Redesign von App und Website

Search.ch erscheint in neuem Kleid

Uhr | Updated

Tamedia hat seiner Informationswebsite Search.ch ein Redesign verpasst. Projektleiter Walter Schärer sprach mit uns über die Umsetzung des Projekts. Im Zentrum stand für ihn eine Mobile-First-Devise.

Walter Schärer übernahm bei Search.ch die Verantwortung für das Redesign. (Quelle: Walter Schärer)
Walter Schärer übernahm bei Search.ch die Verantwortung für das Redesign. (Quelle: Walter Schärer)

Die Tamedia plant derzeit gemeinsam mit Swisscom, Local.ch zu erwerben. Dieses bietet ein ganz ähnliches Produkt wie Sie. Was bedeutet diese Übernahme für die Zukunft von Search.ch?

Da die Übernahme noch nicht unter Dach und Fach ist, ist das noch nicht ganz klar. Derzeit liegt der Fall bei der Weko (Wettbewerbskommission, Anm. d. Redaktion), die dem Kauf zustimmen muss. Wir müssen also vorerst abwarten und dann entsprechend des Entscheids reagieren.

Wäre bei einem Ja der Weko eine Zusammenlegung mit Local.ch wahrscheinlich?

Ich denke nicht, dass man die beiden Seiten zu einer einzigen verschmelzen wird. Local.ch und Search.ch sind sehr bekannte Marken in der Schweiz und Swisscom und Tamedia wollen die beiden Plattformen deshalb beide weiterführen. Dafür gibt es auch gute Gründe: bei Google stehen beide sehr weit oben. Es wäre deshalb schade, wenn man eine der beiden einfach verschwinden liesse, man würde viel verlieren.

Wo liegen die Unterschiede zwischen Search.ch und Local.ch?

Beide Seiten sind mit ihren Telefonverzeichnissen in der Schweiz sehr erfolgreich. Search.ch bietet aber insgesamt mehr Funktionen als Local.ch. Wir haben zum Beispiel zusätzlich einen Fahrplan, einen Wetterdienst, ein Kino- oder ein konfigurierbares Fernsehprogramm im Angebot. Gerade der Fahrplan ist attraktiv, da er Funktionalitäten bietet, die bei der SBB fehlen. Die Option "knappe Umsteigezeiten erlauben" zeigt auch Verbindungen an, bei denen man vielleicht einmal von einem Zug auf den anderen rennen muss, dafür aber bedeutend schneller sein Ziel erreicht. Ein Beispiel ist die Verbindung Zürich Hauptbahnhof nach Pratteln, im Kanton Baselland. Wer hier mit Search.ch sucht, kommt mit ein bisschen Glück eine Viertelstunde früher am Ziel an, als bei der Standard-Empfehlung der SBB.

Der Trend heute geht weg vom Desktop hin zu Mobile. Wie sieht dies bei search.ch aus?

Ja, die Tendenz verläuft heute ganz klar in Richtung Mobile. Derzeit generieren wir noch zwei Drittel unseres Traffics mit der klassischen Desktop-Website. Dies wird sich in den kommenden Jahren aber stark verändern. Bei den News-Websites von Tamedia ist es genau umgekehrt –  Dreiviertel des Traffics wird bereits heute über mobile Geräte erzeugt. Für unser Redesign galt daher ganz klar die Devise Mobile First. Konzeptionell diente allen Funktionen der kleine Smartphone-Bildschirm als Basis und erst später wurden die Funktionalitäten für die grösseren Monitore adaptiert. Unser Startpunkt war also bei jedem Arbeitsschritt die Frage: Wie funktioniert dies auf einem kleinen Bildschirm und wie sieht es dort aus?

Bleiben die Funktionen von Search.ch nach dem Redesign dieselben?

Grundsätzlich ja. Wir haben aber die Anzahl Funktionen ein bisschen reduziert. An erster Stelle steht nach wie vor das Telefonbuch, gefolgt vom Wetter, der Karte und schliesslich dem Fahrplan sowie dem Fernseh- und Kinoprogramm. Besonders ist, dass es neu eine so genannte Live Search gibt. Sobald der Nutzer der App oder der mobilen Website erlaubt seinen Standort zu verwenden, wird automatisch der Fahrplan für den nächstgelegenen Bahnhof oder die nächste Bus- oder Tramhaltestelle angegeben. Dasselbe gilt für den Wetterbericht. Wir erhoffen uns, dass die Nutzer dadurch die App im Alltag noch häufiger verwenden, gerade wenn sie unterwegs sind.

Eine Live Search wird für den Desktop jedoch schwierig.

Das ist richtig. Die Konzeption der Desktop-Variante geschah in einem zweiten Schritt und ist leider gewissen Einschränkungen unterworfen. Eine Bestimmung des genauen Standorts kennen wir tatsächlich nur von Mobiltelefonen, nicht aber von Desktop-Computern.

Gibt es umgekehrt weitere Vorteile von Mobile First?

Ja, weil Search.ch weiterhin auch ein Telefonverzeichnis bleibt. Eine solche Suchfunktion macht natürlich gerade auf einem Smartphone besonders viel Sinn. Schliesslich wollen Nutzer oftmals eine Person sogleich anrufen, nachdem sie die Nummer gefunden haben. Dies ist unkompliziert möglich mit unserer neugestalteten App.

Viele der Funktionen von Search.ch, wie zum Beispiel der Routenplaner oder das Kinoprogramm, bietet auch Google an. Inwiefern spüren Sie diese Konkurrenz?

Interessanterweise ist Google für uns einerseits ein Konkurrent, andererseits aber auch ein Partner. Sehr viel Traffic kommt von Google, weshalb wir die Search.ch-Website diesbezüglich ständig optimieren. Ein Vorteil, den wir den Nutzern  bieten können, ist unser Schweiz-Fokus. So sind unsere Landkarten teilweise präziser, gerade wenn man kleinere Dörfer betrachtet. Sie bieten mehr Informationen zu Details. Dies schlägt sich auch bei unser Haupteinnahmequelle nieder, dem Verkauf von Firmeneinträgen. Das heisst, wir bieten vor allem KMUs die Möglichkeit, ihre Firmeneinträge besser zu positionieren und sichtbarer zu machen. Dies ist ebenfalls ein Geschäft von Google, in dem wir  in direktem  Wettbewerb stehen. Der Vorteil ist hier aber, dass ein besserer Eintrag auf search.ch auch zu einer besseren Sichtbarkeit bei Google führt.

Wie sieht ihr Verkaufs- und Preismodell aus?

Beim Verkauf gehen wir grundsätzlich bei den Kunden vorbei. Wir beschäftigen insgesamt 140 Aussendienstmitarbeiter. Diese stellen unser Angebot in den drei Hauptlandessprachen den Firmen vor. Bei den Produkten unterscheiden wir primär zwischen dem Basis- und dem Premium-Paket. Beide garantieren eine bessere Sichtbarkeit in unseren Verzeichnissen, das Basis-Paket primär bei Anfragen aus der Nähe, das Premium-Paket landesweit.

Gibt Ihnen das Redesign Möglichkeiten weitere Einnahmen zu generieren?

Ja, zum Beispiel im Bereich der Live Search werden unsere Kunden ihre Apps bewerben können. Es geht darum, dass wer eine App kreiert, diese den potentiellen Nutzern zuerst bekannt machen muss. Genau hier möchten wir ansetzen und die Tatsache nutzen, dass die Nutzer ihr Smartphone bereits in den Händen halten und so eine weitere App in ein paar Klicks herunterladen können.

Wie viele Personen waren bei search.ch am Redesign beteiligt?

Intern waren 18 Mitarbeiter beteiligt aus Marketing, Entwicklung, Vermarktung, Verkauf und Business Development. Die Konzeption der neuen Website, beziehungsweise der neuen App, stammt von der Firma Notch Interactive, wo weitere zehn Mitarbeite involviert waren. Wir sind sehr zufrieden mit ihrer Arbeit.

Zur Person: Walter Schärer leitete in jungen Jahren eine Internet-Firma und wechselte noch in den 1990er Jahren zu Crealogix. Schliesslich wechselte er, nach einer Zwischenstation bei der Firma Metadesign, zu den Reisekonzernen Kuoni und Hotelplan. Seit 2008 arbeitet er nun für den Tamedia-Konzern in Zürich im Business Development. In dieser Funktion konzipierte und koordinierte er unter anderem die Umsetzung und Programmierung des Search.ch-Redesigns.

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