Interview mit Christophe Francey Spie, ICS

So will der neue Schweiz-Chef das volle Potenzial von Spie ICS nutzen

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: Coen Kaat

Seit Anfang 2025 leitet Christophe Francey Spie ICS als Managing Director auf nationaler Ebene – davor verantwortete er die Geschäfte in der französischsprachigen Region. Im Interview erläutert Francey seine Prioritäten, seine Sicht auf den Schweizer IT-Markt und die Bedeutung eines kundenorientierten Service.

Christophe Francey, Managing ­Director, Spie ICS. (Source: zVg)
Christophe Francey, Managing ­Director, Spie ICS. (Source: zVg)

Sie sind seit Anfang des Jahres Managing Director von Spie ICS Schweiz, nachdem Sie zuvor als Managing Director für die Westschweiz tätig waren. Was hat Sie dazu bewogen, ­diese neue Verantwortung zu übernehmen?

Christophe Francey: Ich bin nun seit acht Jahren Teil von Spie ICS und habe in dieser Zeit verschiedene Funktionen innerhalb des Unternehmens übernommen. Einer der Hauptgründe, weshalb ich diese neue Verantwortung gerne angenommen habe, ist die Möglichkeit, mich innerhalb eines Unternehmens weiterzuentwickeln, das interne Mobilität aktiv fördert. Diese Unterstützung für interne Weiterentwicklung und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, haben es mir ermöglicht, diese Chance zu ergreifen, mehr Verantwortung zu übernehmen und zur Weiterentwicklung des Unternehmens auf nationaler Ebene beizutragen. Spie bietet mir eine echte Chance – und ich finde es grossartig, dass ein Unternehmen das Potenzial seiner Mitarbeitenden auf diese Weise wertschätzt. Was mich schon immer motiviert hat, ist die Dynamik der ständigen Transformation und die zentrale Rolle, die ein IT-Dienstleistungsunternehmen wie unseres in einem sich ständig wandelnden Umfeld spielen kann. Als Mitglied der Geschäftsleitung hatte ich die Gelegenheit, aktiv an dieser Transformation mitzuwirken – eine überaus bereichernde Erfahrung. Was mich heute besonders begeistert, ist, dass die Technologie inzwischen eine gewisse Reife erreicht hat, was es uns erlaubt, uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Kunden. Es geht darum, ihre Bedürfnisse, ihre Einschränkungen und ihre Funktionsweise zu verstehen und sicherzustellen, dass dieser kundenorientierte Ansatz auf allen Ebenen der Organisation – vom Management bis zu den operativen Teams – verankert ist.

Inwiefern ist der Wechsel vom Managing Director für die Westschweiz zum Managing Director für die ganze Schweiz für Sie ein logischer nächster Schritt?

Es ist eine natürliche Weiterentwicklung – insbesondere im Kontext der strategischen Ausrichtung, die wir in den vergangenen Jahren unter der Führung von Pierre Savoy, dem CEO von Spie Schweiz, verfolgt haben. Die Struktur von Spie ICS in der Schweiz ist zwar relativ kompakt, erfordert aber eine überregionale Steuerung, um den Anforderungen unserer Kunden einheitlich gerecht zu werden. Wir sind überzeugt, dass ein einheitlicher Ansatz ein wirksamer Hebel ist, um schweizweit Ergebnisse erzielen zu können. Unsere Kunden erwarten heute einen konsistenten Service – egal ob in Genf oder in St. Gallen, auf Französisch oder Deutsch. Nur wenige IT-Dienstleister sind in der Lage, diese Flexibilität und Kundennähe landesweit zu gewährleisten. Gerade unsere Agilität und unsere nationale Abdeckung sind deshalb ein echter strategischer Vorteil. Die Organisation so aufzustellen, dass wir dieses Potenzial optimal nutzen können, erscheint mir daher als unerlässlich.

Welche in Ihrer Laufbahn erworbenen Kompetenzen helfen Ihnen heute am meisten in Ihrer neuen Rolle?

Spie Schweiz gibt seinen Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich innerhalb der Organisation weiterzuentwickeln und zu wachsen – eine sehr starke interne Kultur. Ich bin Ingenieur für Telekommunikation und Informatik. Ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt – im Aussendienst, in der Zweigstelle, in der Cybersicherheit, im Rechenzentrum – und mich dann in den Bereich Presales, Vertrieb und schliesslich ins Management weiterentwickelt. Ich habe also ein ganzheitliches Verständnis davon, was wir tun und was unsere Kunden erwarten, weil ich diese Aufgaben selbst ausgeführt habe.

Worauf haben Sie sich bei Ihrem Amtsantritt zu Beginn des Jahres konzentriert?

Unsere Priorität war klar: unser Humankapital stärken. Als Dienstleistungsunternehmen liegt unser Wert in erster Linie in den Menschen, die das Unternehmen ausmachen. Deshalb haben wir grossen Wert darauf gelegt, ein starkes und stimmiges Team aufzubauen – gemeinsam schaffen wir etwas Solides und Nachhaltiges. Diese kollektive Vi­sion treibt uns an. Und in der Schweiz bedeutet das auch, mit einer einzigartigen kulturellen und sprachlichen Vielfalt umzugehen. Die Mentalitäten können von Region zu Region stark variieren – man muss diese Unterschiede zu nutzen wissen und gleichzeitig eine gemeinsame Dynamik und eine gemeinsame Sprache schaffen. Das erfordert Zuhören, Geduld, Didaktik – und vor allem den persönlichen Einsatz des Managements. Der zweite zentrale Schwerpunkt meiner Arbeit war, den Kunden wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Viele IT-Anbieter konzentrieren sich noch immer zu stark auf Technik oder Produkte. Doch die Technologie ist inzwischen ausgereift – entscheidend ist jetzt, zuzuhören, die spezifischen geschäftlichen Anforderungen jedes Kunden zu verstehen – ob Bank, Produktionsbetrieb, Unternehmen aus dem sekundären Sektor oder öffentliche Einrichtung – und diese passgenau zu erfüllen. Diese Fähigkeit zum Zuhören und zur Anpassung macht heute den Unterschied – hier entsteht der wahre Mehrwert.

Welche Werte möchten Sie im Unternehmen verankern?

Bei Spie Schweiz haben wir drei zentrale Werte: Nähe, Verantwortung und Leistung. Mir ist jedoch wichtig, was diese Werte im Alltag konkret bedeuten. Nähe bedeutet für mich Authentizität. Nah bei den Menschen zu sein, heisst vor allem, echte Beziehungen zu pflegen – sei es mit unseren Kunden oder unseren Mitarbeitenden. Leistung bedeutet nicht nur, eine Aufgabe zu erledigen. Kompetenz ist heute selbstverständlich, und unsere Mitbewerber sind genauso gut. Um sich abzuheben, muss man Exzellenz anstreben – sowohl in der Ausführung als auch in der Beziehung. Das ist kein Ausdruck von Arroganz, sondern Voraussetzung für nachhaltiges Vertrauen. Verantwortung bedeutet für mich unternehmerisches Denken. Ein Unternehmer packt Dinge an, bringt Projekte voran und findet Lösungen, wo andere nur Hindernisse sehen. Diese Haltung ist in einem Dienstleistungsunternehmen wie unserem unverzichtbar, denn unser Erfolg hängt vom Engagement unserer Mitarbeitenden ab. Je mehr sie sich verantwortlich, legitimiert und eingebunden fühlen, desto besser können sie diese Energie und Kohärenz an unsere Kunden weitergeben.

Wie schätzen Sie den Schweizer IT-Markt aktuell ein?

Der Schweizer Markt ist besonders reif. In den vergangenen Jahren haben Unternehmen massiv investiert – teils unter grossem Zeitdruck –, um etwa Homeoffice zu ermöglichen, durch Cloud-Lösungen agiler zu werden oder sich gegen zunehmende Cyberrisiken zu wappnen. Dabei kam es häufig zu einer technologischen Überfrachtung ohne ganzheitliche Vision, was nicht immer zu mehr Effizienz geführt hat. Heute stellen sich viele Entscheidungsträger die richtigen Fragen: Haben all diese Investitionen den Alltag der Nutzer wirklich verbessert? Werden die Tools optimal genutzt? Sind die getroffenen Technologieentscheidungen noch zeitgemäss angesichts der aktuellen Herausforderungen? Genau hier können wir strategisch ansetzen. Bei Spie ICS setzen wir weiterhin Projekte um, aber mit einem klar strategischen Ansatz: Unsere Priorität ist, zunächst den Ist-Zustand zu verstehen, die tatsächliche Nutzung der Tools zu evaluieren und dann gezielt zu optimieren, zu konsolidieren und intelligent weiterzuentwickeln. Es geht nicht mehr nur um technische Integra­tion, sondern um nachhaltige Performance – durch die Ausrichtung von Technologie, Nutzung und Geschäftszielen aufeinander, um die Kundenbedürfnisse präzise und wirksam zu erfüllen.

Was sind derzeit die grössten Herausforderungen Ihrer ­Kunden?

Eine der grössten Herausforderungen ist zweifellos die Cybersicherheit. Die Bedrohungen kommen häufiger und sind raffinierter geworden, was Unternehmen zwingt, deutlich robustere Schutzstrategien zu entwickeln. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, haben wir 2024 unser eigenes Security Operations Center (SOC) eröffnet – eine Ergänzung zu unserem bereits umfassenden Cybersecurity-Angebot. Dieses SOC ermöglicht uns, die IT-Umgebung unserer Kunden in Echtzeit zu überwachen – dank fortschrittlicher Technologien mit hoher Automatisierung und künstlicher Intelligenz. So können grosse Datenmengen verarbeitet und Vorfälle rasch erkannt werden. Es gibt zwar viele SOC-Angebote, aber unseres wurde von Anfang an auf neue Herausforderungen ausgelegt – insbesondere in OT- und IoT-Umgebungen. Denn Cybersicherheit beschränkt sich heute längst nicht mehr auf klassische IT-Infrastrukturen – auch vernetzte Geräte, industrielle Systeme, Sensoren und intelligente Gebäude müssen geschützt werden.

Und abgesehen von Sicherheitsthemen – welche weiteren Hauptanliegen haben Ihre Kunden aktuell?

Die Wertschöpfung aus Daten ist heute für viele unserer Kunden ein strategisches Thema. Die Übernahme der Corporate Software AG hat es uns ermöglicht, unsere Kompetenzen in den Bereichen Datenstrukturierung und künstliche Intelligenz zu stärken. Doch entscheidend ist weniger die Technologie als unser Ansatz: Wir gehen von der Realität des Kunden aus, verstehen seine Bedürfnisse, bewerten seinen Reifegrad, helfen bei der Datenstrukturierung, identifizieren relevante Use Cases und schaffen echten Mehrwert. Unser Ansatz ist konsequent pragmatisch: Wir begleiten unsere Kunden Schritt für Schritt, helfen ihnen, klassische Fallstricke zu vermeiden, und bieten gezielt die passenden Hebel zur richtigen Zeit. Auch das Thema Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Viele unserer Kunden möchten ihren CO2-Fuss­abdruck reduzieren und Energie bewusster nutzen. Unsere Aufgabe ist es, sie dort abzuholen, wo sie stehen, ihnen zu helfen, die richtigen Technologieentscheidungen zu treffen und ihre Infrastruktur besser zu nutzen. Es geht nicht um Vorschriften oder Trends, sondern um echte Überzeugung: Als IT-Akteur haben wir eine Verantwortung für eine ressourcenschonendere, nachhaltigere Digitalisierung. Neben wirtschaftlicher Leistung will die Spie-Gruppe zu einer nachhaltigeren, verantwortungsvolleren und inklusiveren Welt beitragen. Und dank der Stärke der Gruppe verfügen wir über die nötigen Ressourcen, Kompetenzen und Innovationen, um konkrete Lösungen zu bieten.

Was sind Ihre mittelfristigen Ziele für Spie ICS Schweiz?

Unsere Wachstumsziele werden laufend überprüft – monatlich, quartalsweise, jährlich. Sie entwickeln sich entsprechend dem Markt, den Gruppenprioritäten und den sich bietenden Chancen. Unter der Leitung unseres Schweizer CEO Pierre Savoy sind wir in der Lage, sowohl lokale als auch globale Gelegenheiten zu nutzen – in Einklang mit der Strategie der Spie-Gruppe. Der Konzern ist ein zentraler Partner bei der Umsetzung unserer Ziele. Wir profitieren von seiner Stärke und seinem weltweiten Know-how, was uns erlaubt, lokale Herausforderungen mit Zuversicht und Effizienz anzugehen. Vor diesem Hintergrund bleiben unsere Ambitionen klar: organisch weiter wachsen, dabei aber auch gezielt Akquisitionen in strategischen Bereichen ins Auge fassen. Diese Kombination aus organischem Wachstum und gezielten Übernahmen ist Kern unserer Strategie und bleibt hochaktuell. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Wachstumstreibern – sei es zur Verstärkung unserer lokalen Präsenz oder zur Erweiterung unseres technologischen Know-hows. Unser Ziel: die Relevanz unseres Serviceportfolios durch Kompetenzstärkung weiter erhöhen und gleichzeitig im Einklang mit den Erwartungen des Schweizer Marktes bleiben.


Persönlich
Am 1. Januar 2025 ist Christophe Francey, bisher Managing Director für die französischsprachige Region bei Spie ICS, zum Managing Director von Spie ICS ernannt worden. Francey bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung in der ICT-Branche mit und hat eine ­Vision für Innovation und ­exzellenten Service. Seine ­Ernennung unterstreicht das Engagement von Spie ICS in allen Regionen der Schweiz.
Quelle: Spie ICS

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