Mike Blackman im Interview

Warum die ISE zur Schweizer Uhr geworden ist

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Seit der ersten Ausgabe der ISE in der Schweiz ist die Messe stetig gewachsen. Jährlich kommen neue Themen hinzu. Verliert die Show damit ihren Fokus? Und können die Betreiber den Erfolg der ISE weiterführen? Mike Blackman, Managing Director der ISE, gibt im Interview Antworten.

Mike Blackman, Managing Director der ISE (Source: zVg)
Mike Blackman, Managing Director der ISE (Source: zVg)

Worin unterscheidet sich die ISE 2019 von der Ausgabe im letzten Jahr?

Mike Blackman: In diesem Jahr benutzten wir erstmals einen Satelliten als Tagungsort. Wir vernetzten uns von der RAI zum nahegelegenen Hotel Okura. In diesem 5-Sterne-Hotel wurden während des viertägigen ISE-Events fünf Konferenzen abgehalten. Sie warenn Teil unserer "Learn, Discover, Be Inspired"-Initiative. Im RAI-Hotel stand in der Halle 8 unsere neue Main-Stage-Bühne. Dort präsentierten wir täglich Inhalte für Meinungsführung und Erfolgsmethoden. Wir hatten zwei aufregende Keynote-Präsentationen: die Eröffnungsrede wurde von Master-Projection-Designer Bart Kresa gehalten und zum Closing-Keynote trat Creative Director Tupac Martir von Satore Studio auf. Auf unterschiedliche Weise beleuchteten beide, wie sich neue Technologien und Kreativität untereinander kombinieren lassen. Des Weiteren hatten wir zwei Showcases als Blickfang. Wir freuen uns, dass wir Bart Kresa für die Weltpremiere von Sviatoid an der ISE 2019 willkommen heissen durften. Seine neue Projection-Mapping-Skulptur ist fünf Meter gross. Das Nhow Amsterdam RAI Hotel wurde zur Leinwand für das Projection-Mapping. Ich möchte an dieser Stelle auch unsere Partner für diese Projekte erwähnen: Panasonic stellte uns Projektoren zur Verfügung und RAI Amsterdam, Lang, Green Hippo und Pro Display die Nhow-Installation.

 

Welche technologischen Trends werden Digital Signage und die Pro-AV-Industrie 2019 hervorbringen?

Der IOTA-Bericht – Industry Outlook and Trends Analysis von Avixa – zeigt die treibenden Kräfte auf dem Marktplatz der ISE auf. Die aufregendste dürfte die künstliche Intelligenz sein, die zunehmend in AV-Lösungen installiert wird, etwa für Konferenzen. Cloud-Dienste und Smart-Building-Technologie sind auch im Kommen und bieten Flexibilität sowie Kosteneinsparungen. Im Audio-Bereich hebt die Integration von Stimm-Assistenz ab. Und Display-Technologie – das Herzstück der Digital-Signage-Industrie und Kernbereich an der ISE – steht nie lange still.

 

Wie wird die ISE diese Trends reflektieren?

All diese Trends waren an unserer Messe zu sehen. In speziellen Technologie-Zonen, etwa zu Digital Signage, Smart Building und Unified Communications, wie auch allgemein bei den Ausstellern. Viele dieser Trends wurden auch im Programm unserer Konferenz unter die Lupe genommen. An der Smart Building Conference, am Digital Signage Summit, XR Summit und allen weiteren sieben Konferenzen wurde darüber diskutiert. Nicht nur, wie sich diese Technologien entwickeln, sondern auch wie sich Business-Strategien entsprechend anpassen müssen.

 

Jedes Jahr hat die ISE mehr Themen im Programm, etwa Drohnen. Themen, die nicht traditionell zu AV gehören. Verliert die Messe langsam ihren Fokus und wird damit mehr zur generellen Handelsmesse wie die Cebit in Hannover?

Ich würde nicht sagen, dass die Show ihren Fokus verliert, sondern dass die reifenden AV- und Systemintegration-Industrien mehr Reichweite gewinnen, während sich Technologien weiterentwickeln. Anfangs war die ISE bloss eine Reflektion des Wandels innerhalb der Industrie, nun sind wir zum Treiber des Wandels geworden. Wir fügen keine Technologien hinzu, nur um die Show zu vergrössern – wir stellen eine grössere Breite an Lösungen dar, die Teilnehmer helfen, ihre Unternehmen auszubauen.

 

In jüngerer Zeit erlebten wir das Ende mehrerer renommierter Handelsmessen, allen voran der Cebit. Die ISE hingegen wächst kontinuierlich. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Unsere Teilnehmer gehören zwei Kategorien an. Auf der einen Seite der AV-"Channel" beziehungsweise die Lieferkette – Leute, die für Hersteller, Distis, Händler, Reseller und Integratoren arbeiten. Auf der anderen Seite die Endnutzer – Personen, die nicht in der AV-Industrie tätig sind, aber die Technologien kaufen und in ihrem Berufsalltag in jeder Arbeitsumgebung einsetzen. In jüngster Zeit wachsen wir hauptsächlich wegen der Endnutzer, die in einer grossen Bandbreite von vertikalen Märkten arbeiten.

 

Welche Schritte unternehmen Sie, um diesen Erfolg fortzuführen?

Wir entwickeln und weiten unser Konferenzprogramm aus, um mehr Inhalte für die verschiedenen vertikalen Märkte masszuschneidern. Um dies verwirklichen zu können, kooperieren wir mit etablierten Anbietern. Neu im diesjährigen Konferenzprogramm ist etwa der Hospitality Tech Summit, den wir mit Hospitality Technology Next Generation gemeinsam produzieren. Auch neu ist der Digital Cinema Summit, den wir gemeinsam mit Digital Cinema Report produzieren. Wir betreiben auch Foren für eine Handvoll spezieller Interessengruppen, in denen Käufer aus spezifischen Industrien zur Show eingeladen werden und an Touren, Talks und Networking-Tagungen teilnehmen. Das kommt immer gut an und half dabei, die ISE in verschiedenen Märkten bekannter zu machen. Zusätzlich vermarkten wir die Show in ausgewählten europäischen Medien, um Endnutzer zu erreichen.

 

Was sind Ihre persönlichen Ziele für die ISE 2020 und danach?

Wir versuchen jährlich, die Messlatte anzuheben, was die Show zunehmend vergrössert und verbessert. Das "Vergrössern" könnte nächstes Jahr etwas schwierig werden, da wir den gesamten von der RAI zur Verfügung gestellten Raum ausreizen, aber wir schauen uns nach Optionen um. Beispielsweise hielten wir dieses Jahr einen Teil des Konferenzprogramms im Okura ab.

 

Wie hat sich die ISE im Laufe der Jahre ­verändert?

Vor allem in den Anfangsjahren bot die ISE positive Über­raschungen, also die Chance, dass Besucher Neues entdecken konnten, von dem sie nicht einmal wussten, dass sie es gesucht hatten. Also durchmischten wir die Technologien in den Show-Räumen, damit die Messebesucher ganz zufällig auf ­Neues stossen konnten. Als die Messe aber gewachsen ist, kreierten wir für eine bessere Orientierung verschiedene Technologie-Zonen. Obwohl die Show über 16 Jahre stetig gewachsen ist, ist unser Ziel immer das gleiche geblieben: Wir wollen für neue Technologien, internationale AV-Lösungen und das System­integratoren-Business zur perfekten Präsentationsplattform werden. Darüber hinaus wollen wir eine Plattform für Bildung und professionelle Entwicklung bieten. Dafür arbeiten wir mit den Besitzern unserer Gesellschaft – Avixa und Cedia – eng zusammen.

 

Die erste Ausgabe der ISE fand 2004 in Genf in der Schweiz statt. Wie viel "Swissness" steckt heute noch in der Messe?

Obwohl an jener ersten Ausgabe der ISE lediglich 120 Aussteller teilnahmen und die Messe in einer einzigen Halle stattfand, war sie so erfolgreich, dass wir realisierten, dass wir da etwas angestossen hatten. Abgesehen von einer Veranstaltung in Brüssel fand die Messe seither immer im RAI in Amsterdam statt. Die ISE war schon immer eine europäische Show, nicht eine niederländische oder schweizerische – und nun kann man mit Fug und Recht sagen, dass sie eine globale Reichweite hat. Mit dem Wachstum der Messe und der Erweiterung ihrer Features wurde sie auch immer komplexer und detaillierter – wie eine Schweizer Uhr, könnte man sagen.

 

Wie viele Schweizer Aussteller und Besucher ­waren dieses Jahr an der Show?

18 Schweizer Firmen stellten an der ISE 2019 aus. Fünf davon traten zum ersten Mal bei uns auf. Unter den Schweizer Firmen waren Unternehmen aus dem Digital-Signage-Bereich stark vertreten, darunter Barix, Dr. WA. Günther, Fabrimex, Navori, Spinetix und die ISE-Neulinge Advertima und Multitech. An der ISE 2018 lag die Schweiz mit rund 1400 Besuchern an elfter Stelle der registrierten Teilnehmer – eine Zunahme von fast 9 Prozent gegenüber 2017. Wir werden sehen, ob die Schweizer dieses Jahr an diese Zahl herankommen!

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