Von Verlierern, Realisten und Optimisten
Nachdem Röbi Weiss letztes Jahr die Teilnehmer am Weissbuchseminar mit wenig erfreulichen Zahlen verunsicherte, überliess er diesen Part diesmal seinen männlichen Gastrednern. Die eingeladenen Referentinnen hingegen sorgten im Technopark Zürich nicht nur für den nötigen Charme, sondern auch für eine gehörige Portion Optimismus.
Obwohl HP in der Schweiz im PC-Markt einen Marktanteil von deutlich über 30 Prozent hält, wächst das Unternehmen weniger stark als Apple oder Acer. Deswegen bezeichnete Branchenkenner und Weissbuchautor Röbi Weiss in seinem Eröffnungsreferat Hewlett-Packard als "Verlierer" des Jahres 2010.
Verlierer? HP führt das Ranking von Röbi Weiss nach wie vor in 7 von 13 Kategorien an. Apple überflügelte HP allerdings in der Kategorie "Desktop Home" und Acer übernahm die Spitze in "Mobil Home" und "Total Home". In den erstmals von Röbi Weiss untersuchten Gerätegruppen Tablets und Smartphones steht wenig überraschend Apple an der Spitze des Rankings.
Alles in allem präsentiert sich der PC-Markt in der Schweiz in sehr robuster Verfassung. Damit dies auch die kommenden Jahre so bleibt, gilt es, sich abzusichern und gleichzeitig innovativ und offen zu bleiben. Dies und die Chancen und Gefahren im Markt waren denn auch Thema in den Referaten.
Kein Plan B bei schwarzen Wolken
Professor Hannes Lubich von der Fachhochschule Nordwestschweiz erklärte in seinem Referat "Clear and Present Danger" die künftigen Herausforderungen für die Informationssicherheit. Die IT bleibe immer noch "Bock und Gärtner" und muss die Probleme, die sie verursacht, selbst lösen. Für den Fall der Fälle, das etwas nicht mehr geht, fehle häufig der Plan B. Lubich sprach von überforderten Juristen und einer immer grösser werdenden Regulationsdichte und der Digitalisierung der Identität. Der Staat müsse strafrechtliche Regeln festlegen und der Umgang mit den "Digital Natives" geschult werden.
Es reiche beispielsweise nicht, den "Digital Natives" einfach Facebook zu verbieten. Sonst würden diese bei einem so "uncoolen" Unternehmen gar nicht arbeiten wollen. So entgehe den Unternehmen viel Talent und Kreativität.
Eine weitere nicht zu unterschätzende Herausforderung sei die Vergrösserung des "Digital Divide" (digitale Kluft), bedingt dadurch, dass in unseren Breitengraden Daten nur noch digital abrufbar sind und so die Hälfte der Erdbevölkerung davon abgeschnitten bleibe.
Wer versuchte, diese Tatsachen zu verdrängen, wurde durch Sicherheitsexperte Udo Schneider von Trend Micro wachgerüttelt. Dieser liess es in seinem Referat aus der "schwarzen Wolke" auf die Anwesenden regnen, worauf sich einige der Teilnehmer kaum mehr je einen PC anschaffen wollten. Laut Schneider gibt es keine pubertierenden Hacker mehr, die der Welt beweisen wollen: "Hey, ich bin der King!" Heute steckten hinter den meisten (von den Angegriffenen selten bemerkten) Attacken mafiöse Strukturen und die Cloud würde das Ganze weiter verschlimmern. Denn die Spam- und Viren-Mafia nutze Cloud-Technologie seit Jahren und sei den normalen Nutzern meilenweit voraus.
Wer ob solchen Nachrichten den Saal fluchtartig verlassen und das Gehörte vergessen und verdrängen wollte, den besänftigte Schneider: Es gebe ja funktionierende zahlreiche Massnahmen gegen dieses Problem - und der Einsatz eines Virenschutzes und die schnelle Installation von Sicherheitsupdates blieben das A und O.
Frauenpower am Weissbuchseminar
Der zweite Teil des Seminars war fest in weiblicher Hand. Die Frauen verbreiteten positive Stimmung, hörte man unter den Gästen. Die männlichen Referenten seien eben für den nötigen Schuss Realismus verantwortlich, konterte Röbi Weiss.
Physikerin und IBM-Forscherin Heike Riel führte in das spannende Feld der Nanotechnologie ein. Deren Anspruch sei immer kleiner, schneller, besser zu werden. Besser stehe gleichzeitig auch für billiger.
Einfach kleiner zu werden, sei gar nicht mehr so einfach – dafür müssten neue Materialien her. Um schneller zu werden, brauche es den "idealen Switch" und besser und billiger werde es nur, wenn mehrere Institute zusammenarbeiten würden - was sie erfreulicherweise auch immer öfters täten. Die Physikerin verschonte den Saal mit zu vielen Formeln und liess die erfreuliche Message verlauten: "Der Fortschritt in der Informationstechnologie geht weiter".
Endlich wieder etwas Optimismus, werden sich die Anwesenden gedacht haben. Optimismus, den auch die nächste Rednerin Susanne Ruoff, CEO von BT Schweiz nicht zerstörte. Ruoff präsentierte drei Trends, die laut Beobachtungen ihres Unternehmens einen Paradigmenwechsel in der globalen Business-Kommunikation herbeiführen werden: Vom Produkt zum Service, von geschlossenen zu offenen/hybriden Systemen und der Trend hin zum Home Office und mobilen Arbeiten. Ihr Arbeitgeber gelte dabei als Pionier – 54 Prozent der weltweit 120'000 Angestellten würden arbeiten mobil, behauptete sie.
Die grossen ICT-Herausforderungen der nächsten fünf Jahre präsentierte die Geschäftsführerin von Alcatel-Lucent Schweiz, Claudia Schwers. Wie das Web 3.0 aussehen wird, steht noch in den "Wolken". Sicher sei, dass es energieeffizient und umweltschonend umgesetzt werden muss und die neue Mobilfunktechnologie LTE als Enabler Einiges bewegen wird.
Im Anschluss wurde am traditionellen Weissbuch-Apéro fleissig genetworked.

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