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Elektronikfirmen äussern sich zum Vorwurf der Kinderarbeit

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Ein Bericht von Amnesty International wirft Elektronikfirmen vor, wenig bis nichts zu unternehmen, um mögliche Kinderarbeit in ihrer Kobal-Supply-Chain zu verhindern. Die Redaktion fragte bei den betroffnen Firmen nach: Huawei, Lenovo, Microsoft, Samsung und Sony.

(Source: OpenClipart-Vectors / Pixabay.de)
(Source: OpenClipart-Vectors / Pixabay.de)

Mitte November hat Amnesty International den Bericht "Time to Recharge" veröffentlicht - darin finden sich happige Vorwürfe gegen die Elektronikindustrie. Die Non-Profit-Organisation bringt einige Hersteller in Verbindung mit Kinderarbeit in Kobaltminen. Die Redaktion fragte bei den betroffenen Firmen nach und erhielt Antworten von Huawei, Lenovo, Microsoft, Samsung und Sony.

1. Amnesty International sagt, ihr Unternehmen würde Kinderarbeit in Kauf nehmen, da es aus dem Kongo stammendes Kobalt verwende. Wollen Sie dazu Stellung nehmen?

Microsoft: "Microsoft toleriert Kinderarbeit oder gesundheitsschädigende Praktiken in seiner Supply Chain nicht. Microsoft hat im vergangenen Jahr bedeutende Schritte unternommen, um der Kinderarbeit im Zusammenhang mit Kobalt ein Ende zu setzen, wie auch um Kobalt in seiner Supply Chain zum Thema zu machen. Es gibt immer noch mehr zu tun, aber Microsoft glaubt, dass der Bericht von Amnesty die Bilanz der Bemühungen, die Microsoft Amnesty geliefert habe, nicht reflektiert."

In den Antworten auf Amnesty Internationals Fragen im Rahmen der Untersuchung gab Microsoft zu, nicht sagen zu können, ob Kobalt von Huayou bei Microsoft verwendet wird. Bei Audits der chinesischen Firma Huayou konnte Kobalt aus dem Kongo durch Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden.

Microsoft habe 2014 eine Partnerschaft mit Pact gestartet, um Kinderarbeit im Kongo anzugehen. Im Oktober 2017 hätten als Folge des Projekts mit Pact nur noch 36 Kinder in den Minen im Kongo gearbeitet.

Microsoft sei an der Gründung der RMI (Responsible Minerals Initiative) beteiligt gewesen. Microsoft habe kürzlich eine Technologieplattform an IRMA (Initiative for Responsible Mining Assurance) gespendet und partnere auch mit ARM (Alliance for Responsible Mining). Die Initiative IRMA wird allerdings erst Ende 2017 gelauncht.

Huawei: "Huawei ist Mitglied der RBA (Responsible Business Alliance, ehemals Electronic Industry Citizenship Coalition, EICC) und die RBA hat sich der Verantwortung für die Elektroniklieferkette verschrieben. Falls sich herausstellt, dass ein Lieferant Kinderarbeit einsetzt, arbeiten wir mit ihm zusammen, um das Problem sofort zu beheben. Wenn sie dies nicht tun oder wiederholt Kinderarbeiter nutzen, entfernen wir sie sofort aus unserer Liste der autorisierten Lieferanten."

Lenovo: Lenovo unterstütze die RMI und arbeite direkt an der Initiative mit.

Samsung: "Seit Januar 2016 hat Samsung bedeutende Fortschritte in Bezug auf Kobalt gemacht. Im November 2016 ist Samsung der Responsible Raw Material Initiative beigetreten." Die Responsible Raw Material Initiative ist kürzlich in Responsible Minerals Initiative RMI umbenannt worden. Bisherige Leistungen der RMI laut Samsung: die Kobaltraffinerien in der Lieferkette zu identifizieren und die Definition eines Kobaltveredlers. Nach dieser Beschreibung verfolgt die RMI allerdings die Supply Chain nur bis zur Stufe der Raffinerien, nicht bis zum Abbau von Kobalt.

Aus dem Statement an Amnesty International: Samsung hörte von den Medien, dass ihr Supplier Huayou Kobalt aus dem Kongo beziehe. Huayou hätte aber "nur sehr wenig" Kobalt an Samsung geliefert und laut Samsung SDI sei dieses in Neu-Kaledonien abgebaut worden. Samsung habe Huayou ermutigt, seine Audit-Ergebnisse zu veröffentlichen, wie Samsung in einem Brief Ende Oktober 2017 an Amnesty International schreibt. Im selben Brief schreibt Samsung, dass Samsung keine Einschätzungen seiner Raffinerien veröffentlichen wolle. Dies könne kontraproduktiv sein und Samsungs Supplier daran hindern, an Audits teilzunehmen.

Sony: "Sony hat den "Sony Supply Chain Code of Conduct" eingeführt. Alle Lieferanten sind aufgefordert, den Kodex, der auch in den Lieferantenverträgen integriert ist, vollständig zu verstehen und einzuhalten."

2. Was tut ihr Unternehmen, um die Supply Chain transparenter zu machen und diesbezüglich die international geltenden Standards zu erfüllen?

Auszug aus Microsofts Statement gegenüber Amnesty: Alle direkten Supplier von Microsoft würden Microsofts Due Diligence Policy und den Supplier Code of Conduct unterschreiben und damit unter anderem bestätigen, dass keine Kinderarbeit bei ihnen vorkomme. Für die von den direkten Suppliern ausgehende, oft lange Kette von weiteren Zulieferern tragen laut Microsoft diese die Verantwortung. Microsoft "erwarte, dass seine Upstream-Lieferanten mit gleicher Strenge die Sorgfaltspflichten einfordern."

Huawei: "Als verantwortungsbewusstes Unternehmen befolgt Huawei die nationalen Gesetze und stellt sicher, dass die Lieferkette dies auch tut."

Sony: "Sony hat einen internen Due-Diligence-Rahmenplan festgelegt, um das Herkunftsland und die Produktkette für jegliche High-Risk Mineralien in seiner Lieferkette nachzuweisen. Dieser Due Diligence-Rahmenplan entspricht allen wesentlichen Punkten der OECD-Richtlinien zur Sorgfaltspflicht für eine verantwortungsvolle Lieferkette von Mineralien aus konfliktbetroffenen und risikoreichen Gebieten."

Lenovo und Samsung beantworteten die Frage nicht.

3. Wieso boykottiert ihre Firma Kobalt aus dem Kongo nicht komplett?

Huawei: "Huawei hat derzeit keine direkten Lieferanten im Kongo. Huawei fordert alle Lieferanten auf, keine Konfliktmineralien zu beschaffen und ersucht die Lieferanten, diese Anforderung auch an die Unterlieferanten weiterzugeben."

Sony: "Sony strebt eine sorgfältige Prüfung der Kobalt-Lieferkette an, um eine verantwortungsvolle Beschaffung von Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo zu unterstützen."

Lenovo, Microsoft und Samsung beantworteten die Frage nicht.

4. Gibt es Alternativen zu Kobalt? Andere Batterien, neue Technologien?

Huawei: "Es gibt zwar einige Alternativen zu Kobalt, aber wir haben derzeit keine geeignete Alternative gefunden, die auf kommerzieller Ebene eingesetzt werden könnte."

Lenovo, Microsoft, Samsung und Sony beantworteten die Frage nicht.

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