Podcast-Special zu den Wahlen 2023

Jorgo Ananiadis zu überschätzter KI und Tinder-Demokratie

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von René Jaun und jor

Zu Gast in der heutigen Podcast-Episode ist Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpartei Schweiz. Nicht nur Cybersecurity-Vorfälle führt der National- und Ständeratskandidat auf mangelnde Digitalkompetenzen zurück. KI bringt ihn hingegen zum Lachen. Im Gespräch verrät er ausserdem, mit wem er gerne tauschen würde.

(Source: Will Francis / Unsplash.com)
(Source: Will Francis / Unsplash.com)

Wo steht die Schweiz auf ihrem Weg in die Digitalisierung? Was waren die digitalen Fails und Erfolge der vergangenen Legislatur? Welche Baustellen muss die Politik anpacken? Anlässlich der eidgenössischen Wahlen 2023 trifft sich die Redaktion mit Politikern bekannter Parteien und misst ihren digitalpolitischen Puls. Heute im Podcast: Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpartei Schweiz. Als einziger Gast in unserer Podcast-Serie kommt er von einer Partei, die aktuell nicht im eidgenössischen Parlament vertreten ist. Anaiadis kandidiert allerdings gleich doppelt: Für den Nationalrat im Kanton Zürich sowie für den Ständerat im Kanton Bern. Wir nahmen die Piraten in unsere Serie auf, weil sie sich schwerpunktmässig Digitalisierungsthemen widmet und sich auch oft dazu äussert.

Jorgo Ananiadis (l.), Präsident der Piratenpartei Schweiz, und Netzwoche-Redaktor René Jaun.

Jorgo Ananiadis (l.), Präsident der Piratenpartei Schweiz, und Netzwoche-Redaktor René Jaun. (Source: Netzmedien)

Gefragt nach einer Bestandsaufnahme zur digitalen Schweiz, spricht Ananiadis von einem Hamsterrad und erklärt: "Viele Projekte drehen sich im Kreis und kommen nicht voran. Gleichzeitig schaut man sich nicht nach Alternativen um."

Nur ganz wenige Digitalisierungsprojekte habe die Schweiz erfolgreich gemeistert. Lobend erwähnt der Politiker, dass das Bundesgericht seine Entscheide transparent offenlege oder dass man parlamentarische Debatten und Dokumente sehr gut verfolgen könne.

Weit länger ist die Liste der Fails: Darin zählt Ananiadis nicht nur den Cyberangriff auf Xplain auf, sondern nennt etwa auch die Affäre um die Firma Crypto AG, das Daten-Desaster um die Stiftung "Meineimpfungen" sowie E-Voting. "Alles in allem sehen wir, dass offensichtlich nicht viel Digitalkompetenz vorhanden ist", fasst er zusammen und fügt an: "Wir fallen relativ oft auf die Nase". Er fordert denn auch mehr Digitalkompetenzen sowie die Förderung technischer Berufe an hiesigen Bildungseinrichtungen.

Nicht nur der Cybersicherheit wegen würde Ananiadis auf die Einführung des elektronischen Abstimmens verzichten: E-Voting vereinfache weder den Diskurs noch die Auseinandersetzung mit Abstimmungsthemen, bemängelt er. "Es läuft auf eine Tinder-Demokratie heraus, wo man gegen links oder rechts wischt."

Künstliche Intelligenz (KI) findet der Politiker hingegen "eine lustige Sache", wie er lachend sagt. Dazu erzählt er von einer Wahlkampagne seiner Partei, bei der man die Gesichter der Kandidierenden mittels KI verändert habe. Gleichzeitig werde KI überschätzt. Ein Anruf bei einer modernen Kundenhotline genüge, um festzustellen, "dass künstliche Intelligenz nicht intelligent, sondern eigentlich dumm ist", findet er.

Digitale Integrität, mehr Datenschutz und weniger "Überwachungskapitalismus" sind die Themen, die Ananiadis in der kommenden Legislaturperiode anpacken will. Im Podcast verrät er zudem, mit welcher Persönlichkeit er gerne mal tauschen würde und warum er ein paar Buchstaben Blindenschrift kennt. Und Sie hören zudem ein, zwei Kommentare von einem besonders flauschigen Special Guest.

 

Und so geht’s weiter

Gast in der nächsten Folge des Podcasts ist die Zürcher GLP-Nationalrätin Judith Bellaiche.

Was bisher geschah

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Wie sich die Schweizer Parteien generell zu Digitalthemen äussern, erfahren Sie im Hintergrundartikel.

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