Diese Trends treiben laut Switch den Markt für Netzwerktechnik an
Sie wurden mit viel Pomp angekündigt, aber danach wurde es still um diese Themen. Was wurde eigentlich aus IPv6, Wi-Fi 6 & Co.? Wie es um die Einführung dieser und weiterer Trends steht, sagt Daniel Bertolo, Head Network bei Switch.
Welche Trends im Netzwerkbereich haben bei den Schweizer Kunden derzeit den höchsten Stellenwert?
Daniel Bertolo: Auf Kundenseite sehen wir die Integration von Cloud-Umgebungen als derzeit grössten Aktivitätsbereich. Darüber hinaus ist die Resilienz von Netzwerkanbindungen ein grosses Thema, vor allem in Anbetracht der angedrohten Strommangellage. Auch die Vereinfachung des Betriebs durch Automatisierung und Orchestrierung steht bei vielen Kunden auf der Agenda. Als Forschungsnetzwerk sehen wir auch rege Aktivitäten im Bereich der neuen Internetarchitektur SCION, bei Quantum Networking oder aber auch bei der Übertragung von hochpräzisen Frequenz- und Zeitsignalen über unser Backbone-Netzwerk.
Für 2024 wurde das Ende von IPv4 vorausgesagt. Gemäss Zahlen von Google liegt die Adoptionsrate von IPv6 bei knapp 35 Prozent. Wo hapert es mit der Umstellung auf den Nachfolger?
Für uns als ISP ist die Umstellung auf IPv6 im Backbone und bei den Internetanschlüssen unserer Kunden trivial. So bieten wir native IPv6-Verbindungen seit 2005 produktiv an. Die Komplexität steckt jedoch nicht im Netzwerkbereich. Vielmehr bedeutet die Einführung von IPv6 grössere Anpassungen in allen Layern von IT-Systemen und neue Herausforderungen bei der Sicherheit. Hinzu kommt, dass IPv6 ein notwendiges Übel ist, das keinen inhärenten Nutzen für eine Organisation mit sich bringt.
Und wie steht es um die Umstellung auf Wi-Fi 6?
Die Adoption von Wi-Fi 6 erleben wir nicht als technologiegetrieben. Vielmehr unterliegt sie den normalen Lebenszyklen von Wi-Fi-Infrastrukturen. Wer ausbaut oder erneuert, beschafft in der Regel die aktuelle Technologie, um wieder möglichst lange davon zu profitieren.
Was gilt heutzutage im Bereich Netzwerk-Security als State of the Art?
Der Bereich Netzwerk-Security ist ein sehr breites Feld, das auch bei unseren Kunden immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bereits seit längerer Zeit zeigt der Trend weg von perimetergeschützten Security-Architekturen, hin zu Zero Trust Network Access. Mit der zunehmenden Integration von Cloud-Umgebungen werden auch Security Information and Event Management (SIEM) oder die Detektierung von Anomalien im Netzwerk relevant. Des Weiteren ist auch die Vorbereitung auf DDoS-Angriffe und deren Mitigation relevant. Hier sind Kunden in der Regel auf Unterstützung ihres ISP angewiesen.
Welche Trends erkennen Sie im Bereich der Automatisierung?
Nachdem sich automatisierte CI/CD-Pipelines in der Softwareentwicklung durchgesetzt haben, wird auch die (Netzwerk-)Infrastruktur immer mehr als Code betrachtet. Entsprechend relevant werden die dafür notwendigen Werkzeuge und Entwicklungsumgebungen für die Automatisierung. Für kleinere Umgebungen bieten einige Hersteller Systeme zur einfachen Orchestrierung an, die unterliegend die Netzwerkumgebung automatisiert. Typischerweise allerdings zum Preis eines Vendor-Lock-ins.
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
- Fredy Bader, Swizzconnexx: "Der Fachhandel spielt immer dann eine wesentliche Rolle, wenn es um kompetente Beratung, Installation und Service geht."
- Christoph Dubsky, Devolo: "Zudem kann der Fachhandel spezifische Lösungen anbieten, die den Anforderungen und Budgets der Kunden entsprechen."
- Dashmir Kasa, Studerus: "Es gibt noch viel Potenzial, die Netzwerke bezüglich Sicherheit und Performance zu optimieren."
- Andrej Massaro, Lancom: "Als Antwort auf den Fachkräftemangel braucht es Lösungen, die den Betrieb von Netzwerken so effizient wie möglich machen."
- Hubert Rémond, Spie ICS: "Cybersicherheit treibt viele Veränderungen voran, vom Datenschutz bis zur Gewährleistung einer sicheren Konnektivität."
- Andrea Savoca, Alltron: "Kunden suchen nach Partnern, die auch umfassende Beratung, Implementierung und Support bieten können."