Wie Unternehmen Multi- und Hybrid-Cloud-Umgebungen beherrschen
Hybrid- und Multi-Cloud-Infrastrukturen stellen Unternehmen vor erhebliche organisatorische und technische Herausforderungen. Der 16. Glenfis Cloud Talk bot praxisnahe Einblicke, wie sich Komplexität, Governance und Kosten in den Griff bekommen lassen.

Die Transformation zur Cloud ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist Realität. Doch mit der Einführung von Hybrid- und Multi-Cloud-Modellen wächst die Komplexität in vielen Unternehmen auf ein kaum noch beherrschbares Mass. Wie sich diese Komplexität durch intelligente Strategien, Technologien und Governance-Modelle eindämmen lässt, stand im Zentrum des 16. Glenfis Cloud Talk, der am 21. Mai 2025 im Restaurant Clouds in Zürich stattfand.
Unter Gastgeber Daniel Wolf von Glenfis begann die Veranstaltung mit einem Blick auf die zunehmenden Herausforderungen, mit denen Unternehmen heute konfrontiert sind – darunter die bereits erwähnte Komplexität moderner Cloud-Architekturen, Fragen der Datensicherheit und Compliance, Kostenkontrolle sowie die Vermeidung von Vendor Lock-in. Anschliessend referierten je ein Experte, ein Provider, ein Kunde und ein Glenfis-Mitarbeiter zum Thema.
Experten-Sicht: Umberto Annino, Dozent FFHS
Umberto Annino, Dozent an der FFHS, Cloud-Security-Experte und Microsoft Cloud Solution Architect, lieferte eine Analyse zu den Herausforderungen von Multi- und Hybrid-Cloud-Strategien. Er definierte die Begriffe "Multicloud" und "Hybrid-Cloud" und stellte ihre jeweiligen Vor- und Nachteile gegenüber. Während solche Architekturen Vorteile wie Resilienz, Compliance und Skalierbarkeit bieten, bringen sie auch hohe Komplexität, Integrationsprobleme und Governance-Lücken mit sich.
Besonders kritisch beleuchtete Annino den Reifegrad aktueller Multi-Cloud-Management-Tools sowie das Fehlen konsistenter Standards. In seiner Praxisanalyse zeigte er häufige Brüche zwischen Theorie und Umsetzung auf – insbesondere bei IT-Strategien, der Kommunikation zwischen Business und IT sowie in veralteten Inventaren. Er schloss mit Best Practices in Governance und Security, darunter zentrales IAM, Zero Trust, Infrastructure as Code und regelmässige Audits. Sein Vortrag war ein Appell für realistische Cloud-Strategien und konsequente Umsetzung.
Provider-Sicht: Christoph Siegrist, Nuvibit
Christoph Siegrist, Mitgründer von Nuvibit, brachte eine praxisnahe Perspektive aus Sicht eines spezialisierten Cloud-Service-Providers ein. Für ihn ist Multi-Cloud längst Realität, während Hybrid-Cloud oft missverstanden werde – in vielen Fällen handle es sich eher um klassische Rechenzentren mit Cloud-Anbindung.
Die Herausforderungen lägen vor allem in der Komplexität, die sich entlang der Dimensionen Mensch, Prozess und Technologie bewältigen lasse. Siegrist betonte den Bedarf an kontinuierlicher Weiterbildung, starker Führung, klaren Governance-Strukturen und automatisierter Technik (Infrastructure as Code, GitOps, Policy as Code). Besonders hob er die Bedeutung standardisierter Cloud-Frameworks in der öffentlichen Verwaltung hervor – etablierte Prinzipien müssten nicht immer neu erfunden werden. Sein Beitrag war ein Plädoyer für realistische Cloud-Initiativen mit solider Grundlage.
Kunden-Sicht: Daniel Siegenthaler, BAZG
Daniel Siegenthaler, Programmleiter des Digitalisierungsprojekts DaziT beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG), präsentierte die Erfolgsgeschichte einer öffentlichen IT-Transformation. Er zeigte, wie das BAZG mit über 4400 Mitarbeitenden und einem komplexen Aufgabenbereich den Wandel hin zu einer serviceorientierten, cloudbasierten Architektur meistert.
DaziT ist ein umfassendes IT-Transformationsprojekt des Bundes und umfasst die strategische Neuausrichtung des gesamten Amts. Mithilfe der eigens entwickelten Cloud Developer Platform "Nivel" konnten laut Siegenthaler über 30 Anwendungen produktiv gesetzt und rund 200 Microservices standardisiert bereitgestellt werden. Vollautomatisierte Deployments, ein starker Fokus auf Non-Functional Requirements sowie eine konsequente Trennung von Business- und Infrastruktur-Logik sollen Qualität, Effizienz und Skalierbarkeit sichern. Mit einem Investitionsvolumen von rund 10 Millionen Franken spare das Programm jährlich etwa 50 Millionen an Entwicklungskosten.
Glenfis Experience: Urs Tobler, Glenfis
Abgerundet wurde der Vormittag durch einen Beitrag von Urs Tobler, Senior Consultant bei Glenfis. Er sprach über die Herausforderungen moderner Multi- und Hybrid-Cloud-Landschaften aus Sicht eines kundenfokussierten Dienstleisters. Technologische Komplexität sei zwar herausfordernd, doch die eigentlichen Stolpersteine lägen oft im Organisatorischen: fehlende Strukturen, unklare Rollen, Fachkräftemangel und mangelndes Verständnis für den Gesamtzusammenhang von IT und Business.
Tobler plädierte für ein durchdachtes Target Operating Model, klare Verantwortlichkeiten sowie die gezielte Nutzung bewährter Frameworks wie ITIL, IT4IT und TOGAF. Sein Ansatz: Struktur bringt Ordnung ins Chaos, Vertrauen in Mitarbeitende fördert Innovation, und smarte Werkzeuge müssen situationsgerecht eingesetzt werden. Unternehmen sollten stärker in Organisation und Menschen investieren – statt nur Technik zu skalieren. Sein Fazit: "Einfachheit ist die höchste Kunst – und sie braucht Struktur, Mut und Führung."
Der 16. Glenfis Cloud Talk zeigte: Multi- und Hybrid-Cloud-Strategien lassen sich nur mit einem ganzheitlichen Ansatz erfolgreich umsetzen. Der Mix aus Theorie und Praxis, Experteninput und Anwenderbeispielen ist und bleibt das Erfolgsformat der Glenfis Cloud Talks.
Der nächste Cloud Talk findet am 12. November 2025 erneut im Restaurant Clouds in Zürich statt.
Im Fokus des 15. Cloud Talks von Glenfis standen Agilität und Resilienz von November 2024. Lesen Sie hier mehr dazu.

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