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Cebit 2014: "The Woz" als Messe-Highlight

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Apple-Mitgründer und IT-Legende Steve Wozniak hat an der Cebit über die Zukunft Apples gesprochen. Tim Cook arbeite sehr hart. Für tosenden Applaus sorgten seine Aussagen zu Edward Snowden. Dieser ist für ihn ein Held.

Gestern Nachmittag an der Cebit: Draussen scheint die Sonne, der Frühling ist da. Dennoch drängt sich in Halle 8, wer eines der teuren Tickets für die Global Conferences ergattert hat. Voll ist der Saal, die Besucher voller Erwartungen. Diejenigen ohne Sitzplatz stehen dicht gedrängt zwischen der äusseren Stuhlreihe und den Wänden, bilden sozusagen eine weitere Wand. Nervöse Pressevertreter kabbeln sich um die letzten Plätze vor der ersten Stuhlreihe, wer sich vordrängeln will, wird deutlich hinwegkomplimentiert. Die Stimmung wird zunehmend nervöser.

Dann bricht Jubel aus: Apple-Mitgründer und Chef-Nerd Steve Wozniak betritt die Bühne, ganz in schwarz, so wie es sich für einen IT-ler gehört. Er bietet das Kontrastprogramm zu den Anzug- und Aktentaschenträgern in den übrigen Hallen. Die Cebit will seit diesem Jahr nur noch B2B-Event sein. Da wirkt "The Woz", wie er von seinen Fans genannt wird, mit seiner Lockerheit fast ein wenig Fehl am Platz. Insbesondere nach dem nüchternen Referat von Professor Scheer über die Wertschöpfung von Daten in der Industrie 4.0.

Tim Cook arbeitet hart

"The Woz" widmet sich eine gute Stunde mit Moderator Brent Goff zu Apple, Edward Snowden und den Fragen der Zuschauer. Dabei bleibt er stets entspannt, lacht viel, auch bei ernsten Themen wie dem NSA-Skandal oder wie den immer wieder aufkeimenden Zweifeln an der Innovationskraft und des sich androhenden Niedergangs von Apple.

Wozniak ist fasziniert von der technischen Entwicklung in der IT. Er habe sich nie träumen lassen, dass er einmal einen Song auf einen Speicher laden und mit sich herumtragen könne. "The Woz" glaubt nach wie vor an die Stärke des Unternehmens, das er mit Steve Jobs in den 1970er Jahren gegründet hatte. Der jetzige CEO Tim Cook mache einen hervorragenden Job, lobt Wozniak. Er kenne niemanden, der so hart arbeite. Zudem nimmt Wozniak iPhone-Kritikern Wind aus den Segeln, als er klarstellt: "Ich habe nie gesagt, dass Apple Android auf iPhones installieren sollte." Apple hätte es nur tun können.

"Edward Snowden ist ein Held"

Die Datensammelwut von Herstellern und Service-Anbietern, zu denen auch sein Apple zählt, scheint auch ihm Sorgen zu bereiten. Ob man denn Apple seine Daten anvertrauen könne, fragt Moderator Goff. Wozniak weiss es nicht. Dafür ist für ihn mit Hinblick auf den Überwachungsskandal der NSA klar: "Edward Snowden ist ein Held." Tosender Applaus erfüllt daraufhin den Saal, Wozniak scheint wohl vielen der Zuschauer aus dem Herzen zu sprechen.

Dennoch: Ein politisches Engagement käme für ihn nicht in Frage. Er fühlt sich wohler in der Gönnerrolle. So unterstützt er denn auch den Aufruf Tim Berner Lees, der Erfinder der Grundlagen des Webs, der eine Art Meschenrechts-Charta für das Netz und den Umgang damit fordert.

"The Woz" vs. Superman

Neben ernsten Themen kam auch der Spass nicht zu kurz. Als der Moderator ein Selbstportrait mit Wozniak aufnehmen will, um den Twitterrekord der Oscarverleihung zu brechen, stürmt Superman auf die Bühne. Dieser nennt sich nun Selfie-Man, daher das goldene S, das auf seiner Brust leuchtet.

Einstudiert oder ein Party-Crasher – Niemand scheint zu wissen, was es mit dem Mann im Superhelden-Kostüm auf sich hat, doch das Gelächter ist gross, die Stimmung heiter. Ebenso, als ein Dudelsack-Spieler in die Halle spaziert und neben der dünnen Saal-Wand sein Bestes gibt.

"The Woz" hat IT-Geschichte hautnah erfahren, ist selbst eine lebende Technik-Legende. Mit seinem Kult-Status wird er schon beinahe wie ein Orakel verehrt. Gebannt lauschen die Zuhörer, als Wozniak über die Trends in der IT spricht.

Was Wozniak derzeit fasziniert, ist Siri, Apples dienender Geist in den iOS-Geräten, der auf Sprachbefehle reagiert. Ein Zwischenschritt: Für die nächsten Jahre erwartet "The Woz" Roboter. Wie er es sagt und seinem Minenspiel nach, scheint er fest davon überzeugt zu sein, Siri eines Tages die Hand schütteln zu können. Allerdings glaubt er nicht, dass diese Maschine bereits ein eigenständiges Bewusstsein haben wird. Das dauert noch 100 Jahre, schätzt der Ingenieur.

IT kann beim Lernen helfen, ersetzt aber einen guten Lehrer nicht

Bei all der Technik-Begeisterung stellt sich auch die Frage nach Grenzen der Technik. Oder wie man Kindern beibringt, Tablets in der Schule pädagogisch zu nutzen, statt nur herumzusurfen. Eine berechtigte Frage einer französischen Lehrerin einer internationalen Schule.

Nicht nur Apple, auch andere Hersteller wie Samsung versuchen in den Education-Markt mit Tablets vorzudringen. Dass Kinder darin natürlich andere Vorteile sehen als Erwachsene, dürfte dabei auf der Hand liegen. Wozniaks Antwort klingt nach: Mach Dich mal locker. Natürlich drückt er sich gewählter aus."The Woz" erzählt von seiner Jugend und davon, dass stets Kritik an IT laut wurde, da sich junge nicht mehr mit dem Lernen beschäftigen würden. "Aus mir wurde schliesslich auch jemand." Wozniak sagt aber auch, das PCs keine Leitbilder sein könnten und auch keine Lernrevolution auslösen würden. IT könne aber das Lernen verbessern und mehr Schülern einen breiteren Zugang zu Bildung ermöglichen.

So plötzlich wie er die Bühne betrat, so rasch verschwindet Steve Wozniak auch wieder hinter dem Bühnenvorhang. Der Saal leert sich erst langsam. Ob die Zuschauer eine Zugabe erwarten? Sie warten vergeblich auf "The Woz": Ingenieur, IT-Legende - Popstar.

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