Ruedi Noser im Interview

"Als Unternehmer tut mir das weh"

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FDP-Nationalrat Ruedi Noser zeigt sich besorgt über die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Im Interview erklärt der Präsident von ICT Switzerland, was das Ja zur SVP-Vorlage für die Schweizer ICT-Branche bedeutet.

(Quelle: Foto/Copyright: Roger Wehrli)
(Quelle: Foto/Copyright: Roger Wehrli)

Herr Noser, die Schweiz hat der Masseneinwanderungsinitiative zugestimmt. An der ICT Networking Party votierten Sie im Januar gegen die Initiative. Wie haben Sie die Annahme verkraftet?

Ich weile gerade in den USA und habe die Abstimmung hier mitverfolgt. Die Annahme der Initiative hat mich sehr enttäuscht. Als Unternehmer tut mir das richtig weh. Der Entscheid wird für die Schweiz negative Konsequenzen haben, und auch die ICT-Branche wird darunter leiden.

Inwiefern?

Nicht nur die ICT-Branche, sondern die gesamte Wirtschaft ist auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Dass diese künftig nur noch unter erschwerten Bedingungen in der Schweiz arbeiten können, ist für unser Land problematisch. Mit dem Entscheid gegen die Einwanderung wird es für Firmen zudem schwierig, ausländische Spezialisten überhaupt noch motivieren zu können, in die Schweiz zu kommen.

Welche Gründe sehen Sie für die Annahme der Initiative?

Da gibt es viele. Das Ergebnis ist als Misstrauensvotum gegenüber der Einwanderung, gegenüber der EU und - das schmerzt als Unternehmer besonders - auch gegenüber mehr Wachstum zu werten. Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, muss die Schweiz aber weiter wachsen. Mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative wird das schwierig.

Warum?

Weil sich Unternehmen nun noch genauer überlegen werden, ob sie ihr Geld zum Beispiel in Indien, Polen oder der Schweiz investieren wollen. IT-Firmen müssen fast täglich solche Entscheidungen treffen, und diese werden künftig wohl öfters gegen die Schweiz ausfallen.

Was kann die Schweiz dagegen tun?

Das Problem ist, dass die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative ein Klima der Unsicherheit schafft. Für eine Volkswirtschaft ist das Gift, da so Investitionsentscheidungen nicht richtig geplant werden können. Der Ball liegt nun bei Bundesrat und Parlament, die aus der aktuellen Situation das Bestmögliche herausholen müssen. Wir brauchen möglichst schnell Klarheit, was mit der Initiative noch möglich ist.

In den letzten paar Monaten haben einige Schweizer IT-Start-ups international für Furore gesorgt. Wirkt die Annahme der SVP-Initiative nun diesem Trend entgegen?

Ja, leider. Jungunternehmer haben ja schon öfters durchblicken lassen, dass die Schweiz im Vergleich zu den USA oder Deutschland kein idealer Standort für IT-Start-ups ist. Solche Klagen wird man in Zukunft wohl noch öfters hören. Die Start-up-Szene in der Schweiz ist auf Offenheit angewiesen - das Ja für die SVP-Vorlage schafft aber genau das Gegenteil.

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