SAP-Anwender fordern standardisiertes, offenes Betriebsmodell für Cloud
Die DSAG fordert von SAP mehr Klarheit bei der Cloud. Besonders bei Lizenz- und Betriebsmodellen sieht sie Nachholbedarf. Während die SAP-Anwendergruppe lieber On-Prem-KI will, möchte SAP möglichst schnell alle in die Cloud bringen.

Der diesjährige Jahreskongress der DSAG (Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe) hat sich vor allem um das Thema Cloud gedreht, aber auch um KI und Daten. Die Cloud, betont die DSAG in einer Mitteilung, sei zwar der richtige Weg, aber auch anspruchsvoll.
Für viele Unternehmen beginne die Reise in die Cloud noch mit der "alten" Business Suite - also SAP ECC - zum Teil auch mit S/4Hana On-Premises. Laut dem aktuellen DSAG-Investitionsreport haben immer noch 51 Prozent der Befragten SAP ERP bzw. die "alte" Business Suite im Einsatz. 42 Prozent nutzen S/4Hana On-Premises, 33 Prozent S/4Hana in der Private Cloud und 13 Prozent in der Public Cloud.
"Damit die Cloud-Transformation gelingt, braucht es eine konsistente und harmonisierte Architektur, einheitliche Betriebsmodelle, klare Migrationspfade sowie transparente Lizenz- und Rabattmodelle, die sich nach oben und unten skalieren lassen", lässt sich Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender, in einer Mitteilung zitieren. Es muss klarer werden, warum sich der Umstieg in die "neue" SAP-Welt lohnt, heisst es in der Mitteilung. Ein zentrales Stichwort hierbei sei Planungssicherheit.
Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender. (Source: DSAG)
Der Zuspruch für die S/4Hana-Cloud-Strategie wachse zwar, doch sei das Tempo von SAP nicht für alle realistisch. Die DSAG erwarte hier "Handlungsspielräume - zum Beispiel bei der Gestaltung individueller Roadmaps", sagt Hungershausen. "Unternehmen brauchen Planungs- und Investitionssicherheit, faire Konditionen sowie transparente Lizenzmodelle und Klarheit über geplante Funktionalitäten."
Dass SAP in der Cloud unterschiedliche Lizenzmodelle für Cloud ERP Public und Private Edition einsetze, erhöhe die Komplexität zusätzlich. "Deshalb fordert die DSAG ein standardisiertes und offenes Betriebsmodell, das sowohl die Public als auch die Private Cloud umfasst", schreibt die Anwendergruppe.
Die DSAG schlägt SAP vor, zusätzlich zu den bestehenden Anreizen zur Transformation und Migrationspfaden auch flexible Lizenz- und Rabattmodelle einzuführen, um den Wechsel für die Kunden attraktiv und einfach zu machen.
DSAG will KI ohne Cloud, SAP will alle in der Cloud
Ferner werde künstliche Intelligenz (KI) immer wichtiger. Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte Hungershausen, dass grosse Konzerne zwar die entsprechenden Budgets hätten, um eigene KI-Use-Cases umzusetzen. "Ein Grossteil der Mitglieder in der DSAG ist aber doch eher aus dem mittleren beziehungsweise kleineren Unternehmensbereich", sagte er. Hier könne man den Mehrwert von KI eigentlich nur dann wirklich gut nutzbar machen, wenn man die KI-Funktionalitäten in die Geschäftsprozesse integriert.
"Wir begrüssen grundsätzlich, dass SAP leistungsstarke KI-Funktionen auf der Grundlage grosser Mengen an Geschäftsdaten, die in SAP- und Non-SAP-Systemen gespeichert sind, für die Herausforderungen unserer Zeit zur Verfügung stellt", lässt sich Hungershausen in der Mitteilung zitieren. KI "muss und darf" aber nicht an Cloud-Lösungen gebunden sein und sollte auch für On-Premises-Kunden zugänglich sein. Aktuell stehen laut Mitteilung viele KI-gestützte Funktionen nur in der Cloud zur Verfügung. "Es ist nicht voneinander zu trennen, KI und Cloud, die Nutzung von KI-Funktionen und von KI-Ergebnissen kann aber letztendlich sehr wohl technologisch auch On-Premises zur Verfügung gestellt werden", sagte Hungershausen während der Pressekonferenz.
Thomas Saueressig, SAP-Vorstand und Leiter Bereich Customer Services & Delivery. (Source: SAP)
SAP sollte zudem den KI-Adoptionsprozess stärker unterstützen. Aus Sicht der DSAG sind dafür eine gute Kommunikation, transparente Roadmaps, faire Preis- und Lizenzmodelle sowie offen verfügbare Innovationen notwendig.
Gemäss SAP-Vorstand Thomas Saueressig sollte der Fokus der Unternehmen jedoch darauf liegen, schnell in die Cloud zu gehen und so von deren Vorteilen zu profitieren. Denn, wie er während der Pressekonferenz erklärte, ein Reasoning-Modell, in dem mehrere KI-Agenten miteinander kommunizieren, würde wohl nicht funktionieren, wenn dieses auch ein On-Premises-System integrieren muss. Deswegen fokussiere SAP sich auf die Cloud - "ohne eine Frankenstein-Architektur zu versuchen, um KI auch On-Premises anzubieten", sagte Saueressig.
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