Körpersprache

Du sagst nicht alles, was ich sehe

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von Rolf Senger

Körpersprache kann man nicht verstecken. Körpersprache ist universell. Körpersprache kann jeder verstehen lernen. Ab dieser Ausgabe erklärt Persönlichkeitstrainer Rolf Senger, wie. In diesem ersten Teil geht es um ­sieben grundlegende Regeln, die es rund um die Körpersprache zu beachten gilt.

Rolf Senger ist selbständiger Persönlichkeitstrainer, ­Kommunikationsberater und Verkaufstrainer. (Quelle: Rolf Senger)
Rolf Senger ist selbständiger Persönlichkeitstrainer, ­Kommunikationsberater und Verkaufstrainer. (Quelle: Rolf Senger)

Verstehen, ohne zu hören, anschauliche Informationen und Signale – dies liefert die Körpersprache in jeder Kommunikationssituation. Es geht nur darum, zu verstehen, wir schauen ja sowieso hin.Lassen Sie uns eine Reise machen. Eine Reise in die faszinierende Welt der Körpersprache. Vorweg einige Regeln dazu.

Regel 1

In der Körpersprache gibt es immer ein "Vor", ein "Während" und ein "Nachher". Wenn ich mit Leuten über Körpersprache spreche, kennen die meisten die Geste der verschränkten Arme vor der Brust. Diese Haltung kennt man, und viele bringen sie mit Körpersprache in Verbindung. Bedenken Sie jedoch: Was war davor? Was ist "vor" dieser Geste passiert? Gab es einen Streit, eine Auseinandersetzung? Oder lehnt sich das Gegenüber einfach mit verschränkten Armen zurück, weil es bequem ist? Oder wird die Diskussion draussen, bei minus 15 Grad geführt? Sie sehen: Die Umstände, das Denken, das Gesagte des Gegenübers bringen uns zum Handeln. Im Streit wird die Person wohl kaum schnell die Arme senken, was bei Wohlbefinden durchaus der Fall sein kann. Draussen in der Kälte wird das Gegenüber wohl auch die Arme senken, mit der Bitte, hinein in die Wärme zu gehen.

Regel 2

Beobachten Sie Menschen, wenn Sie sich im "normalen", relaxten Zustand befinden. Ein Mensch, der aufgebracht ist, reagiert anders.

Regel 3

Beobachten Sie dezent. Sie mögen es auch nicht, immerzu angestarrt zu werden.

Regel 4

Achten Sie auf idiosynkratische Muster. Das  sind Muster, Bewegungen oder Aussagen, die zum Wesen eines Menschen (im relaxten Zustand) gehören und nichts Besonderes bedeuten. Sie erhalten erst dann eine Bedeutung, wenn sie sich verändern oder aufhören. Stellen Sie sich ein Polizeiverhör vor: Eine verdächtige Person wird zum Tatgeschehen befragt. Die Person wippt ständig mit den Beinen. Dies tut sie schon seit der Festnahme, der Überführung und bei anderen Befragungen. Dies ist für die Person "normal", es hat nichts zu bedeuten. Jetzt wird die verhörte Person zum Tatwerkzeug befragt und es wird ihr vorgelegt. Das Wippen hört auf. Spätestens jetzt wird jeder geschulte Ermittler aufmerksam werden. Das Eigene (= das Idiosynkratische), das Wippen hat aufgehört. Die Person verrät sich damit. Körpersprache kann also auch fehlende Körpersprache sein!

Regel 5

Es gibt immer mehrere "Tells". "Tell" (engl. erzählen) bezeichnet im Pokern die erkennbare Änderung des Verhaltens eines Spielers, die Rückschlüsse auf die Bewertung seiner Karten erlaubt. Beobachten Sie einen Fussballspieler, der ein Tor verschossen hat. Er hat nicht nur ein verzerrtes, enttäuschtes Gesicht, er spuckt auch! Dies kommt aus unseren frühen Kindertagen. Kleinkinder, die beginnen zu krabbeln, nehmen alles in den Mund. Was nicht schmeckt, wird wieder ausgespuckt. Dies ist auch der Fall beim Fussballspieler, es "schmeckt" ihm nicht, dass es kein Tor gab.

Regel 6

Fragen Sie bei den Menschen nach, ob sie sich wohl oder unwohl fühlen. Beide Zustände haben andere Tells, andere Haltungen. Wenn Sie einen Menschen nicht kennen, ist dieses Nachfragen sehr hilfreich; denken Sie an die idiosynkratischen Muster.

Regel 7

Beobachten Sie von Kopf bis Fuss! Bedenken Sie, je weiter runter es bei der Körpersprache geht, desto ehrlicher werden die Aussagen. Menschen, die an einem Tisch sitzen, vergessen ihre Beine und Füsse nach dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn". Denken Sie an die beinewippende Person beim Polizeiverhör.

In den folgenden Ausgaben erfahren Sie, was es für Sie im Geschäftsleben und auch im privaten Bereich heisst, wenn sich jemand den drei Grundausdrucksarten der Körpersprache "Erstarren", "Flucht" und "Kampf" hingibt.

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