Kevin ­Bruggemans im Podium Managed Services

Sharkbyte sagt, wo XaaS an Grenzen stösst

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von Coen Kaat

Ein Angebot als Dienstleistung zu beziehen, ist nicht in allen Fällen der optimale Weg. Wo Managed Services Sinn ergeben und wo On-Prem weiterhin der Favorit bleibt, sagt Kevin Bruggemans, CEO von ­Sharkbyte.

Kevin ­Bruggemans, CEO von ­Sharkbyte. (Source: zVg)
Kevin ­Bruggemans, CEO von ­Sharkbyte. (Source: zVg)

Heutzutage kann wohl alles auch als Service angeboten werden. Aber ist dies bei allen Angeboten/Produktkategorien sinnvoll?

Kevin Bruggemans: Ob es sinnvoll ist oder nicht, sämtliche Angebote beziehungsweise Produktkategorien im As-a-Service-Modell anzubieten, hängt vom IT-Dienstleister respektive dem Managed Service Provider ab. Geht es dem Dienstleister in erster Linie darum, als Wiederverkäufer beim Kunden Produkte zu platzieren, um von Benefits des Herstellers zu profitieren, ist meiner Meinung nach die Anwendung des As-a-Service-Modells nicht notwendig. Handelt es sich jedoch um eine Gesamtlösung für den Kunden, die sich vornehmlich auf die Services und die Funktionen fokussieren und die eingesetzten Produkte beziehungsweise Hersteller zweitrangig sind, ist die Anwendung des As-a-Service-Modells durchaus sinnvoll.

Sind On-Premise-Applikationen ein Auslaufmodell?

On-Premise generell ist per se kein Auslaufmodell. Es gibt immer gute Gründe, weshalb On-Premise auch heute noch zu bevorzugen ist. Meiner Meinung nach müssen lediglich die Hersteller von On-Premise-Applikationen die Weiterentwicklung gewährleisten, dass eine Nutzung in der Private-Cloud kosteneffizient möglich ist. Immer wieder kommt es vor, dass Branchenlösungen als On-Premise-Applikationen lokal auf eher schlecht gewarteten Systemen betrieben werden. Dies entweder weil die Applikation bei einer Remote-Verbindung nicht anständig genutzt werden kann oder die Kosten für einen optimalen Betrieb in der Private-Cloud zu hoch sind.

Wie hat sich der Markt für Managed Services in der Schweiz im vergangenen Jahr verändert?

Der Markt in der Schweiz in Bezug auf Managed Services hat sich hauptsächlich durch den Einsatz von Cloud-Services verändert. Die Beschaffungsabläufe bei Kunden und damit das Projektgeschäft bei IT-Dienstleistern veränderten sich, was vor allem im Server- und Storage-Markt spürbar ist. Um die Ausfälle bei den Projektgeschäftserträgen zu reduzieren, etablierten diverse Dienstleister verschiedene Abomodelle, die im Zusammenhang mit den Cloud-Services zu monatlichen Preisen angeboten werden. Meiner Meinung nach hat sich durch diese Abomodelle die Auslegung des Begriffs Managed Service nicht ganz korrekt verändert. Der Begriff wird noch zu sehr und ausschliesslich mit Produkt- und Herstellerlösungen wie etwa Microsoft 365, Azure oder AWS assoziiert. Doch der Begriff Managed Service, zu Deutsch «verwaltete Dienste» oder «verwaltete Dienstleistungen», bezieht sich vornehmlich auf die Erbringung von Dienstleistungen. Dazu gehören nicht nur ausschliesslich die erwähnten Produkt- und Herstellerlösungen, sondern auch deren Verwaltung und Überwachung.

Worauf muss man zwingend achten, wenn man erfolgreich ­Managed Services anbieten will?

Standardisierung und Spezialisierung sind hier die Stichwörter. ­Managed Services sind vor allem dann sinnvoll, wenn eine Umgebung betrieben werden soll und eine stetige Überwachung oder Weiterentwicklung nötig ist. Dies ist bei IT besonders der Fall, da IT ständig im Wandel ist und regelmässige Wartungen, Updates oder Erneuerungen nötig sind. Als Managed Service Provider ist es dann wichtig, sich genau zu überlegen, was man den Kunden anbietet. Der Service soll möglichst standardisiert und skalierbar sein. Zusätzlich soll man sich auf bestimmte Produkte oder Themengebiete spezialisieren, damit über diese Gebiete möglichst viel Know-how vorhanden ist. So kann man die Kunden effizient und mit viel Erfahrung betreuen. Ist der Kern des Services bei allen Kunden derselbe, kann man Änderungen auch grossflächiger implementieren und kann teilweise proaktiv über alle Kunden hinweg agieren.

Seit dem 1. September 2023 ist das totalrevidierte Datenschutzgesetz (DSG) in Kraft. Wie hat sich dies auf das Geschäft mit Managed Services ausgewirkt?

Auf Managed Services wirkt sich das revidierte Datenschutzgesetz grundsätzlich nicht speziell aus. Dieses Gesetz wirkt sich vor allem auf die Datenhaltung aus, was eher organisatorisch bedingt ist. Als Managed Service Provider muss man dem Kunden nur die Möglichkeiten oder Umgebungen bieten können, diese Regelungen einzuhalten und ihn bei der Umsetzung unterstützen. Sofern diese Kriterien gegeben sind, sollte dem MSP nichts im Weg stehen.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

  • Michael Gniffke, BDO: "Hohe Qualität, tiefgreifendes Interesse an beziehungsweise Kenntnis der Bedürfnisse und des Geschäftsmodells der Kundinnen und Kunden."
  • Lukas ­Hebeisen, ­Swisscom: "Unter dem Strich muss ein Managed Service attraktiver sein als eine On-Premise-Lösung."
  • Alain Kistler, Netcloud: "Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine massgeschneiderte Standardisierung der Ser­vices zu erreichen."
  • Claudio ­Lässer, Aveniq: "Der regelmässige Austausch und das Verständnis der Herausforderungen der Kunden sind essen­ziell."
  • Christian Speck, Bechtle: "An erster Stelle steht die Benutzerfreundlichkeit: Kunden erwarten einfache und intuitive Lösungen."
  • Wibke ­Sudholt, Elca Cloud Services: "Heute ist niemand mehr bereit, hohe Preise für Standardleistungen zu bezahlen."
  • David ­Wagner, Ricoh: "Anbieter von Managed Services sollten besonders auf Sicherheitsstandards, Skalierbarkeit, Know-how, transparente Kommunikation und Kundensupport achten."
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