Knall an der Generalversammlung

Update: Softwareone-Aktionäre wechseln fast alle Verwaltungsräte aus

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von Yannick Züllig und René Jaun und jor, tme, ml, yzu

Gleich mehrere Übernahmeangebote hat Softwareone in den letzten Monaten abgelehnt. Dagegen regte sich Widerstand. An der Generalversammlung des Stanser Softwarehauses folgte die Mehrheit der Aktionäre dem Antrag der Gründungsaktionäre und wechselte fast alle Verwaltungsratsmitglieder aus.

(Source: Benjamin Child / Unsplash)
(Source: Benjamin Child / Unsplash)

Update vom 23.04.2024: Softwareone hat einen weitgehend neuen Verwaltungsrat. An der Generalversammlung vom 18. April verweigerte die Mehrheit der Stimmenden den bisherigen Mitgliedern von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung die Entlastung. Zudem folgte sie den Anträgen der Gruppe rund um die Gründungsaktionäre Daniel von Stockar, René Gilli und Beat Curti, die einen neuen Verwaltungsrat präsentierten. Vom alten Gremium bleibt nur noch Daniel von Stockar übrig, der auch das Amt des Verwaltungsratspräsidenten übernimmt. Neu stossen Andrea Sieber, René Gilli, Jörg Riboni und Till Spillmann dazu, wie den Unterlagen von Softwareone zur Versammlung zu entnehmen ist. Die Voten fielen jeweils deutlich aus, mit Ja-Anteilen von zwischen 64 und 88 Prozent. Wie "Finanz & Wirtschaft" berichtet, stellten sich die vom alten Verwaltungsrat vorgeschlagenen VR-Mitglieder danach nicht mehr zur Wahl.

Mit dem ausgewechselten Verwaltungsrat werde ein Verkauf des Softwareunternehmens wieder etwas wahrscheinlicher, analysiert das Portal und fügt unter Berufung auf Medienberichte an, Bain Capital habe weitere Gespräche zur Übernahme von Softwareone mit einem neuen Verwaltungsrat in Aussicht gestellt.

Update vom 05.03.2024:

Keine Aussicht auf Softwareone-Übernahme durch Bain Capital

Das Wortgefecht zwischen Softwareone und dessen Gründungsaktionären geht weiter. Der Verwaltungsrat des Softwarehauses mit Sitz in Stans hat mittlerweile entschieden, die von den Gründungsaktionären geforderte ausserordentliche mit der ordentlichen Generalversammlung zu kombinieren und die Versammlung am 18. April 2024 stattfinden zu lassen. In der gleichen Mitteilung bekräftigt der Verwaltungsrat, man habe verschiedene Optionen zur Wertsteigerung geprüft - darunter auch ein Verkauf von Softwareone. Bain Capital habe jedoch lediglich "eine unverbindliche Indikation" vorgelegt, die "nicht den fundamentalen Wert von Softwareone widerspiegelt". Auch weiterhin gehe man davon aus, dass "ein zukünftiges Angebot von Bain Capital nicht wahrscheinlich ist", so der Verwaltungsrat im Februar.

Die Gründungsaktionäre, Daniel von Stockar, B. Curti Holding AG und René Gilli, teilen Anfang März 2024 wiederum mit, "die gemeinsam handelnde Gruppe zwischen ihnen und Bain Capital aufzulösen und die zugrundeliegende Vereinbarung zu beenden".

"Seit der derzeitige Verwaltungsrat von Softwareone das letzte Angebot von Bain Capital im Januar 2024 abgelehnt hat, ist klar, dass es unter den derzeitigen Umständen keine Aussicht auf eine Going-Private-Transaktion gibt", schreiben sie in ihrer Mitteilung. Des Weiteren werfen sie dem Verwaltungsrat von Softwareone vor, die Konstituierung der Gruppe und das Eigentum der Gründeraktionäre an ihren Aktien in Frage zu stellen. Sie schreiben von "fadenscheinigen und unbegründeten rechtlichen Argumenten" sowie von "unbegründeten juristischen Drohungen". Mit der Auflösung der Gruppe wolle man einen langen und teuren Rechtsstreit vermeiden und den Weg für eine reibungslose ausserordentliche Generalversammlung frei machen.

Softwareone wiederum nimmt die Auflösung der Gruppe zur Kenntnis und entgegnet in einer Mitteilung, man begrüsse die von der Aktionärsgruppe und Bain Capital geschaffene Transparenz und die Erklärung von Bain Capital, dass keine Aussicht auf eine Transaktion bestehe.

Update vom 05.02.2024:

Softwareones Gründungsaktionäre wollen Verwaltungsrat ersetzen

Die Entscheidung von Softwareone, nicht auf das Übernahmeangebot einzutreten, bleibt nicht ohne Widerspruch. In einer Medienmitteilung melden sich die Gründungsaktionäre des Stanser Softwarehauses zu Wort: Daniel von Stockar, die B. Curti Holding sowie René Gilli, die zusammen rund 29 Prozent der Softwareone-Holding halten. Sie fordern eine ausserordentliche Generalversammlung und beantragen "die Abwahl des derzeitigen Verwaltungsratspräsidenten sowie aller derzeitigen Mitglieder des Verwaltungsrats, mit Ausnahme von Daniel von Stockar, der sich seit der Lancierung des kürzlichen Vorhabens für eine Going-Private-Transaktion im Ausstand befindet", wie es in der Mitteilung heisst.

Man sei nicht einverstanden mit den vom jetzigen Verwaltungsrat gezogenen Schlussfolgerungen aus der Strategieüberprüfung, schreiben die Gründeraktionäre. Sie finden, Softwareone habe das kürzliche unverbindliche Übernahmeangebot – 18.80 Franken pro Aktie – den Aktionären vorlegen sollen. Für die nächste Wachstumsphase des Unternehmen seien die besten Voraussetzungen in einem privaten Umfeld gegeben. Mit dem richtigen Partner sei eine Privatisierung des Unternehmens im besten Interesse von Softwareone und aller Stakeholder.

Als neue unabhängige Verwaltungsratsmitglieder schlagen die Gründungsaktionäre Ringier-CFO Annabella Bassler, Finanz- und Wirtschaftsprüfungsexperte Jörg Riboni sowie die Rechtsexperten Andrea Sieber, Partnerin bei der Schweizer Anwaltskanzlei MLL Legal sowie Till Spillmann, Mitgründer und Partner von Argon Management, zur Wahl vor. In dieser Konstellation soll Sieber als Vizepräsidentin und Lead Independent Director fungieren. Von Stockar stellt sich als Verwaltungsratspräsident und René Gilli als zusätzliches Verwaltungsratsmitglied zur Wahl.

Softwareone äusserte sich bislang nicht zu den Forderungen der Gründungsaktionäre. Dass sie anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung die nötigen 50 Prozent Stimmen erhalten, scheine nicht unrealistisch, heisst es in einer Analyse von "Finanz & Wirtschaft" (Paywall). Doch auch, wenn sie damit erfolgreich wären, bestehe das Risiko, dass Investor Bain Capital, dessen Übernahmeangebot Softwareone im Januar 2024 ablehnte, sich zurückziehe.

Update vom 15.01.2024:

Softwareone bleibt eigenständig

Softwareone bleibt eine eigenständige, börsennotierte Gesellschaft, wie die Stanser Softwareschmiede nach einer im Juli 2023 begonnenen Überprüfung aller strategischen Optionen bekannt gibt.

Gemeinsam mit ihren Rechts- und Finanzberatern habe Softwareone verschiedene Möglichkeiten zur Wertschaffung geprüft, einschliesslich eines möglichen Verkaufs des Unternehmens. Im Verlauf dieses Prozesses habe Softwareone eine unverbindliche Wertindikation von 18.80 Franken pro Aktie von Bain Capital erhalten. Dieses Angebot wurde von Softwareone als zu niedrig betrachtet und als "nicht im besten Interesse der Gesellschaft und aller Stakeholder" beurteilt.

Stattdessen habe sich Softwareone entschieden, eigenständig zu bleiben. Am 15. Februar werde das Unternehmen im Rahmen eines "Capital Markets Day" einen detaillierten Einblick in seine finanzielle Performance und seine "Ignite, Focus, Accelerate"-Strategie geben, die darauf abziele, die Wertschaffung voranzutreiben.

Originalmeldung vom 17.10.2023:

Mehrere Finanzinvestoren umwerben Softwareone

Softwareone hat Übernahmeangebote von mehreren Venture-Capital-Unternehmen erhalten. Das berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters" unter Berufung auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Mindestens zwei Private-Equity-Firmen, Bain Capital und Apax Partners, haben diese Woche unverbindliche Angebote für die Übernahme von Softwareone abgegeben. Eine Person sagte gegenüber Reuters, dass mindestens vier Parteien Gebote abgegeben hätten.

Bain Capital hat bereits im Juni und Juli zwei unaufgeforderte Übernahmeangebote für Softwareone abgegeben. Sowohl das erste Angebot in der Höhe von 3,2 Milliarden US-Dollar als auch das zweite Angebot von 3,7 Milliarden Dollar lehnt Softwareone ab. In beiden Fällen sei die Firma aus ihrer Sicht unterbewertet worden, schreibt "Reuters".

Mehr zur versuchten Übernahme von Softwareone lesen Sie hier.

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uR2vYB62