Nachgefragt bei Kornel Reutemann

Was Cablex im Geschäft mit Rechenzentren vorhat

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von Joël Orizet und cka

Die Swisscom-Tochter Cablex ist seit zwei Jahren im Geschäft mit Field Services. Darunter fallen Installationen und Wartungen von ICT-Netzwerken vor Ort, unter anderem in Rechenzentren. Wie sich das Unternehmen in diesem Markt positionieren will, erklärt Kornel Reutemann, Leiter Business Unit Infrastructure bei Cablex.

Kornel Reutemann, Leiter Business Unit Infrastructure bei Cablex. (Source: zVg)
Kornel Reutemann, Leiter Business Unit Infrastructure bei Cablex. (Source: zVg)

Cablex entstand vor 21 Jahren durch die Auslagerung der Bauabteilung von Swisscom. Sie sind aber auch ausserhalb des Netzbaus tätig: Laut Ihrer Website bieten Sie beispielsweise ICT-Gesamtlösungen an, ebenso wie die Swisscom und zahlreiche ICT-Dienstleister. Wie wollen Sie sich im Wettbewerb abgrenzen?

Kornel Reutemann: Unser Dienstleistungsangebot fokussiert sich auf die Realisierung und den Betrieb von ICT-Netzen und ICT-Systemlösungen. Nebst den IMACD-Diensten (Install, Move, Add, Change und Dispose) umfasst das Portfolio auch Projekt- und Roll-out- sowie Incident-Management und Unterhalt. Wir sind ein kompetenter, schweizweit agierender Partner für ICT-On-Site-Projekte. Durch ein engmaschiges Servicenetz mit lokalen Mitarbeitern und Logistik Drop Points können wir anspruchsvollste Dienstleistungsvereinbarungen erfüllen.

Vor zwei Jahren hat Cablex das Service-Geschäft der Swisscom übernommen – inklusive rund 1000 Servicetechnik-Mitarbeitenden. Die Swisscom begründete die Auslagerung der Sparte mit der rückläufigen Nachfrage nach Einsätzen vor Ort. Wie hat sich das Auftragsvolumen seither entwickelt?

Positiv. Unser Kundenstamm und Projektvolumen ist in den letzten Monaten stetig gewachsen. Einen grossen Mehrwert bietet dabei die schweizweite Präsenz von Cablex, Sicherheitszertifizierungen und unsere technische Erfahrung. Wir dürfen feststellen, dass die Qualität und Zuverlässigkeit bei unseren Kunden geschätzt wird.

Seit der Übernahme dieses Geschäfts bietet Cablex Field Services im B2B-Markt an. Dazu gehören Installationen, Wartungen und Störungsbehebungen von ICT-Netzwerken vor Ort sowie auch in Rechenzentren. Was planen Sie in diesem Geschäftsfeld?

Die Schweiz bietet ein gutes Marktumfeld für Datacenter-Anbieter und es wurden viele neue Rechenzentren gebaut in den letzten Jahren. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Insbesondere dort, wo Kunden ihre Hardware in die Data Center verlagern (Colocation) setzt der ICT-Service von Cablex auf. In Kombination mit unserer Elektroinstallationsabteilung können wir den Kunden ein komplettes Lifecycle-Portfolio für die Basisinfrastruktur eines Rechenzentrums anbieten, inklusive Lösungen für eine smarte Energieversorgung. Diesen Bereich bauen wir weiter aus.

Remote Support und Fernwartungen gehören längst zum Standardrepertoire von ICT-Dienstleistern. Support vor Ort könnte sich langfristig zu einer Nischendienstleistung entwickeln. Was sagen Sie dazu?

Auch in Zeiten der Digitalisierung ist der persönliche Service und Support von Mensch zu Mensch ein wichtiger Bestandteil der Kundenerlebniskette. Wir sind überzeugt, dass es die Hände vor Ort auch in Zukunft benötigen wird. Die heutigen Technologien wie AR eröffnen neue Möglichkeiten bei den On-Site-Einsätzen. Die Digitalisierung generiert zudem viele physische Geräte wie Sensoren, die vor Ort installiert, verbunden und entstört werden müssen.

Für die Planung und Realisierung von Infrastrukturprojekten setzt Cablex auf Building Information Modeling, kurz: BIM. Was sind die Vorteile dieser Art von Datenmodellierung?

Ein digitales Abbild, der sogenannte Zwilling, der Infrastruktur ermöglicht, nebst der Nachweisführung, effiziente Simulationen von Abläufen und von Änderungen am Objekt. So haben wir im Ceneri-Bahntunnel eine Anlage für die realitätsnahe Schulung von physischen Interventionen in den Querschlägen des Tunnels erstellt.

Wie steht es um den Einsatz von Virtual und Augmented Reality im Bauwesen? Gibt es in diesem Bereich bereits produktive Use Cases oder ist man noch am Experimentieren?

Im erwähnten Ceneri-Schulungscase setzen wir VR ein, damit die Auszubildenden die Aktionen realitätsnah erleben können. Im Bereich On-Site-Support haben wir erste Cases mit AR-Unterstützung erfolgreich durchgeführt. Wir können damit die Lösungsquote vor Ort weiter erhöhen und ausbauen und Expertenwissen on-demand direkt an die Kundenfront bringen.

Wie stellen Sie sich die Schweizer Netzinfrastruktur der Zukunft vor?

Die Digitalisierung wird den Bedarf nach Hochverfügbarkeit und hohen Bandbreiten allerorts weiter treiben. Dazu sind konvergente Netze notwendig, welche stetig ausgebaut und unterhalten werden müssen.

Angenommen, die kabellose Datenübertragung aus dem Weltall macht Breitbandanschlüsse über Glasfaser obsolet: Was passiert mit Cablex?

Das satellitenbasierte Breitbandnetz ist ein interessanter Ansatz, insbesondere für die schwer zugänglichen Gegenden. Ich sehe es als Ergänzung zum heutigen Infrastruktur-Setup, gehe aber nicht davon aus, dass es die heutige physische Infrastruktur in den nächsten Jahren obsolet macht. Zu gross sind heute für ein flächendeckendes Netz noch die Hindernisse bezüglich Kapazität, Strahlung, Kosten und Verfügbarkeit.

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