Workshop zu Big Data

Wie sich Frauen in der IT-Welt behaupten

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Teilnehmerinnen des Nationalen Forschungsprogramms Big Data haben sich zwei Tage zum Workshop "Women in Big Data" getroffen. Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion. Sie bot Gelegenheit, sich über Chancen, Risiken und Herausforderungen von Frauen in der IT auszutauschen.

Von links: Caroline Sporleder, Lisa Amini, Isabelle Collet, Olivia Kühni, Gina Neff, Jennifer Dy und Raia Hadsell. (Source: Netzmedien)
Von links: Caroline Sporleder, Lisa Amini, Isabelle Collet, Olivia Kühni, Gina Neff, Jennifer Dy und Raia Hadsell. (Source: Netzmedien)

Ende vergangener Woche haben Teilnehmerinnen des Nationalen Forschungsprogramm 75 "Big Data" in Zürich ein Symposium zum Thema "Women in Big Data" durchgeführt. Hat künstliche Intelligenz ein Geschlecht? Brauchen Frauen Förderung in der IT? Was bedeutet Big Data für die Geisteswissenschaften? Diese und weitere Themen standen auf dem Konferenzprogramm.

Zum Ende des zweitägigen Workshops trafen sich alle Referentinnen zu einer Podiumsdebatte. Die Teilnehmerinnen diskutierten zunächst darüber, in welchen Bereichen im Moment der grösste Mangel an Fachkräften herrsche und sich umgekehrt die grössten Chancen für Karrieren auftäten. Einig war sich das Podium, dass viele Talente nach dem Studium ihre Kompetenzen Start-ups mit "fragwürdigem Mehrwert" zur Verfügung stellten, statt an der Lösung globaler Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel mitzuwirken.

Hürden in der Ausbildung abbauen

Auch die Ausbildung war ein Thema. Es sei wichtig, in den Schulen aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen. Zudem müssten Hürden abgebaut werden, die Mädchen vom Erwerb von IT-Kenntnissen abhalten, sagte Isabelle Collet vom Institut für Gender Studies der Universität Genf. Programmier-Skills begrüssten die Teilnehmerinnen. Über die Fähigkeit zum Schreiben von Programmen hinaus würden diese das abstrakte Denken trainieren und ein Tor zum Einstieg in die IT-Welt bieten.

Da viele Teilnehmerinnen des Workshops zurzeit an Forschungsprojekten arbeiten, war das Management von Zeit, Ressourcen und Motivation ein zentraler Aspekt der Diskussion. Generell müssten Forscherinnen mehr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten haben und nicht zu bescheiden auftreten. "Vergesst nicht, dass ihr wichtig seid!", riet Jennifer Dy, Professorin an der Northeastern University, den Anwesenden. Dabei sei es auch wichtig, sich nach Aussen gut zu verkaufen und Networking zu betreiben.

Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie war ein kontroverser Punkt. Man dürfe sich keine Illusionen machen - es ist keine leichte Aufgabe beides unter einen Hut zu bringen und daneben noch Zeit für sich selbst zu haben, wie Isabelle Collet sagte. Letztlich gebe es keinen "richtigen Moment", um Kinder zu haben, also sollten Frauen sich den Wunsch dann erfüllen, wenn sie wollten.

Karriere und Familie sind kein Widerspruch

Karriereplanung heisse langfristig zu denken, Entscheidungen bewusst zu fällen und Kompromisse einzugehen. Andererseits gehe es aber auch darum, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und Ziele zu verfolgen. Die gegenseitige Unterstützung in einer Partnerschaft könne hier viel ausmachen.

Mehrere Teilnehmerinnen der Debatte waren ausserdem überzeugt, dass eine Karriere in der IT für die Familie langfristig von Vorteil sei. Eine in Wirtschaft und Familie erfolgreiche Frau sei allemal ein gutes Vorbild für die nächste Generation. Frauen dürften sich deshalb keine Schuldgefühle auferlegen lassen oder rechtfertigen müssen, weil sie sich für beides entschieden hätten. "Sich an das zu halten, was man will, ist die richtige Wahl auch für die Kinder", sagte Raia Hadsell, die bei Google in der KI-Foschung arbeitet.

Nach der Diskussion zog Beatrice Huber von der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften ein positives Fazit der Veranstaltung. Es seien zwei Tage voller hochstehender Debatten und fruchtbarem Austausch zwischen den Forscherinnen aus der Schweiz und den Referentinnen aus dem Ausland gewesen. Besonders beeindruckt habe sie, dass sich die Teilnehmerinnen auf Augenhöhe begegneten, sagte Huber. Fragen zu stellen und sich stärker einzubringen habe sich in diesem Format als sehr gut möglich erwiesen.

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