Cloud-Markt in Bewegung

Chinesische Cloud-Anbieter werden global

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Chinesische Cloud-Anbieter drängen auf das internationale Parkett. Alibaba geht dabei voran. Gleichzeitig suchen auch westliche Unternehmen vermehrt Zugang zum chinesischen Markt.

In vielerlei Hinsicht hat China ein eigenes ICT-Ökosystem. Mehrere hundert Millionen Chinesen nutzen Dienste, die fast nur in China bekannt sind. Beispiele hierfür sind der Microblog Sina Weib (新浪微博), die Suchmaschine Baidu (百度) oder auch die Car-Sharing-Apps Kuaidi/Didi-Dache (快的/滴滴打车). 

Cloud-Anbieter auf Expansionskurs

Momentan ist auch der Cloud-Markt in China noch relativ geschlossen. In einem Marktbericht erwartet IDC, dass in den nächsten Monaten viel in Bewegung kommen könnte. Ende Juli gab zum Beispiel Alibaba bekannt, seine Cloud namens Aliyun (阿里云 übersetzt Ali-Wolke) global ausbauen zu wollen. Dafür will das Unternehmen eine Milliarde US-Dollar in die Hand nehmen. Das Geld soll in Forschung und Entwicklung sowie in neue Standorte von Rechenzentren fliessen. Anfang dieses Jahres hatte der Konzern bereits angekündigt, ein erstes Rechenzentrum in den West-USA bauen zu wollen.

Genutzt werden kann die Cloud von Alibaba jetzt auch schon global, die Performance ist aber noch nicht mit Google, Amazon oder Microsoft vergleichbar. In einem Gespräch auf der Cebit dieses Jahr sagte ein Vertreter von Aliyun gegenüber der Redaktion, dass Alibaba mittelfristig mit Amazon konkurrieren wolle. Dementsprechend dürften noch weitere Rechenzentren ausserhalb Chinas folgen. Laut IDC ist zunächst ein weiteres RZ im nahen Osten geplant. Danach seien Standorte in den Ost-USA, Europa, Singapur und Japan möglich.

Alibaba ist nicht allein

Neben Alibaba drängen noch weitere chinesische Anbieter mit ihren Cloud-Angeboten auf den globalen Markt. IDC nennt hier UCloud, Qing-Cloud (青云) und Weiyun (微云) von Tencent/Tengxun. Diese Unternehmen hätten Pläne für Rechenzentren in Nordamerika und in Hongkong (das wiederum ein Teil von China ist), schreibt IDC.

Der Markteintritt sei für chinesische Unternehmen in den USA vergleichsweise leicht, schreibt IDC. Es gebe hier nur wenige gesetzliche Schranken. In Europa sind die Regeln jedoch deutlich strenger. Beispielsweise dürfen gewisse Daten nur innerhalb der europäischen Grenzen gespeichert werden. Daher erscheint der erste Schritt in die USA für die chinesischen Anbieter nachvollziehbar.

Hohe Hürden in China

IDC sieht in den neuen Mitbewerbern ernstzunehmende Herausforderer für Cloud-Anbieter aus den USA. Der chinesische Cloud-Markt an sich ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Nach IDC-Berechnungen lag der Umsatz bei mehr als 900 Millionen Dollar, dies entspricht einer Zunahme von 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Daher versuchen auch immer mehr Anbieter aus den USA und Europa, in den chinesischen Markt vorzudringen.

Dem Markteintritt stehen aber hohe Barrieren des chinesischen Gesetzgebers im Weg. Bisher haben von den grossen Anbietern nur Microsoft mit Windows Azure und Amazon Web Services Fuss fassen können, wie die IDC-Analysten berichten.

Schwierig sei es etwa, Lizenzen für "Value Added Mobile Services" zu bekommen. Diese halten zumeist chinesische Rechenzentrumsbetreiber und wurden im Jahr 2012 vergeben. Mehrheitlich halten Alibaba, Huawei und Inspur die Lizenzen.

Zudem verlangen die chinesischen Gesetze, dass ausländische Unternehmen Joint-Ventures gründen müssen, bevor sie sich für eine Lizenz bewerben können. An dem Gemeinschaftsunternehmen muss der chinesische Partner mindestens einen Anteil von 50 Prozent halten. Diese Unternehmen unterstehen zusätzlich der Regulierung durch die chinesische Telekommunikationsbehörde.

Diese hohen Hürden erklären für IDC die geringe Zahl der ausländischen Cloud-Anbieter in China. Es gebe aber Gespräche, um den Zugang zu erleichtern. Noch ist aber nicht klar, wann und ob diese erfolgreich abgeschlossen werden.

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