Marktbericht

Flash dominiert Schweizer Storage-Markt

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Der Storage-Markt entwickelt sich weltweit immer mehr in Richtung Flash-Lösungen. Auch hierzulande setzen Unternehmen zunehmend auf Flash-Speicher statt auf Harddisks oder Tape. Das heisst aber nicht, dass Unternehmen Tape als Speichermöglichkeit abschreiben müssen.

(Source: Naknakhone / stock.adobe.com)
(Source: Naknakhone / stock.adobe.com)

In ganz Europa zieht der Flash-Speicher-Markt ordentlich an. Das zeigt eine Marktanalyse von Mordor Intelligence. Mit einem erwarteten Wachstum auf 5,92 Milliarden US-Dollar bis 2030 wird deutlich: Die Nachfrage nach schnellen, zuverlässigen Speicherlösungen ist hoch. Länder wie Deutschland, das Vereinigte Königreich oder die Niederlande gäben hier klar den Takt vor.

Doch auch in der Schweiz tut sich einiges. Ein genauerer Blick auf das Storage-Geschäft zeigt, wie sich globale Entwicklungen hierzulande widerspiegeln und welche Trends und Veränderungen den Schweizer Markt prägen.

Schweizer Enterprise-Storage-Markt wächst

Das Geschäft mit Enterprise Storage in der Schweiz entwickle sich ähnlich wie im Ausland, sagt Andrea Savoca, Head of ICT Solutions bei Brack Alltron. "Wir verzeichnen ein stabiles Wachstum", kommentiert er die Storage-Markt-Entwicklung. "IDC geht für die Schweiz von einem Jahreswachstum im Bereich von 6 bis 8 Prozent aus. Das deckt sich ziemlich genau mit unseren Ergebnissen." Ausschlaggebend für diese Entwicklung sei, dass Unternehmen zunehmend hybride Infrastrukturen nutzen und von strengeren Richtlinien regelrecht zu einer lokalen Datenspeicherung gezwungen würden. Zudem kurble der KI-Boom das Geschäft bedeutend an, da es entsprechende Speichersysteme für die moderne Technologie brauche. 

Andrea Savoca, Head of ICT Solutions bei Brack Alltron. (Source: zVg)

Andrea Savoca, Head of ICT Solutions bei Brack Alltron. (Source: zVg)

Thomas Kirchhofer, Senior Account Manager bei Zibris, sieht KI und die dazu benötigte Storage-Infrastruktur als wachstumsfördernd, nennt jedoch weitere Faktoren: "Auch Bereiche wie Ransomware-Schutz, Object Storage oder auch Backup und Recovery erfordern flexible und skalierbare Systeme, die den Herausforderungen gewachsen sein müssen."

Flash Storage weiterhin stark im Kommen

"Insgesamt machen Flash-Speicher im Enterprise-Bereich rund 60 bis 70 Prozent des Umsatzes aus", sagt Savoca. Doch auch Harddisks würden einen relevanten Anteil im Storage-Markt ausmachen. "Wenn wir nicht den Umsatz, sondern die Speicherkapazität betrachten, ist das Verhältnis umgekehrt, weil Harddisks derzeit noch deutlich kostengünstiger sind und vor allem beim Archivieren grosser Datenmengen zum Einsatz kommen", sagt Savoca. Flash-Speicher würden auf diesem Gebiet jedoch langsam aber sicher aufholen, "denn Flash-Speicher werden insgesamt immer günstiger, während wir bei Harddisks in den vergangenen Monaten sogar Preiserhöhungen festgestellt haben".

Thomas Kirchhofer, Senior Account Manager bei Zibris. (Source: zVg)

Thomas Kirchhofer, Senior Account Manager bei Zibris. (Source: zVg)

Auch wenn es schwierig ist, genaue Zahlen zu nennen, ist der Trend bei Herstellern laut Kirchhofer klar: "Flash Storage ist rasant auf dem Vormarsch und wird die klassischen HDDs in absehbarer Zeit komplett ablösen." Gemäss Savoca basieren insbesondere neue Projekte auf All-Flash-Lösungen. Harddisks hingegen seien vor allem bei Legacy- und NAS-Systemen sowie für Cold Storage gefragt. "Wir schätzen, dass der Anteil von Flash weiter ansteigt und in den nächsten Jahren über 80 Prozent des Umsatzes im Storage-Geschäft ausmachen wird", sagt Savoca.

Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung

Abgesehen vom Trend hin zu hybriden Speicherlösungen in Schweizer Unternehmen und dem anhaltenden KI-Boom sei auch Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor, der Flash-Lösungen immer attraktiver macht. "Gerade was Stromverbrauch, Kühlung, Platzbedarf, Performance, Effizienz und Langlebigkeit angeht, sind Flash-Systeme den klassischen HDDs bereits heute überlegen", sagt Kirchhofer. Auf lange Sicht senken Flash-Speicher im Vergleich zu Harddisks auch die Total Cost of Ownership, indem sie für einen "geringeren Stromverbrauch, deutlich tiefere Latenzzeiten und eine reduzierte Kühlinfrastruktur" sorgen, wie Savoca erläutert.

Auch die KI-getriebene Storage-Optimierung spielt in der Marktentwicklung laut Savoca eine bedeutende Rolle: "Tools für automatisiertes Data-Tiering, zum Beispiel die Kategorisierung in heisse und kalte Daten, gewinnen an Bedeutung, insbesondere im Banken- und Versicherungssektor."

Martin Fink, Geschäftsführer von Tim Storage Solutions. (Source: zVg)

Martin Fink, Geschäftsführer von Tim Storage Solutions. (Source: zVg)

Doch wie sieht es mit Tape aus?

Gemäss Martin Fink, Geschäftsführer von Tim Storage Solutions, hat Tape als Speicherlösung trotz moderner Alternativen dennoch eine Daseinsberechtigung, auch wenn es sich um eine Nischenlösung handelt. "Tape ist kein Auslaufmodell, sondern bleibt essenzieller Bestandteil einer umfassenden Storage-Strategie und spielt eine entscheidende Rolle in den Bereichen Backup, Archivierung und Ransomware-Schutz." Vor allem für die Langzeitarchivierung von über zehn Jahren sei Tape eine gute Alternative zu anderen Speicherlösungen. Laut Savoca ist sie sogar "die günstigste Option bei sehr grossen Datenmengen". "In der DACH-Region setzen vor allem traditionelle Unternehmen und regulierte Branchen", wie Banken und das Gesundheitswesen, auf die Audit-fähige Speicherlösung, wie Fink sagt. "Neben den geringen Kosten pro Terabyte überzeugt Tape durch Energieeffizienz, da es im Ruhezustand keinen Strom verbraucht – ein Vorteil für Nachhaltigkeit und ESG-Vorgaben." Auch im Bereich Cybersicherheit sei Tape anderen Storage-Lösungen überlegen. "Durch das 'Air-Gap'-Prinzip, bei dem Daten physisch vom Netzwerk getrennt sind, schützt es effektiv vor Ransomware und anderen Bedrohungen", sagt Fink.

Unternehmen sollten Tape nicht komplett abschreiben

"Tape-Speicherlösungen verzeichnen weiterhin stabile Verkaufszahlen und bleiben eine bewährte Technologie für zahlreiche Anwendungen im Enterprise-Bereich", betont Fink. Es gebe immer noch nennenswerte Verkaufszahlen für Tape. "Im Jahr 2023 wurden weltweit LTO-Tapes mit einer komprimierten Gesamtkapazität von zirka 152,9 Exabyte ausgeliefert – ein Wachstum von 3,14 Prozent gegenüber dem Vorjahr", sagt Fink.

Der Trend zur Datensicherung auf Flash-Speichern werde zwar anhalten, "aber Storage-Anbieter mit einem breiten Portfolio sollten ihre Tape-Sparten weiterhin behalten", rät Savoca. "Tape-as-a-Service wird in neuen Projekten zwar kaum noch eingesetzt, aber bestehende Kunden setzen nach wie vor auf diese Lösung, von Nachbestellungen bis hin zu Managed Services wie zertifizierte Lagerung und regelmässige Medienwechsel."

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FPHztP6V