Boom-Markt Storage
IT-Verantwortliche müssen am Speicher sparen, obwohl die Datenmenge wächst und die Virtualisierung die Kosten treibt. Erschwerend stürzen die Naturkatastrophen in Asien den Storage-Markt in Turbulenzen. Storage wird zunehmend zur knappen Ressource. Hersteller und Handel dürften sich über steigende Preise freuen. In der aktuellen Marktübersicht finden sich, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die wichtigsten Storage-Anbieter, die in der Schweiz aktiv sind.

Wie IDC in der Studie "Digital Universe" zeigt, verdoppelt sich die Datenmenge alle zwei Jahre. Dieses Jahr werden wir 1,8 Zettabyte beziehungsweise 1,8 Billionen Gigabyte Daten erzeugen. Seit 2005 sind die Kosten für die Erzeugung, Erfassung, Verwaltung und Speicherung von Informationen um 85 Prozent zurückgegangen, wie Sabine Bendiek von EMC, Auftraggeber der Studie, berichtet. Gut für die Verbraucher, schlecht für die Händler sollte man meinen.
Dennoch müssen sich Händler keine Sorgen machen. Denn während der letzten sechs Jahre sind die Investitionen von Unternehmen für Hardware, Software, Services und Mitarbeiter für die Erzeugung, Verwaltung und Speicherung von Informationen um die Hälfte auf vier Billionen US-Dollar gestiegen. Angetrieben wird die Entwicklung durch die sinkenden Preise. Eine externe Ein-Terabyte-Festplatte für den Heimgebrauch kostete im Oktober dieses Jahres bei Interdiscount 89,90 Franken. Selbst leistungsfähige Speichersysteme für Industrieunternehmen sind bereits für knapp 10 000 Franken erhältlich. Doch nicht nur die fallenden Preise, auch steigende Datenmengen treiben die Entwicklung. So zeichnen Big Data, also besonders grosse Datenmengen, die mithilfe von Datenbanken und Daten-Management-Tools nicht oder nur unzureichend verarbeitet werden können, IT-Verantwortlichen Sorgenfalten auf die Stirn. Gut für Storage-Händler.
CFOs bremsen CIOs
Als Spassbremsen sehen Analysten hingegen die Finanzverantwortlichen der Unternehmen. Diese werden ihren IT-Verantwortlichen wenig oder kaum mehr Budget zur Verfügung stellen, glaubt man den Vorhersagen. Andreas Zeitler, als Vice President EMEA Central verantwortlich für Symantecs Schweiz-Geschäft, macht klar: "CIOs haben die Aufgabe, jährlich zwischen 10 und 15 Prozent ihrer Budgets einzusparen." In der Folge setzen diese zunehmend auf die Virtualisierung ihrer vorhandenen Speicher. Allerdings trafen die erhofften Einsparungen bei den Betriebs- und Investitionskosten nicht ein, wie eine aktuelle Studie von Symantec zeigt. Mehr als 56 Prozent aller Befragten, die ihre Server bereits virtualisiert haben, gaben an, dass ihre Kosten für Speicher leicht bis erheblich angestiegen seien. Für Daniel Bachofen, Principal Presales Consultant bei Symantec Schweiz, nicht weiter überraschend: "Schliesslich nimmt durch die Einführung von Virtualisierung die Datenmenge auf den Servern um das bis zu Achtfache zu."
Mike Lange, Director Product Marketing bei D-Link, bestätigt die Zeit der knappen Kassen. Er geht ebenfalls davon aus, dass Kunden nächstes Jahr nicht mehr Geld für Speicher ausgeben werden, obwohl die Datenmengen steigen. Im Mittelpunkt stehe daher die Optimierung bestehender Lösungen: "Dazu zählen die Speicherkonsolidierung – also vom Direct Attached Storage (DAS) zum Network Attached Storage (NAS) oder Storage Area Network (SAN) – und die Virtualisierung beziehungsweise die Verlagerung des gesamten Speichers oder einzelner Back-up-Anwendungen in die Cloud. Daniel Dalle Carbonare, Country Manager Switzerland bei Hitachi Data Systems, nennt diesen Trend "mehr an Intelligenz in den einzelnen Systemkomponenten ". Auf diese Weise würden Unternehmen ihre Rechenzentren in "Information Center" umwandeln. Um ihre Speicher zu verwalten, brauchen die Unternehmen Software. Denn "der Trend geht weg vom Erschlagen des rasanten Wachstums des Datenvolumens mit einfach immer noch mehr Hardware", sagt Bernd Hoeck, Vice President Marketing von Dataglobal. Deshalb werde sich der Speichermarkt "drastisch zugunsten von Händlern verändern, die ihren Kunden Lösungen wie beispielsweise die automatisierte Klassifizierung von Dateien oder compliance-gerechte Archivierung anbieten können, die den vorhandenen Speicherplatz optimieren". Aber auch bei der Hardware ergeben sich derzeit wichtige Entwicklungen: "Solid State Disks (SSD) werden sich 2012 fest etablieren – nicht unbedingt als Ersatz für die klassischen Festplatten, sondern überall dort, wo deren Stärken wie grössere Robustheit, Langlebigkeit und kürzere Zugriffszeiten gezielt eingesetzt werden können", betont Mike Lange von D-Link.
Volatile Märkte durch Asiens Katastrophen
Auch die Naturkatastrophen in Asien dieses Jahres verändern den Storage-Markt, wie der Marktforscher iSuppli herausgefunden hat. Die Zerstörungen in Japan dieses Frühjahr erzeugten eine Panik am Markt, weshalb die Liefermengen für Harddisk Drives, SSDs und optische Laufwerke im zweiten Quartal dieses Jahres um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr anzogen. Die Überschwemmungen in Thailand während der letzten Wochen könnten erneut "Hamsterkäufe" auslösen. Kein Wunder: Einer von vier Produzenten im Festplattenmarkt unterhält Fabriken in Thailand. Western Digital und Toshiba haben ihre Festplattenproduktion in Thailand bis auf Weiteres eingestellt. Beide Unternehmen lassen in Pathum Thani in der Nähe von Bangkok HDDs assemblieren. Obwohl es noch zu früh sei, die kompletten Auswirkungen zu überblicken, schätzt iSupplis Analystin Fang Zhang die Versorgungslage am Markt als kritisch ein. Sie befürchtet, dass die weltweite Festplattenproduktion um ein Drittel einbrechen könnte, wie sie gegenüber "All Things D" äusserte. Eine Situation, "die unsere Industrie substanziell betrifft und sich über mehrere Quartale erstrecken wird", warnt Seagate in seinem aktuellen Quartalsbericht. Speicher könnte in Folge rar und damit teurer werden. Das gestaltet den Speichermarkt schwieriger, dürfte ihn aber auch attraktiver machen für den Handel. Immerhin einer der am stärksten wachsenden IT-Märkte, wie Daniel Bachofner, Director Switzerland bei Netapp, sagt. Er rät: "Wichtig ist, dass Hersteller und Wiederverkäufer eng zusammenarbeiten."
SSDs – Unsicherheitsfaktor PE-Zyklus
Hohe I/O-Raten und Robustheit sind nur zwei Vorteile von SSDs gegenüber HDDs mit ihren rotierenden Platten. Doch gerade Unternehmen sind noch unsicher: Zu neu erscheint die SSD-Technik, Langzeiterfahrungen fehlen, noch. Durch die Herstellung im 25-Nanometer- Massstab, bei der mehr Speicherzellen mit einem Wafer hergestellt werden können, sinken die Preise für SSDs derzeit, wodurch sie sich erfolgreich verkaufen. Dieses Jahr wurden rund doppelt so viele Speicher verkauft als letztes Jahr. Mit zunehmender Verbreitung wachsen auch die Erfahrungswerte mit SSDs. Woher dann die Unsicherheit? Flash-Speicher verbraucht sich. Das beschreibt der sogenannte Programme-Erase-Cycle (PEC). Der PEC gibt an, wie oft eine Flash-Speicherzelle beschrieben werden kann, bevor sie "stirbt". Aktuell geben die Hersteller Werte zwischen 3000 und 5000 PEC an.
Angenommen, ein 100-Gigabyte-Laufwerk wird jeden Tag mit sieben Gigabyte Daten beschrieben, so würde es rund 14 Tage dauern, bis alle Zellen einmal beschrieben wären. Ein Lebenszyklus des NAND-Flashs wäre dahin. Aber je nach eingesetzter Speichercontroller- Software werden die Speicherzellen einer SSD ungleichmässig beschrieben, wodurch sich die Lebensdauer einer SSD weiter verkürzt. Flash-Produzenten sprechen vom sogenannten Write-Amplification-Factor (WAF). Werden alle Speicherzellen gleichmäs sig beschrieben, entspricht das einem WAF von 1. Dieser Wert wird derzeit nur SSDs mit Controllern von Sandforce bescheinigt. Realistisch sind WAF-Werte zwischen 8 und 10.
Eine Beispielrechnung
Die Autoren von Anandtech.com haben anhand eines Worst-Case-Szenarios folgende Beispielrechnung aufgestellt: Angenommen eine 100-Gigabyte-SSD hat einen WAF von 20, dann betrüge ihre Lebensdauer entsprechend dem Quotienten [(Anzahl Tage pro komplettem Schreibzyklus) x (Anzahl PEC)]/ (WAF x 365 Tage) bei 3000 PE-Zyklen knapp sechs Jahre. Aufgrund der Innovationszyklen in der Speichertechnik werden IT-Verantwortliche den vorhandenen Speicher wahrscheinlich früher austauschen. Wird der Speicher verdoppelt, vergrössert sich die Lebensdauer sogar. Zusätzlich besagen die Spezifikationen des Halbleiternormengremiums JEDEC, dass selbst nachdem alle PE-Zyklen aufgebraucht sind, der NAND-Speicher die Daten noch ein Jahr sicher speichern können muss. So kann man also durchaus den Standpunkt vertreten, dass die Lebensdauer von 25nm NAND-Flash kein Grund zur Sorge darstellt.

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