Was Kunden wollen

Rui Brandao über die IT-Bedürfnisse der ETH Zürich

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von Coen Kaat

Wenn die ETH Zürich neue Hardware benötigt oder eine Softwarelizenz erwerben will, läuft das über ihn: Rui Brandao, ­Direktor Informatikdienste der ETH Zürich. Im Interview spricht er darüber, was er direkt vom Hersteller und was er über den Fachhandel kauft, was er von seinen IT-Dienstleistern erwartet und darüber, welche IT-Projekte als Nächstes anstehen.

Rui Brandao, Direktor Informatikdienste der ETH Zürich. (Source: zVg)
Rui Brandao, Direktor Informatikdienste der ETH Zürich. (Source: zVg)

Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit, und wo kommen Sie mit IT-Dienstleistern in Berührung?

Rui Brandao: Einer der schönsten Aspekte meiner Arbeit ist die Abwechslung und dass jeder Tag anders aussieht. Die "tägliche Arbeit" ist entsprechend vielfältig, ebenso wie die Interaktion mit IT-Dienstleistern. Sei es im Rahmen von öffentlichen Ausschreibungen, bei Gesprächen rund um die Angebote der Dienstleister und wie diese dazu beitragen können, unsere Ziele zu erreichen, bei Projekten in den verschiedensten Bereichen oder manchmal – wenn auch sehr selten – bei Eskalationen.

Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?

Die Zusammenarbeit mit unseren IT-Dienstleistern gestalten wir als Partnerschaften. Entsprechend sind die wichtigsten Eigenschaften, die ich von ihnen erwarte, auch jene, die ich mir von jedem Partner wünsche: Kompetenz und Verlässlichkeit. Im geschäftlichen Umfeld gesellt sich dann natürlich noch die Effizienz hinzu, sowohl im Sinne der Leistungserbringung als auch aus finanzieller Sicht.

Wo kaufen Sie die Komponenten, die Sie benötigen? Direkt beim Hersteller oder bei einem Fachhändler?

Hardwarekomponenten, Betriebs- und Datenbanksysteme kaufen wir in der Regel direkt beim Hersteller, Software­lizenzen für Applikationen hingegen über Fachhändler.

 

Bei der IT-Sicherheit bin ich sehr zurückhaltend.

 

Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert?

Die ETH Zürich hat IT-Schulungen insbesondere für Office-Nutzer mehrheitlich ausgelagert. Auch in der Applikationsentwicklung lagern wir selektiv dort aus, wo spezialisiertes Know-how gefragt ist oder um Nachfrage-Spitzen unserer Kunden abdecken zu können. Das schweizweite Datennetzwerk und die damit zusammenhängenden Sicherheitsdienstleistungen haben wir an Switch ausgelagert. Darüber hinaus sind wir vor allem aus rechtlichen und Sicherheitsgründen mit Auslagerungen zurückhaltend.

Welche Bereiche würden Sie hingegen nie auslagern?

Um unsere Kunden an der ETH Zürich möglichst gut unterstützen zu können, sind Flexibilität, Agilität und eine enge und partnerschaftliche Beziehung zu unseren Professuren, Studierenden und den administrativen und technischen Mitarbeitenden wichtig. Entsprechend werden wir Bereiche wie das Kundenmanagement, den IT-Support, das Lieferantenmanagement, die Hoheit über unsere Netzwerk-, System- und Applikationsarchitektur sowie die spezifische Beratung der Forschenden in der effektiven und effizienten Nutzung von IT-Mitteln für ihre Forschung nicht auslagern. Darüber hinaus werde ich auch bei Themen der IT-Sicherheit und des ETH-internen Netzwerks sehr zurückhaltend sein.

Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen ­Herausforderungen im Bereich IT für Sie sein?

Für die Analyse von sehr grossen Datenmengen in der Forschung hat der Ausbau von hochflexiblen und sehr leistungsfähigen Big-Data- und Machine-Learning-Clustern grosse Priorität. Dabei können wir nur bis zu einem gewissen Grad auf Cloud-Lösungen zurückgreifen. Immer dann, wenn Lösungen gefragt sind, die spezifisch auf die Forschungsfragen zugeschnitten sein müssen, kommen auch spezifische Accelerators zum Einsatz. Darüber hinaus können Cloud-Lösungen auch aus rechtlicher Sicht nicht überall verwendet werden. Ein weiteres Spannungsfeld in der IT einer Hochschule ist der Ausgleich zwischen Standardisierung (aus Effizienzgründen) und Flexibilität. Forschung und Innovation leben auch davon, dass die Forschenden "einfach mal was ausprobieren" können. Genau das wollen wir unseren Forschenden aus IT-Sicht ermöglichen.

Wie können IT-Dienstleister Sie dabei unterstützen?

Wir haben das Glück, über sehr kompetente IT-Fachleute zu verfügen. Wohl auch deshalb, weil wir sozusagen an der Quelle für Spitzen-IT-Leute sitzen. Die IT-Dienstleister unterstützen uns daher dort am besten, wo sie mit uns auf Augenhöhe über technologische Trends sprechen können. Dies hilft uns, die beschriebenen Herausforderungen zu meistern, um auch weiterhin zu den weltbesten Hochschulen zu gehören.

Die Redaktion fragt in der "IT-Markt"-Rubrik "Was Kunden wollen", was Unternehmen von ihren IT-Dienstleistern erwarten und wo die grössten Baustellen liegen. Die Auswertung der Interviews der vergangenen drei Jahre zeigt: IT-Dienstleister sollten auf ihre Kunden eingehen, einen Blick über den Tellerrand wagen und ruhig mal etwas mutiger auftreten. Lesen Sie hier die komplette Analyse.

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