Editorial

Alt, aber didaktisch wertvoll

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von Coen Kaat
Coen Kaat, stellvertretender Chefredaktor des "IT-Markt". (Source: Netzmedien)
Coen Kaat, stellvertretender Chefredaktor des "IT-Markt". (Source: Netzmedien)

Hatten Sie Informatikunterricht in der Schule? In meiner Generation kam das Thema langsam auf. So konnte ich während meiner Zeit am Gymnasium sehen, wie sich das Verständnis davon, was IT-Unterricht sein sollte, langsam entwickelte.

Das erste Mal, als "Informatikunterricht" auf dem Stundenplan stand, war dies lediglich Schreibmaschinenunterricht, aber mit Word statt mit mechanischen Monstrositäten. Im Wesentlichen ging es aber noch um dasselbe: das Zehnfingersystem.

Im Folgejahr kam der nächste Entwicklungsschritt. Nun bedeutete "Informatikunterricht", dass meine Mitschüler und ich zwei Stunden pro Woche in die Geheimnisse von Word, Excel, Powerpoint und Co. eingeführt wurden. Oder besser gesagt: hätten eingeführt werden sollen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte die Klasse dank Hausaufgaben und Vorträgen bereits mehr Übung mit diesen Programmen als die Lehrer. Zuweilen kamen diese deswegen mit ihren Fragen auf uns zu. Dennoch bleibt mir dieser Kurs in Erinnerung, denn hier begann meine noch immer anhaltende Obsession für animierte GIFs.

Kurz vor der Matura hatten wir endlich einen Informatikunterricht, den ich auch so bezeichnen würde – und nicht als Windows-Anwenderkurs. Unser Mathematiklehrer zeigte uns, wie man programmiert. Welche Sprache lernten wir? HTML, um eigene Websites zu erstellen? Oder gar Javascript? Oder C++? Nein, wir bastelten mit Turbo Pascal herum. Eine Programmiersprache, die schon damals (es war etwa 2005) als Abandonware galt. Auch nutzten wir nicht die aktuelle Version mit einem GUI. Nein, wir begnügten uns mit einer der früheren, klassischeren Versionen. Für die Grundprinzipien, wie eine Programmiersprache funktioniert, reichte es allemal.

Ob Programmieren ein Schulfach sein sollte, darüber lässt sich streiten. Sicher wird auch morgen nicht jeder Schulabgänger später etwas programmieren müssen. Aber Software ist heutzutage dermassen allgegenwärtig, dass jeder Schulabgänger sicher damit in Kontakt kommen wird. Gewisse Grundkenntnisse, wie eine Software funktioniert, sollten daher schon zum schulischen Allgemeinwissen gehören. Nur schon, damit man besser nachvollziehen kann, warum ein Programm das macht, was es macht, statt das, was der Nutzer eigentlich will.

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