Einschränkung der politischen Kommunikation

Update: Reddit klagt gegen Social-Media-Verbot in Australien

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von Valentina Graziano und Dylan Windhaber und yzu, dwi

In Australien gilt für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ein Social-Media-Verbot. Zehn Dienste müssen rund 1 Million Konten sperren - darunter auch der Forenbetreiber Reddit, der nun Beschwerde gegen das Gesetz eingelegt hat und vor Gericht zieht.

(Source: Bastian Riccardi / pexels.com)
(Source: Bastian Riccardi / pexels.com)

Update vom 12.12.2025: Seit dem 10. Dezember gilt in Australien ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 16 Jahren. Nun zieht die Online-Plattform Reddit aufgrund der Altersverifikation vor Gericht. Reddit legte demnach eine Beschwerde beim australischen High Court ein mit dem Argument, das Gesetz schränke die Freiheit politischer Kommunikation ein, wie "Watson" berichtet.

Selbst wenn das Gericht das Verbot als rechtens bewerten sollte, bestehe Reddit darauf, nicht unter die Definition sozialer Medien zu fallen. Bei Reddit handle sich lediglich um eine Plattform, in der die User selbst ihre Foren betreiben können und keine direkte Verbindung zur Identität der User besteht, erklärt das Unternehmen laut "Watson". Demnach sei Reddit "keine Social-Media-Plattform im eigentlichen Sinne". Ausserdem sollen Inhalte auf Reddit auch ohne Anmeldung für alle sichtbar sein, weshalb diese Art von Diensten nicht unter das Social-Media-Verbot fallen dürften. 

"Unlogische" Auswahl

Abgesehen von Reddit sind auch Instagram, Tiktok, Youtube und Facebook und fünf weitere Plattformen vom neuen Social-Media-Verbot in Australien betroffen. Messaging-Dienste und Online-Spiele wie Whatsapp und Roblox fallen laut "Watson" jedoch nicht unter das Verbot. 
  
Die Auswahl, welche der Plattformen vom Verbot betroffen sind, sei laut Reddit "unlogisch", schreibt "Watson" weiter. Dabei argumentiere der Foren-Anbieter, dass die Regierung damit alle User unter 16 Jahren vom Austausch über politische Themen auf Online-Plattformen ausschliesse - Einschränkungen, die nach australischem Recht nur in eng begrenzten Fällen zulässig seien.

Die australische Regierung ist laut "Reuters" bereit, gegen alle rechtlichen Anfechtungen des neu in Kraft getretenen Gesetzes zu kämpfen. 

 

Update vom 11.12.2025:

Australien verbannt unter 16-Jährige von Social Media

Vor einem Jahr kam die Ankündigung, nun ist es soweit: Für Kinder und Jugendliche in Australien unter 16 Jahren gilt ein Social-Media-Verbot. Laut Angaben der australischen Regierung nutzten 86 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner im Alter von 8 bis 15 Jahren soziale Medien, wie "Reuters" schreibt. Zehn Plattformen - darunter Instagram, Facebook, Youtube und Tiktok - müssen nun rund 1 Million Konten sperren, die das Mindestalter nicht erfüllen. Allein Tiktok habe an einem Tag ungefähr 200'000 Accounts gesperrt. Bei Nichteinhaltung droht den Plattformen laut Bericht eine Geldstrafe von bis zu 49,5 Millionen Australische Dollar, was ungefähr 26,4 Millionen Schweizer Franken ausmacht (Anm. der Red.). 

Viele der betroffenen Kinder und Jugendlichen hätten sich mit einem Goodbye-Post von den Social-Media-Plattformen verabschiedet.

"Das wird einen enormen Unterschied machen. Es ist eine der grössten sozialen und kulturellen Veränderungen, denen unsere Nation jemals gegenüberstand", sagt der australische Premierminister Anthony Albanese laut "Reuters" auf einer Pressekonferenz.

Die Tech-Giganten sollen Australien mitgeteilt haben, dass sie die User mit einer Kombination aus Ausweisüberprüfungen und Altersschätzungen - anhand deren Verhalten und Selfies - identifizieren, schreibt die Nachrichtenagentur weiter.

Wie "Reuters" in einem weiteren Bericht schreibt, bezeichnete die australische Regierung die Liste der Plattformen mit Alterseinschränkung als "dynamisch". Demnach behält sich die Regierung vor, die Aufzählung der Plattformen, die gesperrt oder geregelt werden müssen, regelmässig zu überprüfen und zu erweitern.

Kontroverses Gesetz

Die Mitte-Links-Regierung unter Albanese schlug das nun eingeführte Gesetz im Jahr 2024 vor. Dabei verwies man laut "Reuters" auf Forschungsergebnisse, die belegen, dass die übermässige Nutzung sozialer Medien bei Jugendlichen zu psychischen Problemen führen könne. Dazu zählen gemäss Bericht Fehlinformationen, Mobbing, süchtig machende Algorithmen und Probleme mit dem Körperbild.

Andere Länder wie Dänemark oder Neuseeland würden die Auswirkungen des Verbots auf die australische Bevölkerung beobachten und sich überlegen, ein ähnliches Gesetz einzuführen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef hingegen schrieb laut "Reuters" in einer Mitteilung, dass die Kinder durch das Verbot weniger regulierte Plattformen im Internet aufsuchen könnten. Wichtiger ist es laut der Organisation, die Plattformen sicherer zu machen, statt die Kinder davon zu verbannen.

 

Originalmeldung vom 02.12.2024:

Australien erlässt Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige

Australien führt ein gesetzliches Verbot für die Nutzung sozialer Medien durch unter 16-Jährige ein. Die Altersbeschränkung für Instagram, Snapchat und Co. soll in einem Jahr in Kraft treten.

Australien hat ein Verbot für die Social-Media-Nutzung durch Kinder unter 16 Jahren beschlossen. Die Erprobung möglicher Methoden zur Durchsetzung des Verbots werde Anfang des kommenden Jahres beginnen. In Kraft treten werde das Gesetz Ende des kommenden Jahres, wie "Reuters" berichtet. Halten sich Tech-Giganten nicht an die künftigen Vorschriften, drohen ihnen dem Bericht zufolge Geldstrafen von bis zu 49,5 Millionen Australische Dollar (ca. 28,4 Millionen Schweizer Franken, (Anm. der Red.).

Mit der Altersbeschränkung der Nutzung von Instagram, Snapchat und Co. mache sich Australien zu einem Testfall für andere Regierungen, welche ähnliche Verbote oder Einschränkungen planen. Länder wie Frankreich und einige US-Bundesstaaten haben laut Reuters bereits Gesetze erlassen, welche den Social-Media-Zugang ohne Zustimmung der Eltern beschränkt - das australische Verbot hingegen ist absolut. 

 

Nicht nur die sozialen Medien können die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Auch das Smartphone an sich führt zu Stress- oder gar Isolationsgefühlen - und das nicht nur bei Jugendlichen: 40 Prozent der Schweizer Erwachsenen leiden laut einer Comparis-Umfrage an einer Smartphone-Sucht. Lesen Sie hier mehr darüber

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