Thomas Brändle von Run my Accounts im Podium

Wie die Geschäftsbücherverordnung die Digitalisierung ausbremst

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von Coen Kaat

Seit Juni 2020 ist es möglich, Rechnungen mit einem QR-Code auszustatten. Digitalisiert ist die Buchhaltung der Schweizer KMUs damit aber noch nicht. Was noch fehlt und was noch im Weg steht, sagt Thomas Brändle, CEO von Run my Accounts.

Thomas Brändle, CEO von Run my Accounts. (Source: zVg)
Thomas Brändle, CEO von Run my Accounts. (Source: zVg)

Wie digital sind die Buchhaltungsprozesse in Schweizer KMUs?

Thomas Brändle: Meine Vision für digitale Buchhaltungsprozesse ist folgende: Administrative Transaktionen zwischen Unternehmen werden elektronisch (XML, JSON usw.) ausgetauscht. Buchhaltungsarbeit beschränkt sich darauf, eingehende Rechnungsdaten zu kontrollieren und zur Zahlung freizugeben. Sind die Daten elektronisch, kann die gesamte Buchhaltungsarbeit automatisiert werden. Heute beschäftigen sich Heerscharen von Buchhaltern damit, Rechnungen zu schreiben, diese auszudrucken und zu versenden - beim Empfänger werden dieselben Daten erneut abgetippt. Fehler, Zeitverzögerungen und hohe Kosten sind die Folge. Ist dies ein digitaler Buchhaltungsprozess? Nein.

 

Welche Hürden stehen hier einer Digitalisierung im Weg?

Hauptsächlich die Geschäftsbücherverordnung! Diese fordert zur digitalen Archivierung von Belegen komplizierte und teure Verfahren: Belege müssen mit einer digitalen Signatur und einem Zeitstempel versehen werden. Nur ganz wenige KMUs sind finanziell, organisatorisch oder technisch in der Lage, einen solchen Prozess nach diesen Anforderungen zu betreiben. Deshalb ist auch 20 Jahre nach dem Start der Digitalisierungswelle die Buchhaltung immer noch analog.

 

Welchen Stellenwert haben cloudbasierte Lösungen?

Eine cloudbasierte Buchhaltung ist nur ein Teilschritt auf dem Weg zu einem digitalen Buchhaltungsprozess. Die meisten Anwender arbeiten mit einer Cloud-Buchhaltung genauso analog, wie mit einer Offline-Software. Cloud heisst nicht digital. Wichtig ist, dass die Software APIs bietet, mit denen sich Daten medienbruchfrei austauschen lassen.

 

Wo sind die Geschäftsmöglichkeiten für Integratoren und Reseller?

Die Transformation zu einer digitalen Buchhaltung ist anspruchsvoll. Nicht jedes KMU ist selbst in der Lage, die gesetzlichen Voraussetzungen und technischen Möglichkeiten zu erkennen und in eine Lösung ­umzusetzen. Gerade Integratoren mit technischem und buchhalterischem Know-how werden in dieser Transformation interessante Opportunitäten haben.

 

Welche technologischen Trends erkennen Sie im Bereich der Buchhaltungssoftware oder des Dokumentenmanagements insgesamt?

Noch immer sind Buchhaltungssoftware und Dokumentenmanagement viel zu stark auf das Papier ausgerichtet. Vollständig digitale Prozesse verlangen nach einer Integration der Funktionen, damit sie die KMUs in die digitale Zukunft transformieren können. Der Trend, den ich mir wünsche, ist heute noch viel zu wenig ersichtlich.

 

 

 

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

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