Update: Google will Chatbot Bard von der Google-Suche abgrenzen
Google will im Bereich KI mit ChatGPT und Microsoft mithalten und hat seinen Chatbot Bard vorgestellt. Ausserdem sollte die Google-Suche einige KI-Funktionen bekommen. Doch nach Pannen bei der Präsentation versucht Google nun, seine Suchfunktion vom Chatbot abzugrenzen.
Update vom 7.3.2023: Googles Chatbot Bard soll offenbar weniger stark in die Google-Suche integriert werden als ursprünglich geplant. Dies geht aus einem Bericht von "CNBC" hervor. Demnach hatten Google-Angestellte insbesondere CEO Sundar Pichai kritisiert und die Vorstellung von Bard als "übereilt, verpfuscht und un-googlig" bezeichnet. Auch die Aktie von Google-Mutter Alphabet tauchte, weil die KI während der Präsentation eine falsche Antwort gegeben hatte. Im Rahmen eines Treffens von Google-Angestellten und Führungskräften, aus dem CNBC zitiert, bemühte sich Jack Krawczyk, Product Lead von Bard, darum, den neuen Chatbot von der klassischen Suchfunktion abzugrenzen: "Ich möchte ganz klar sagen: Bard ist nicht Search. Vielmehr sei Bard ein kollaborativer KI-Dienst, "ein kreativer Begleiter, der Ihnen hilft, Ihre Fantasie zu beflügel und Ihre Neugier zu erforschen". Allerdings könne man die Nutzer nicht davon abhalten, Bard wie eine Suchfunktion zu verwenden, räumte Krawczyk ein. Elizabeth Reid, Vice President of Engineering für Google Search, pflichtete ihm bei und fügte an, man experimentiere zwar mit Machine-Learning-Modellen, wolle aber das Herzstück der Suche beibehalten. Laut den Führungskräfte könnten Nutzende der google-Suche künftig KI-generierte Textvorschläge in einem separaten Browserfenster namens "view other drafts" angezeigt bekommen.
Mit dieser klaren Trennung zwischen Bard und der Suchfunktion signalisiere Google eine interne Wende, fügt CNBC an. Bislang habe sich das Unternehmen immer für die Integration von Bard in die Suchfunktion ausgesprochen, heisst es unter Berufung auf Aussagen nicht namentlich genannter Google-Angestellter.
Originalmeldung vom 7.2.2023: KI-Offensive: Google präsentiert seinen Chatbot Bard
Der Hype um den Chatbot ChatGPT lässt auch Google nicht unberührt. Wie Konzernchef Sundar Pichai in einem Blogpost verrät, will das Unternehmen bald seinen eigenen Chatbot auf die Welt loslassen. Bard, wie das Tool heissen soll, ist Googles Antwort auf ChatGPT.
Der Shakespeare unter den Chatbots
"Bard versucht, die Breite des weltweiten Wissens mit der Leistung, Intelligenz und Kreativität unserer grossen Sprachmodelle zu kombinieren", schreibt Pichai in dem Eintrag. Die Anwendung könne ein Ausdruck der Kreativität und ein Ausgangspunkt für Neugier sein, heisst es weiter, egal "ob es nun darum geht, einem Neunjährigen die neuen Entdeckungen des James-Webb-Weltraumteleskops der Nasa zu erklären oder mehr über die derzeit besten Stürmer im Fussball zu erfahren." Der Name Bard, zu Deutsch "Barde", ist laut "Watson" eine Anspielung auf den Dichter William Shakespeare, der oftmals als "Barde von Avon" bezeichnet wird.
Sundar Pichai, CEO von Google und Alphabet. (Source: Weinberg-Clark Photography, Copyright 2018, All Rights Reserved)
Der Chatbot soll auf einer Variante von Lamda basieren. Dabei handelt es sich nicht um die neueste Covid-Mutation, sondern um Googles hauseigenes Sprachmodell. "LaMDA" steht für "Language Model for Dialogue Applications." Der Konzern hatte das Tool bereits an seiner Hausmesse I/O im Jahr 2021 vorgestellt. Wie Google im Blogeintrag schreibt, soll Bard zum Start eine verschlankte Ausführung von Lamda zugrunde liegen. Diese brauche weniger Rechenleistung als das Standard-Sprachmodell, was für schnellere Antworten sorge und eine Nutzung durch viele Personen gleichzeitig ermögliche. Der Konzern werde interne Tests mit externem Feedback kombinieren, um den Bot am neuesten Stand zu halten - sowohl technologisch als auch inhaltlich.
Google-Suche auf Steroiden
Indes plant das Unternehmen, auch die Google-Suche mit KI-Technologie aufzumotzen. Dies soll Usern helfen, die Erkenntnisse auf Fragen zusammenzufassen, für die es keine eindeutige Antwort gibt, schreibt Google. Ein Beispiel dafür sei etwa die Frage "Welches Instrument ist leichter zu lernen - Gitarre oder Klavier?". Die KI-gestützten Features der Google-Suche sollen "komplexe Informationen und verschiedene Perspektiven in leicht verdauliche Standpunkte" verpacken. Diese Funktionen sollen bald ausgerollt werden, schreibt Google, ohne einen genauen Zeitrahmen zu definieren.
Die Google-Suche erhält bald Unterstützung von künstlicher Intelligenz. (Source: Screenshot / Google)
Bard soll ab sofort für "vertrauenswürdige Tester" verfügbar sein, schreibt Google. Die Öffentlichkeit erhalte in den kommenden Wochen Zugang zum Textroboter. Ab März sollen ausserdem unabhängige Software-Entwickler Zugang zu Googles KI-Programmierschnittstellen bekommen.
Die Präsentation von Bard kommt sehr spontan. Ursprünglich wollte Google die Neuerungen wohl im Rahmen eines Events am 8. Februar präsentieren. Microsoft grätschte jedoch mit einer eigenen Konferenz zum Thema KI dazwischen, die heute, 7. Februar stattfindet. Google sah sich dadurch möglicherweise gezwungen, die Informationen schon einen Tag früher publik zu machen.
Microsoft soll sich an seinem Event vor allem seiner Partnerschaft mit OpenAI widmen, wie "The Verge" schreibt. Der Konzern dürfte wohl die Einbettung von ChatGPT in seinen Suchdienst Bing verkünden, über die bereits seit Anfang Januar spekuliert wird.
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