Was macht eigentlich Viktor Pabst?

Pabst kommt zurück

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Eine Motorradvermietung in Las Vegas aufmachen, wenn man das Arbeitsleben hinter sich hat? Einfach abhauen und noch einmal neu anfangen? Viele träumen davon, er hat es getan. Aber Viktor Pabst will wieder zurück nach Baden.

Viktor Pabst
Viktor Pabst

1988 hat Viktor Pabst den Disti Pabstronic gegründet. Später firmierte er – bereits gemeinsam mit Geschäftspartner René Regez – in Alltron um. Nach zehn Jahren verkaufte er das Unternehmen mehrmals, bis Alltron und COS schliesslich fusionierten. Nach der Fusion schrieb Pabst mit der neuen Alltron, deren CEO er immer noch war, das erste Mal in seinem IT-Leben rote Zahlen, wie er sagt. Und wurde fristlos entlassen. Eine Woche nach seinem Rauswurf, flog er – traurig und enttäuscht von der Welt – nach Las Vegas, um seinen Traum von der eigenen Töffvermietung zu verwirklichen.

Doch Vegas ist ein hartes Pflaster. Pabst, der sich selbst als leichtgläubig und grosszügig bezeichnet, wird ausgenutzt. Nun will er wieder zurück nach Hause. Warum, erklärt er im Gespräch.

Herr Pabst, wann kommen Sie wieder in die Schweiz?

Sobald ich mein Geschäft hier in Vegas verkauft habe.

Warum wollen Sie zurück?

Ich habe vor vier Jahren in Baden erneut geheiratet und meine Frau ist letztes Jahr von Las Vegas wieder nach Baden-Dättwil gezogen, wo ich ein Haus gekauft habe. Meine Frau sagte von Anfang an, dass sie wieder in der Schweiz leben wolle. Eigentlich wollte sie auch nur drei Jahre mit mir in den USA bleiben und dann wieder zurück. Schliesslich blieb sie sechs Jahre. Jetzt wartet sie, bis ich zurückkomme.

Und Sie selbst wollen wirklich auch zurück?

Ja.

Aber Sie haben doch hier ein florierendes Geschäft ...

Das stimmt. Aber bis hierher war es ein weiter Weg. Von den vergangenen zehn Jahren musste ich sieben Jahre lang kämpfen. Die Zeit war geprägt von persönlichen und finanziellen Enttäuschungen. Ich habe genug. Genug von Amerika und den Amerikanern.

Was ist denn passiert?

Als ich nach Las Vegas ging, war ich etwas naiv. Es ist sehr schwierig, wenn man als Ausländer in den USA ein KMU aufmachen will. Es ist unglaublich, wie viele Steine man in den Weg gelegt bekommt. Am Anfang gab es zudem Schwierigkeiten mit meinem Arbeitsvisum und ich konnte die Firma nicht unter meinem eigenen Namen gründen. Da habe ich das Geschäft unter dem Namen meiner damaligen Freundin, einer Amerikanerin, eröffnet. Doch nach zwei Jahren musste ich die Firma ein zweites Mal aufbauen, weil die Frau mich über den Tisch gezogen hatte.

Wie das denn?

Als ich für eine kurze Zeit in die Schweiz flog, begann sie, die 45 Motorräder der Firma zu verkaufen, nahm eine Hypothek von 50'000 Dollar auf mein Haus auf und ich musste ihr dann das Geschäft, das ich aufgebaut hatte, die Motorräder, die ich bezahlt hatte und das Haus, das ich gekauft hatte, inklusive Hypothek wieder abkaufen. 250'000 Dollar waren futsch.

Und dann haben Sie noch einmal von vorne angefangen?

Ja, dann gründete ich die Firma ein zweites Mal. Dieses Mal auf meinen Namen. Nach weiteren drei Jahren war ich wieder oben. Das Geschäft hatte ich von 45 auf 20 Töffs verkleinert, zwei von vier Angestellten entlassen. Als es wieder gut lief, verkaufte ich mein Geschäft 2006 an einen Konkurrenten in Phoenix, Arizona. Der Abzahlungsvertrag für den Kaufpreis wäre über drei Jahre gelaufen. Doch schon nach sechs Monaten blieben die Zahlungen aus, und ich musste meine Firma wieder zurückerstreiten. Das kostete mich noch einmal etwa 150'000 Dollar. Seither geht es aber aufwärts. 2008 schrieb ich das erste Mal schwarze Zahlen mit der Töffvermietung. Die Firma wuchs seitdem jedes Jahr. Jetzt suche ich wieder einen Käufer. Finde ich keinen, muss ich das Unternehmen auflösen.

Was wollen Sie machen, wenn Sie wieder in der Schweiz sind?

Also ich bin nicht auf Jobsuche, wenn Sie das meinen. Ich bin jetzt 54 und glaube auch nicht, dass ich wieder in der IT arbeiten könnte. Immerhin war ich zehn Jahre weg, und die Technologie hat sich in der Zwischenzeit stark gewandelt. Ich könnte mir aber vorstellen, US-amerikanische Firmen in der Schweiz zu vertreten und umgekehrt. Ich habe in den USA viel darüber gelernt, wie dort geschäftet wird. Und ich weiss, wie man in der Schweiz geschäftet. Ich will auch weiterhin jedes Jahr einige Monate in Amerika verbringen, um meine Land-Geschäfte abzuschlies¬sen. Meinen Lebensmittelpunkt will ich aber in der Schweiz haben, bei meiner Frau.

Wann kommen Sie zurück?

Mitte März und im August, zunächst in die Ferien, und dann für immer, wenn ich meine Firma verkauft habe. Ich bleibe dann noch sechs Monate nach dem Verkauf, um eine saubere Übergabe zu sichern. Somit ist der definitive Termin vom Verkauf abhängig. Wer weiss, vielleicht findet sich ja bald ein "Verrückter" wie ich, der die Firma mit demselben Herzblut wie ich weiterführt.

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