Zusammenschluss von Mitel und Aastra

"Dank der Fusion können wir neue Lösungen anbieten"

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Mit dem Zusammenschluss von Mitel und Aastra entsteht ein neuer Telekommunikationsanbieter. Ulrich Blatter, Managing Director Aastra Telecom Schweiz, erläutert die Auswirkungen aufs Schweizer Geschäft.

Ulrich Blatter leitet die Geschicke von Aastra in der Schweiz. (Quelle: Netzmedien)
Ulrich Blatter leitet die Geschicke von Aastra in der Schweiz. (Quelle: Netzmedien)

Herr Blatter, wie nehmen Sie die Fusion von Mitel und Aastra aus Schweizer Sicht wahr?

Die Fusion ist äusserst lebendig. Das kommt auch daher, dass wir in verschiedenen Bereichen ein Synergiepotenzial ausschöpfen können und die Organisationsstruktur ändern in Richtung einer vertikalen Organisation. Das heisst beispielsweise, dass das Marketing international wird und wir am Standort Schweiz Zugang zu internationalen Ressourcen und zu Spezialisten im Hauptquartier erhalten. Auch das Produkt-Rollout ist jetzt bekannt. Für den Standort Solothurn ist wichtig, dass die hier entwickelte Kommunikationslösung Aastra 400 zu einem strategischen Produkt deklariert wurde. Zudem arbeiten wir am Branding. Der Name Aastra wird voraussichtlich im Oktober durch den Mitel-Brand abgelöst. Sie sehen also, es läuft sehr viel zurzeit.

Sie schauen der gemeinsamen Zukunft also sehr positiv entgegen?

Ja, beide Firmen haben ihren Hauptsitz in ­Kanada und sind ähnlich gross, was die Mitarbeiterzahl und den Umsatz angeht. Aber sie bearbeiten unterschiedliche Märkte. Mitel ist in Kanada und den USA aktiv, Aastra in Europa. Hier haben wir viel Potenzial. Dank des Zusammenschlusses sind wir in Westeuropa die Nummer eins im Telekommunikationsmarkt und weltweit die Nummer fünf. Zudem investieren wir etwa 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung, das sind rund 100 Millionen Franken. Ein grosser Teil davon fliesst ins Cloud-Business, aber auch in die Callcenter-Angebote und den Call Manager.

Wie wirkt sich die Fusion aufs Geschäft in der Schweiz aus?

Mitel ist hier ja nicht präsent, aber wir erfahren trotzdem wesentliche Veränderungen. Wir wandeln uns vom KMU zum Konzern mit ­Zugang zu weltweiten Spezialisten. Auch die Vertriebsstrukturen passen wir an. Mitel ist ja stark im Cloud-Geschäft, und die kürzlich übernommene Tochtergesellschaft Telepo ermöglicht uns den Know-how-Aufbau im Public-Cloud-Bereich für Unified Communications. Zudem bieten wir neu Services für Lync-Anwender, indem wir die Lösung mit zusätzlichen Leistungsmerkmalen und professionellen Zusatzleistungen «veredeln». So ist etwa Aastra 400 in der Schweiz für Lync zertifiziert.

Das heisst, dass Sie sich auch in der Schweiz neu positionieren?

In der Schweiz sind wir Marktleader und möchten unsere Position weiter ausbauen. Ein wichtiger Faktor ist dabei, dass wir uns im Cloud-Business positionieren. Hierzu bauen wir neue Vertriebskanäle auf, und wir wollen ein professionelles Kontaktzentrum anbieten. Unser Angebot ändert sich also von Capex zu Opex. Die bestehenden Lösungen werden wir weiterhin anbieten, der Kunde hat die Wahl, ob er in die Cloud oder lieber eine integrierte Applikation nutzen will. Mit der Fusion haben wir neue Lösungen, die wir jetzt auf dem Markt anbieten können.

Erweitern diese Cloud-Dienstleistungen das Kundensegment?

Wir setzen ja vor allem auf Partner und Provider. Aastra ist vor allem stark für Unternehmen von acht Mitarbeitern an aufwärts. Es ist gut möglich, dass die Public-Cloud-Angebote auch kleinere Unternehmen ansprechen, weil es für sie eine interessante Lösung ist. So gesehen ändert sich der Fokus schon.

Welche Trends verfolgen Sie im Umfeld der Kommunikation?

Wir verfolgen primär den Trend hin zu Cloud-­Lösungen in der Kommunikation. Wir gehen davon aus, dass dieser Markt in den nächsten Jahren um 25 bis 30 Prozent wächst. IP-Telefonie und UCC werden dagegen nur 5 bis 7 Prozent wachsen. Deshalb ist es wichtig, jetzt in den Cloud-Markt einzusteigen. Der Wechsel von Capex zu Opex ist kein einfacher Trend, er hängt stark von den Kundenbedürfnissen ab. Wenn bereits eine Infrastruktur vorhanden ist, entscheiden sich viele Unternehmen aus Kostengründen für eine On-Premise-Kommunikationslösung. Bei einer cloudbasierten Lösung muss dagegen das Netzwerk auch für Sprache ausgelegt sein. On-Premise und Cloud werden zusammenwachsen, zuerst im Datenbereich dann auch bei Voice. Das geschieht aber nicht gerade morgen. Wir sind im richtigen Moment dran, unsere Strategie da­rauf auszurichten. Die Fusion mit Mitel kam zu einem guten Zeitpunkt für den Schritt in die neue Ära.

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