HDD-Knappheit zum Weihnachtsgeschäft – Das raten Schweizer Distributoren den Fachhändlern
Für das Weihnachtsgeschäft fehlen wegen der Flut in Thailand Festplatten. Die Hersteller verlangen höhere Preise und die Distributoren rationieren ihre Bestände. Doch genaue Geschäftsplanung und alternative Techniken könnten Weihnachten für die Händler retten.
Fast 50 Prozent aller Harddisk Drives (HDDs) stammen gemäss IDC aus Fabriken in Thailand. Diese Konzentration rächt sich nun: Denn viele Werke stehen wegen der Flut unter Wasser. So wie das von Western Digital (WD) in Pathum Thani in der Nähe von Bangkok. Knapp zwei Drittel aller Festplatten von WD stammen von hier. Das Unternehmen ist bereits so verzweifelt, dass es Marine-Taucher damit beauftragt hat das Equipment zu retten, wie ein Unternehmenssprecher dem britischen Register gegenüber bestätigte.
Für das wichtige vierte Quartal, also für das Weihnachtsgeschäft, fehlen nun weltweit 19 Millionen HDDs, wie Digitimes Research schätzt. Die Analysten von Noble Financial Equity Research sehen sogar eine Versorgungslücke von gut 50 Millionen Einheiten.
Bonusprogramme aufgekündigt
Mangel sorgt für hohe Preise. Wird Weihnachten also zum guten Geschäft für den HDD-Markt? Höchstens für die Hersteller. Nicht aber für die Distributoren und schon gar nicht für die Händler. So hätten die Hersteller inzwischen sämtliche Bonusprogramme aufgekündigt und die HDD-Preise erhöht, wie Joe Feierabend, Geschäftsführer des Distributors Ingram Micro sagt. Die Preise sind inzwischen um rund 50 Prozent in die Höhe geschnellt. Teilweise haben sie sich mehr als verdoppelt, wie ein Beispiel von Toppreise.ch verdeutlicht: So kostet eine zwei Terabyte fassende "Caviar Green WD20EARX" von Western Digital inzwischen 175,85 Franken. Vor einem Monat, am 17 Oktober, kostete die gleiche HDD 79,53 Franken.
Hohe Preise sind schlecht fürs Massengeschäft. Daher rechnen die Schweizer Distributoren nicht mehr mit einem gelungenen Weihnachtsgeschäft. Doch damit nicht genug: "Wir rechnen übers Weihnachtsgeschäft hinaus mit einem beträchtlichen Umsatzeinbruch", prognostiziert Daniel Rei von Alltron. "Wir raten Händlern und Assemblierern genau zu planen, was sie noch bis Jahresende benötigen, um ihre Produktion aufrecht zu erhalten. Eventuell, sofern der jeweilige Einsatzzweck es erlaubt, sollten sie sich überlegen auf Solid State Disks (SSDs) auszuweichen." Auch Patrick Matzinger Geschäftsführer von Littlebit rät Assemblierern zu SSDs. Doch er warnt: "Auch da besteht die Gefahr dass die Produkte knapp werden, wenn die Nachfrage stark steigt." Hinzu kommt, dass sich SSDs wegen ihrer hohen Preise höchstens mit kleinerem Speicher als Systemplatte, nicht aber als Massenspeicher eignen. Zum Vergleich: Die SSD "SSDA2CW160G310" aus Intels 320-Serie bietet 160 Gigabyte Speicher, kostet aber 267 Franken.
Gute Planung ist gefragt
Abgesehen von SSDs scheint eine gute Planung alles zu sein, was Händler zur Zeit tun können, wie Mauro Valloncini, Leiter Data Storage Division der Ecomedia Gruppe rät: "Wir empfehlen die Bedarfsmengen seriös und professionell, je nach Erfahrungswerten zu planen und zu bestellen." Nur so könnten Hersteller und Distributoren wiederum ihre Planungen anpassen. Ingram Micro ist nach eigenen Angaben bis Ende November lieferfähig. – "Was nachher kommt wird sich zeigen," sagt Feierabend. Er rät den Händlern ihre Preise ebenfalls anzupassen, dabei aber den Markt im Auge zu behalten. Denn die Preise könnten sich auch schnell wieder ändern.
Für Assemblierer sieht es ebenfalls mau aus, ihnen werde Ware kontrolliert zugeteilt. "In den kommenden Monaten wird es aber zu Engpässen kommen, wenn die Nachfrage hoch bleibt und die Assemblierer anteilmässig weniger vom Kuchen bekommen." Feierabend spricht in dem Zusammenhang auch ein weiteres Problem der Assemblierer an: "Offenbar werden die OEM’s – PC-Brands wie HP – prioritär mit Drives versorgt." Die kleinen müssen sich also hinten anstellen.
Hamsterkäufe verschärfen die Lage
Das will sich offenbar nicht jeder bieten lassen. Die Folge: Hamsterkäufe – von Assemblierern wie von Händlern. "Wir erleben eine höhere Bereitschaft die Lagermengen bei Festplatten zu erhöhen, um das Weihnachtsgeschäft so gut wie möglich zu schützen", sagt Valloncini. Daher führt sein Unternehmen Wartelisten für Händler. Darauf verzichten Alltron und Littlebit. Obwohl diese ebenfalls Mangelverwaltung betreiben.
Auch Ingram Micro sei kurz vor und nach Bekanntwerden der Flut mit Anfragen überhäuft worden. Um gegenzusteuern, rationieren die Distributoren seither ihre Ware. In einem allgemeinen Statement vom 28. Oktober schreibt Ingram Micro: "Jeder Kunde kann pro Artikel mit Lagerbestand jede Woche maximal 20 Stück bestellen." "Es ist verrückt!", sinniert Feierabend: "Wenn wenig vorhanden ist, wollen alle davon haben."
Alles vielleicht nicht so schlimm?
Doch es keimt auch Hoffnung auf: Gemäss einem Bericht von Digitimes bereiten sich verschiedene Wiederverkäufer von Harddisks darauf vor, ihre Lagerbestände zu reduzieren. Sie gehen davon aus, dass der Engpass auf dem Markt nicht so gross sei wie angenommen. Eventuell entspanne sich die Lage bereits im Januar 2012. Diese Einschätzung beruht einerseits darauf, dass die Nachfrage-Erwartungen reduziert wurden und andererseits verfolgen die Hersteller aggressive Strategien, um den Produktionsausfall so klein wie möglich zu halten.
Zulieferer Nidec hat beispielsweise bekannt gegeben, dass zumindest eine seiner Fabriken in Thailand wieder die Produktion aufgenommen hat. Seagate hat seine Produktion ebenfalls teilweise wieder aufgenommen und will zwischen 41 Millionen und 45 Millionen Einheiten ausliefern. Dennoch bleibe der Aussstoss zwischen zehn und 18 Prozent unter Normal.

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