Neues Kameraformat CX

Nikon steigt in EVIL-Markt ein

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Nikon steigt in den Markt für spiegellose Systemkameras ein. Dafür hat der Kamerahersteller das neue Kamera-System "Nikon 1" vorgestellt.

Nikon hat gestern in Zürich ein neues Kamerasystem vorgestellt. Dies sei der wichtigste Meilenstein für Nikon seit dem Eintritt in den Markt für digitale Kameras, sagte Christian Geuking, Vice President Europe und zuständig für Nikons Marktstrategie in Europa. Die Nikon 1er-Reihe soll sich zwischen den Kompaktkameras und den Spiegelreflexkameras positionieren.

Mit den vorgestellten Kameras will Nikon künftig den Markt für EVIL-Kameras mitbestimmen. EVIL steht für "Electronic Viewfinder Interchangable Lens". Beim Kamerahersteller heisst das zwar ACIL, "Advanced Camera with Interchangealbe Lens", das Prinzip ist aber das gleiche: Bei einer Spiegelreflex-System-Kamera werden der optische Sucher und die restlichen Spiegelreflex-Komponenten gegen elektronische Komponenten ausgetauscht. Der Fotograf blickt dann durch einen elektronischen Sucher statt durch einen optischen, ähnlich wie "Live-View" auf dem Display von Kompaktkameras.

Neues Sensor-Format

EVIL-Kameras haben den Vorteil, dass sie eine Miniaturisierung beim Kamerabau erlauben, wo dem Spiegelreflex-System Grenzen gesetzt sind. Auch die Objektive lassen sich kleiner und kompakter bauen. Das spart Volumen und Gewicht der Kameraausrüstung. Meist kommen dafür aber kleinere Sensoren zum Einsatz. So auch bei Nikon: Für die 1er-Reihe hat Nikon einen neuen Sensor entwickelt.

Dafür hat der Kamerahersteller ein eigenen Sensor-Format definiert: Das CX-Format. Es folgt nach dem Kleinbildformat FX und dem APS-C-Format DX und hat einen sogenannten Crop-Faktor von 2,7. Der Sensor hat also im Vergleich zum Kleinbildformat einen engeren Bildwinkel. Dadurch wird aus einem 10-Millimeter-Objektiv ein 27-Millimeter-Objektiv. Tierfotografen könnte das freuen, da aus einem kompakten und günstigen Teleobjektiv, wie dem 70-300mm-Objektiv, bezogen auf das Kleinbildformat, ein 189-810mm-Objektiv wird.

600 Megapixel pro Sekunde

Der von Nikon verwendete Sensor löst 10,1 Megapixel auf. Die Bilder werden vom neuen Expeed-III-Chip verarbeitet. Ein Dualcore-Chip der laut Nikon 600 Megapixel pro Sekunde verarbeiten könne. Dadurch sei die Kamera in der Lage 60 Bilder pro Sekunde aufzunehmen. Auch können Fotos während dem Filmen in Full-HD aufgenommen werden und das ohne "Ruckler" im anschliessenden Clip. Ein Clip kann 20 Minuten lang sein und wird auf SD-Karte aufgezeichnet.

Nikons Ingenieure nutzten die Möglichkeiten des Expeed-III und führten die Foto und Videofeatures im Motion-Snapshot-Modus zusammen: Wird der Auslöser der Kamera halb durchgedrückt, stellt die Kamera nicht nur den Fokus scharf, sondern filmt in Slowmotion die Entstehung des "Entscheidenden Augenblicks" vor dem Schuss.

Für Nikon revolutioniert dieser Motion-Snapshot-Modus die Art des Fotografierens, betonte Geuking. Darum ist dieser Modus auch zuoberst am Funktionenwählrad positioniert.

"Das beste Bild"-Automatik

An zweiter Stelle lässt sich der Modus "Smart Photo Selector" einstellen. Hierbei wählt die Kamera aus einer Reihenaufnahme von 20 Fotos die fünf besten Bilder aus und schlägt dem Fotografen eines vor. Alternativ können je zwei Bilder davor oder danach ausgewählt werden. Was das beste Bild ist, bestimmt die Kamera nach Parametern wie Kontrast und Helligkeit, aber auch ob eine Person auf dem Bild gerade lächelt.

Erst an dritter Stelle des Funktionenwählrads hat Nikon Puristen bedacht, die sich eine kompakte Systemkamera der Fotografie wegen kaufen. Dafür lassen sich über Untermenüs alle wesentlichen Merkmale wie Belichtungskorrektur, Zeit, Blende und Fokuspunkte manuell einstellen. Wenn auch etwas umständlich. Selbst Nikons erfahrene Techniker hatten an der Demo leichte Mühe den Fokus manuell zu setzen. Es bleibt zu hoffen, dass Nikons Ingenieure die Firmware nachbessern.

Zuletzt kann der Filmmodus eingestellt werden. Dafür mit Full-HD mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde.

Zwei Modelle: J1 und V1

Die Kameras der 1er-Reihe überzeugen durch kompakte Masse und wertige Verarbeitung. Die Gehäusse sind mit Magnesium überzogen, was sie robust macht. Ihre schlichte Gestaltung wirkt edel.

Die 1er-Reihe wird zunächst in zwei Varianten angeboten: Die V1 hat einen integrierten elektronischen Sucher mit einer Auflösung von 1,44 Megapixel. Beim ersten ausprobieren war kein Unterschied zu einem optischen Sucher festzustellen. Die kleinere J1 hat diesen Sucher nicht. Hier erfolgt die Bildkomposition per Liveview über das Display.

Auch fehlt der J1 der mechanische Verschluss den die V1 zusätzlich zum elektronischen Verschluss hat. Dafür wird es die J1 in fünf Farben geben: Weiss, Silber, Schwarz, Rosa und Rot. Die V1 hingegen ist in matt-schwarz und weiss erhältlich. Die Farbgestaltung setzt sich bei den Objektiven fort. So sind gibt es die Objektive in den jeweiligen Farben, passend zur Kamera.

Verkaufsstart 20. Oktober 2011

Der Objektivpark umfasst vier Objektive: Ein 10-Millimeter "Pancake" als kompakte Festbrennweite mit Blende 2,8, ein 10-30 Millimeter Standardzoom mit Blende 3,5-5,6 und ein 30-110 Millimeter Telezoom mit Blende 3,8-5,6. Ergänzt wird die Palette mit einem für Filmer gebauten Zehnfach-Zoom-Objektiv von 10-100 Millimetern mit Blende 4,5-5,6. Es besitzt einen Bildstabilisator und einen leisen Autofokus um Geräusche bei der Aufnahme zu minimieren.

Die Kameras und die Objekte sollen ab 20. Oktober in der Schweiz erhältlich sein. Nikon empfiehlt die J1 in der günstigsten Variante als Kit mit dem 10-30-Millimeter-Objektiv für 708 Franken. Für das Kit der V1 mit dem gleichen Objektiv empfiehlt Nikon einen unverbindlichen Verkaufspreis von 1'028 Franken.

Promotion-Aktionen für Fachhändler soll es zwar geben, wie diese aussehen werden, liess Nikon aber offen. Derzeit sei man in Abklärung mit verschiedenen Händlern, wer die ersten Exemplare verkaufen dürfe.

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