Channel - Börse und Wirtschaft

Ericsson auf der Suche nach neuen Umsatztreibern

Uhr | Updated
von Matthias Niklowitz

Ericsson kann sich der asiatischen Konkurrenz am Markt für Netzwerktechnik widersetzen. Doch neue Absatzmöglicheiten finden sich nur schwer.

Ericsson in Zahlen. (Bildquelle: SEB)
Ericsson in Zahlen. (Bildquelle: SEB)

Ende Februar sind die Augen der ICT-Welt auf Barcelona gerichtet – die spanische Metropole wird wieder den Mobile World Congress auf dem riesigen Gelände der Fira beherbergen.

Wer dann auf dem Weg zum Pavillon des grössten Netzwerkausrüsters Ericsson die Treppen auf dem an einem Hügel angelegten Gelände nach oben steigt, kommt an der grossen Halle des Konkurrenten Huawei nicht vorbei – zu wichtig sind die Chinesen geworden. Andere Telekom- Ausrüster wie Motorola, Nortel oder Alcatel haben längst das Handtuch geworfen oder das Telekom-Ausrüstungsgeschäft deutlich verkleinert.

Ericsson widersetzt sich dem Sog – noch. Der schwedische Konzern war im Januar erstmals auch an der Consumer Electronic Show CES in Las Vegas präsent – "einfach um hier in Nordamerika auch dem Publikum zu zeigen, dass wir da und gross sind", wie Arun Bhikshesvaran, Chief Marketing Officer von Ericsson, sagt.

Das Publikum bekam indes in Las Vegas kaum etwas zu sehen – und daran wird sich auch in Barcelona wenig ändern: Die wichtigsten Innovationen sind nicht mehr wie bei der Umstellung von den GSM- auf die 3G-Netze sichtbare neue Antennen mit Sendern und der ganzen Netzwerkinfrastruktur. "Heute finden die meisten Innovationen auf der Softwareseite statt", erklärt Bhikshesvaran weiter, "und so haben die Netzbetreiber die Möglichkeit, ihrerseits ihre Netze so zu optimieren, dass es sich für sie auch finanziell lohnt."

Zu den Features, die die neue Generation der Ausrüstung umfasst, gehören auch Regelsysteme, die beispielsweise die Geschwindigkeit des Datenverkehrs für die Endkunden davon abhängig macht, wie viel sie für ihre Abonnements bezahlen. "Es gibt zwar viele Netzbetreiber, die solche Features jetzt wünschen, aber noch kaum welche, die sie auch einsetzen", sagt Bhikshesvaran.

Denn – vorläufig – ist die Angst vor Kunden, die an die Konkurrenz verloren werden, noch grösser als die Zuversicht, dass es sonst für alle immer schwieriger wird, zu überleben. Zumal Apple – über das geschlossene Enduser-System – und Google über Werbung die grössten Scheiben des Umsatzkuchens herausschneiden und den Netzbetreibern nur die Krümel übrig lassen.

Und diese Netzbetreiber geben den Druck auch an den grössten Ausrüster weiter, der seinerseits bisher mit seinen ausgebauten Services- und Softwareaktivitäten viel unternommen hatte, um den Umsatz auf Wachstumskurs zu halten. "Die Konsensschätzungen sind zu hoch", warnen jetzt die Analysten der Swedbank. "Und auch das Topmanagement ist jetzt zunehmend zurückhaltend über die für dieses Jahr zu erwartenden Umsätze", ergänzen die Analysten der schwedischen Bank SEB.

Im letzten Jahr hatte es einen Umsatzschub durch die Ausbauten in den USA und Russland sowie nachgeholten Verkäufen vom Vorjahr gegeben – das wird dieses Jahr wegfallen. Und damit dürfte es, bei nur um allenfalls zwei Prozent steigenden Umsätzen, zu einem fallenden Gewinn kommen, weil sich der Mix wieder in Richtung des margenschwächeren Servicegeschäfts verlagert. Die schwedischen Broker empfehlen deshalb auch lediglich ein "Halten" der Ericsson-Aktie im Wertschriftenportfolio.

Webcode
Ppyj6h5B