Beta startet im Juli

Update: Zoom bietet End-to-End-Verschlüsselung nun doch allen Nutzern an

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Zoom will seine End-to-End-Verschlüsselung nun doch nicht als Bezahldienst anbieten – auch für Gratis-Nutzer soll sie verfügbar werden. Für die Nutzung muss man sich allerdings identifizieren können.

(Source: Gabriel Benois / Unsplash.com)
(Source: Gabriel Benois / Unsplash.com)

Update vom 19.6.2020: Zoom macht eine Kehrtwende. Der Videokonferenzdienst will seine End-to-End-Verschlüsselung nun doch allen Nutzern anbieten. Zuvor sollte die Komplett-Verschlüsselung zahlenden Kunden vorbehalten sein. Die Betaphase der Verschlüsselungsfunktion beginnt voraussichtlich im Juli, wie Zoom mitteilt.

Die Verschlüsselung werde als optionale Funktion angeboten. Dies, weil sie gewisse Meeting-Funktionalitäten einschränke, beispielsweise die Einbeziehung traditioneller PSTN-Anschlüsse oder Konferenzraumsysteme mit SIP/H.323-Hardware. Hosts könnten die End-to-End-Verschlüsselung für einzelne Meetings ein- oder ausschalten.

Wer die Funktion nutzen will, muss sich allerdings identifizieren, wie "Spiegel.de" berichtet. Vorgesehen sei etwa die einmalige Angabe einer Mobilfunknummer, an die ein Verifizierungscode gesendet wird.

Originalmeldung vom 4.6.2020: Zoom profitiert vom Homeoffice-Trend. Der Videodienstanbieter hat seinen Jahresausblick deutlich angehoben und rechnet mit einem Umsatz von rund 1,8 Milliarden US-Dollar, wie die Nachrichtenagentur "Reuters" schreibt. Bisher hatte das Unternehmen einen Jahreserlös von höchstens 915 Millionen Dollar in Aussicht gestellt.

Im ersten Geschäftsquartal per Ende April sprang der Umsatz von Zoom um knapp 170 Prozent auf rund 328 Millionen Dollar. Der Gewinn stieg indes auf 27 Millionen Dollar, nachdem Zoom im ersten Quartal des Vorjahres gerade noch schwarze Zahlen verbucht hatte.

Angaben zu den aktuellen Gesamtnutzerzahlen macht die Firma nicht. Sie nennt nur die Zahl der Unternehmenskunden mit mehr als 10 Mitarbeitern. Diese sei im ersten Geschäftsquartal um 354 Prozent auf 265'400 gestiegen. Vor der Coronakrise hatte Zoom lange Zeit auf Unternehmenskunden fokussiert.

Kritik wegen fehlender Komplett-Verschlüsselung

Durch die rasant steigenden Nutzerzahlen seit dem Ausbruch der Coronapandemie treten allerdings Sicherheitslücken zutage: Das Unternehmen kündigte gemäss "Reuters" an, die Verschlüsselung zu überarbeiten. Zu diesem Zweck hatte das Unternehmen kürzlich das Encryption-Startup Keybase aufgekauft.

Zoom-Nutzer hatten sich vermehrt darüber beschwert, dass der Dienst nicht komplett verschlüsselt ist. Diesbezüglich läuft auch eine Sammelklage gegen den Konzern in den USA. Hinzu kommen Probleme durch das sogenannte Zoombombing, bei dem sich Unberechtigte in eine Sitzung einwählen.

Inzwischen muss sich Zoom auch neuer Konkurrenz stellen: Google und Facebook brachten kürzlich eigene Angebote auf den Markt. Auch Schweizer Unternehmen lancierten entsprechende Angebote. So bieten beispielsweise der Verein CH Open und Green.ch eine kostenlose Videokonferenzlösung an, die auf der Open-Source-Software "Bigbluebutton" basiert.

Mehr Datenschutz gegen Geld

Zoom gab Ende Mai gegenüber "Reuters" bekannt, wie das Unternehmen die überarbeitete Verschlüsselung vermarkten will: Künftig sollen zahlende Kunden sowie Bildungseinrichtungen wie Schulen auf die Komplett-Verschlüsselung zurückgreifen können. Wer einen Gratis-Account nutzt, bleibt wohl aussen vor.

Die Pläne könnten sich allerdings noch ändern: Das Unternehmen klärt gemäss "Reuters" noch ab, ob auch Nonprofit-Organisationen oder andere Nutzer wie beispielsweise politische Dissidenten die stärkere Verschlüsselung ebenfalls nutzen könnten.

Dass Zoom wegen mangelnden Sicherheits- und Datenschutzmassnahmen Schlagzeilen machte, hat viele verunsichert, wie Datenrechtsexperte David Rosenthal im Fachbeitrag schreibt. Darf man solche Lösungen noch guten Gewissens einsetzen? Rosenthals Antwort: Bei einem bewussten Umgang mit solchen Diensten ist der Datenschutz kein Problem. Drei Punkte sollten allerdings berücksichtigt werden.

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