Schwerpunkt Providermarkt Schweiz

"Grundsätzlich steigen die Anforderungen der Kunden an einen Webhosting-Anbieter immer mehr"

Uhr | Updated
von Marc Landis

An dieser Stelle finden Sie immer am Freitag ein Interview mit einem wichtigen Exponenten der Schweizer ICT-Branche. Heute beantwortet Claudius Röllin, Mitgründer und Chief Sales Officer, Hostpoint, Fragen zur Zukunft des Providermarktes in der Schweiz.

Claudius Röllin, Mitgründer und Chief Sales Officer, Hostpoint (Quelle: Hostpoint)
Claudius Röllin, Mitgründer und Chief Sales Officer, Hostpoint (Quelle: Hostpoint)

Wie muss sich der Channel aufstellen, um im Geschäft mit Provider-Dienstleistungen Geld zu verdienen?

Claudius Röllin: Der Markt im Hosting-Bereich ist sehr dynamisch. Zwar bleibt das Produkt Hosting im Grundsatz dasselbe, also Speicherplatz für Webseiten, doch die Produkte unterscheiden sich mehr, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Gerade deshalb sollte der Channel sich intensiv mit den Angeboten und den benötigten Dienstleistungen auseinandersetzen, denn reines Selling generiert kurzfristig zwar Umsatz, ist am Ende aber für alle wenig zielführend und verärgert nicht nur den Endkunden. Wir als Marktleader im Bereich Webhosting legen nicht nur grossen Wert auf innovative Produkte, sondern auch auf exzellenten Kundensupport. Genau dasselbe erwarten wir auch vom Channel. Es reicht nicht, einfach nebenbei noch ein Hosting zu verkaufen. Vielmehr muss sich der Channel auch diesbezüglich klar positionieren und den Servicegedanken auch tatsächlich leben.

Wie entwickelt sich der Provider-Markt?

Wir werden eine weitere Konsolidierung in der Webhosting-Branche sehen. Der Markt wächst zwar weiter, allerdings nicht mehr so rasant. Die eher grosse Zahl an Mitbewerbern dürfte in den nächsten Jahren markant sinken. Schuld daran sind nicht zuletzt die notwendigen, regelmässigen Investitionen in die Infrastruktur. Gerade für kleinere Webhosting-Firmen dürfte es in Zukunft immer schwieriger werden, die Mittel für den professionellen Betrieb respektive die Erneuerung und den Ausbau solcher Infrastrukturen für die wachsenden Ansprüche der Kunden bereitzustellen.

Wohin entwickelt sich die Technologie im Provider-Geschäft?

Grundsätzlich steigen die Anforderungen der Kunden an einen Webhosting-Anbieter immer mehr. Es genügt schon lange nicht mehr, einfach nur Speicherplatz zur Verfügung zu stellen. Vielmehr erwarten die Kunden durchdachte und einfach zu bedienende Lösungen, beispielsweise einen professionellen Webshop. Dazu kommen verlässliche Lösungen, zum Beispiel im Bereich Datensicherheit, bei Back-ups oder beim Spam-Filter und der Performance der Webhosting-Lösungen. Die Cloud als Megatrend wird uns auch die nächsten Jahre weiter beschäftigen. Sie gilt zwar als kostensparend, je nach Standort inzwischen aber auch als mögliches Risiko, denn Datenstandort und die Sicherheit gewinnen im Licht der aktuellen Ereignisse wieder eine höhere Gewichtung. Hosting-Provider werden daher gefordert sein, nicht nur ihre Technologie zu erweitern, sondern sich Gedanken zur geografischen Lage und der damit verbundenen Sicherheit ihrer Clouds zu machen. Umgekehrt wird das Sicherheitsbewusstsein der Kunden markant zunehmen. Ich bin überzeugt, dass die Strategie von Hostpoint, bewusst sämtliche Dienste ausschliesslich aus der Schweiz aus bereitzustellen, die richtige ist.

Wo sehen Sie Probleme/Herausforderungen im Provider-Geschäft via Channel?

Das reine Reselling von Webhosting-Dienstleistungen ist im preissensitiven Massenmarkt aus heutiger Sicht überholt. Aus diesem Grund bieten wir unter anderem kein Whitelabel-Webhosting mehr an. Wir konzentrieren uns vielmehr hauptsächlich auf den Markt mit Webagenturen und haben dementsprechend speziell darauf ausgerichtete Angebote. Eine der Herausforderungen liegt sicher bei der Sensibilisierung der involvierten Partner beim Thema Sicherheit. Als Marktführer im Bereich Webhosting legen wir grossen Wert auf die Sicherheit der bei uns installierten Software. Gerade im Projektbereich, wo für den Kunden eine Website auf Basis eines CMS aufgesetzt wird, ist nach Abschluss des Projekts und der Abgabe der Webseiten jedoch niemand mehr für die technische Pflege zuständig und es werden keinerlei sicherheitsrelevante Updates, etwa für das CMS, mehr installiert. Aus Sicherheitsgründen müssen wir wiederum gehackte oder malware-verbreitende Webseiten umgehend sperren, was am Ende beim Kunden nicht nur zu Unmut, sondern auch zu Reputationsschäden und einer gewissen Hilflosigkeit führt. Das Beispiel zeigt, dass sich nicht nur der Channel umfassend mit den Herausforderungen des Geschäfts befassen muss. Der reine Wiederverkauf von Dienstleistungen und Produkten reicht einfach nicht mehr.

Wie sind die Zukunftsaussichten im Provider-Business via Channel?

Der bereits gut besetzte Markt im Bereich Webhosting macht es Neueinsteigern sicher schwieriger, sich zu etablieren. Allerdings gibt es nach wie vor Kundensegmente, in denen Wachstumsmöglichkeiten vorhanden sind. Zudem wird der Markt – nicht nur im Cloud-Bereich – auch in Zukunft innovative Lösungen hervorbringen, die auch für den Channel interessant sein werden.

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