Projekt "Odyssée"

Update: Waadtländer Polizei kündigt Vertrag mit Xplain

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: Yannick Züllig, René Jaun

Im Oktober 2023 hat der Kanton Waadt die Erneuerung seiner Polizei-Applikationen auf Eis gelegt. Grund dafür war der Cyberangriff auf den IT-Dienstleister Xplain. Nun gibt der Kanton die Zusammenarbeit mit Xplain ganz auf. Der Anbieter zeigt sich enttäuscht.

(Source: Anwaar Ali / Unsplash.com)
(Source: Anwaar Ali / Unsplash.com)

Update vom 8.2.2024: Der Kanton Waadt kündigt seinen Vertrag mit dem IT-Dienstleister Xplain. In ihrer Mitteilung begründet die Waadtländer Verwaltung ihre Entscheidung damit, dass Xplain die Anforderungen des Kantons nicht erfüllt habe.

Dabei geht es nicht nur darum, dass sich das Projekt "Odyssée" aufgrund der Untersuchungen des Cyberangriffs um mehrere Monate verzögerte, wie der Kanton erklärt. "Der Anbieter hatte zudem Probleme mit der Qualität des Produkts, die ernsthafte Zweifel an seiner Fähigkeit aufkommen liessen, die ursprünglich vereinbarten Leistungen zu erbringen."

In einer Stellungnahme zeigt sich Xplain überrascht und enttäuscht. Die Entscheidung zur Vertragskündigung "erfolgte einen Tag, nachdem Xplain über verschiedene Entwicklungen nach dem Ransomware-Angriff im letzten Jahr berichten konnte. Dazu gehörten der Wiederaufbau und die Überprüfung der gesamten IT-Infrastruktur, die Wiederaufnahme fast aller Projektarbeiten, die stabile finanzielle Lage des Unternehmens und eine konstante Anzahl von Kunden und Mitarbeitern." Hier lesen sie mehr dazu.

Zwischen der Vergabe des Projekts "Odyssée" im Jahr 2018 und dem Beginn der Projektarbeiten seien vier Jahre vergangen, "aus Gründen, die nichts mit Xplain zu tun hatten", wie das Unternehmen festhält. In dieser Zeit hätten sich die rechtlichen, organisatorischen und technischen Bedingungen geändert und damit auch die Anforderungen an das Projekt und das ursprünglich vorgeschlagene Produkt. "Wir bedauern, dass dieser Prozess nun unterbrochen wurde".

Originalmeldung vom 18.10.2023:

Angriff auf Xplain blockiert IT-Modernisierung der Waadtländer Polizei

Die Modernisierung der IT-Umgebung der Kantons- und Gemeindepolizeien im Kanton Waadt verzögert sich. Was ist der Grund dafür? Das Projekt wurde Xplain anvertraut, dem Anbieter, der noch immer in Erinnerung ist, weil er im Juni letzten Jahres gehackt wurde. Dabei wurden unter anderem sensible Betriebsdaten von Fedpol und dem Zoll (OFDF) gestohlen und im Darknet veröffentlicht. 

Laut dem Recherchedesk von RTS wird die Partnerschaft zwischen Xplain und den Waadtländer Polizeibehörden heute in Frage gestellt. Laut den vom Kanton veröffentlichten Dokumenten hatte der Berner Anbieter die Ausschreibung im Jahr 2018 gewonnen. Das Projekt mit dem Namen "Odyssée" soll drei veraltete Anwendungen ersetzen: das Journal des Evénements de Police (JEP), das Système d'Information et d'Archivage Police (SINAP) und "Graphite", eine Formular- und Textverarbeitungssoftware. Es ist geplant, diese drei Anwendungen durch eine einzige Software, die Lösung "Polaris" von Xplain, zu ersetzen. Laut RTS haben die Waadtländer Behörden ein Budget von 21 Millionen Franken für dieses Projekt bewilligt. 

Der Angriff auf Xplain soll bereits Auswirkungen auf die Waadtländer Polizei gehabt haben. Ein von RTS zitierter Sprecher bestätigte, dass Daten entwendet wurden, erklärte aber, dass es sich nicht um sensible Informationen handle. Das Projekt Odyssée soll sich bereits um mehrere Monate verzögert haben, da die Mitarbeiter von Xplain mit der Bewältigung der Folgen des Hacks beschäftigt waren. Darüber hinaus möchte der Kanton die Ergebnisse der auf Bundesebene durchgeführten Untersuchungen zu dem Angriff und den Verantwortlichkeiten abwarten. Die Abgeordneten des Grossen Rates sind zudem besorgt über einen möglichen Konkurs von Xplain und die damit verbundenen finanziellen Risiken.

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