten Daten alle zwei Jahre verdoppeln und 40 Zettabyte erreichen. Deshalb sind für Fabian De Pasquale von Intel Schweiz intelligentere Lösungen mit hoher Rechenleistung und grossem Speicher sowie eine Reduktion der Kosten pro Terabyte gespeicherter Daten essenziell.

Die Schlüsseltechnologie ist also eine intelligente Storage-Virtualisierung. Mit ihr lässt sich die Nutzung von Speicherressourcen so verbessern, dass sie optimal an die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden angepasst werden können.

Bei Datacore ist man sich sicher, dass von diesen Vorteilen im nächsten Jahr viele Unternehmen profitieren wollen. Anbieter wie HP sehen zudem einen Virtualisierungstrend im Serviceprovider-Markt. Dieser wächst laut Serge Bourgnon, Country Manager Storage bei HP Schweiz, um mehr als 25 Prozent im Jahr. Mit Pay-per-­Use-Modellen könne man den Providern helfen, ihre Computing- und Storage-Kapazitäten flexibel, schnell und unkompliziert den Kundenbedürfnissen anzupassen.

Mit Blick auf das Angebot wird deutlich, dass die Technologie für das vollständig virtualisierte Rechenzentrum vorhanden und einsatzbereit ist. Auf der anderen Seite steht die  Nachfrage. Die ist ebenfalls gross. Das Einzige, was noch im Weg zu stehen scheint, ist die Vielfalt der Definitionen. Es muss klar werden, was SDS genau ist und welches Potenzial sich dahinter verbirgt. Wenn sich die Branche auf einen Industriestandard einigen kann, sind die Tage herkömmlicher festplattenbasierter Speichersysteme gezählt.

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